Neujahrsempfang für die Angehörigen des Diplomatischen Korps

Schwerpunktthema: Bericht

13. Januar 2016

Daniela Schadt hat am 13. Januar die Angehörigen des Diplomatischen Korps zum Neujahrsempfang in Schloss Bellevue begrüßt: "Wir alle wissen: Die Herausforderungen, die vor uns liegen, werden wir nur mit Gemeinsinn bewältigen können. Unser Land ist stark, weil die Menschen hier Ja sagen zum Zusammenhalt, zum Miteinander und zum Ausgleich der Interessen."


Daniela Schadt hat am 13. Januar die Partnerinnen und Partner der in Deutschland akkreditierten Diplomatinnen und Diplomaten zum Neujahrsempfang in Schloss Bellevue begrüßt. Darüber hinaus waren Vertreter von Organisationen und Initiativen eingeladen, für die sich Daniela Schadt besonders engagiert - beispielsweise die Deutsche Kinder und Jugendstiftung oder UNICEF Deutschland. In ihrer Ansprache dankte Frau Schadt den Anwesenden für ihre Arbeit: "Sie helfen – ganz konkret in vielen Einzelfällen, aber Sie wirken auch gegen das, was vielfach beschrieben oder herbeigeredet wird als eine ‚Spaltung der Gesellschaft‘. Wir alle wissen: Die Herausforderungen, die vor uns liegen, werden wir nur mit Gemeinsinn bewältigen können. Unser Land ist stark, weil die Menschen hier Ja sagen zum Zusammenhalt, zum Miteinander und zum Ausgleich der Interessen."

Zu Beginn des Empfangs gedachten die Gäste in einer Schweigeminute der Opfer des Attentates in Istanbul vom Vortag. Musikalisch wurde der Empfang begleitet durch den Windsbacher Knabenchor, der Volkslieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Frank Melchior und Johannes Brahms vortrug.

Ansprache von Daniela Schadt:

Ein Neujahrsempfang sollte eigentlich ein froher Anlass sein. Doch heute stehen wir ganz unter dem Eindruck des entsetzlichen Anschlags gestern in Istanbul, bei dem zehn Menschen zu Tode kamen. Wir alle sind erschüttert und mit unseren Gedanken bei den Familien der Opfer und den Überlebenden des Terroraktes. Acht der Ermordeten waren Deutsche. Die Herkunft der weiteren Todesopfer ist noch ungewiss. Wir blicken mit Abscheu auf diese Mordtaten. Und wir sind entschieden, uns dem Terror, der uns alle herausfordert, nicht zu beugen.

Ich möchte Sie bitten, mit einer Schweigeminute aller Opfer des gestrigen Tages zu gedenken.

Im Gedenken an die Opfer wollen wir nun gemeinsam zurückblicken auf das zu Ende gegangene Jahr und nach vorne schauen auf das, was uns 2016 bringen wird.

Als wir vor genau einem Jahr an dieser Stelle zusammenkamen, standen wir gemeinsam unter den Eindrücken der schrecklichen Anschläge von Paris, etwa auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt.

Auch viele andere Ereignisse haben uns im Jahr 2015 erschüttert und beunruhigt: Terroranschläge, entsetzliche Kriege, die Schicksale unzähliger Menschen auf der Flucht und die schon fast in den Hintergrund getretenen Krisen in der Ukraine und in Griechenland. Auch das Aufkommen populistischer Parteien und Initiativen erfüllt viele Menschen mit Sorge.

Zugleich blicken wir dankbar darauf, was uns im zurückliegenden Jahr gelungen ist und was uns ermutigt hat – hier in Deutschland, zum Beispiel bei der Aufnahme zahlreicher Geflüchteter, aber auch international, etwa vor wenigen Wochen bei der erfolgreichen UN-Klimakonferenz.

All diese Themen – die sorgenvollen und die ermutigenden – werden uns mit Sicherheit auch im Jahr 2016 beschäftigen und damit die Gedanken und das Tun von vielen der heute hier Anwesenden prägen.

Unter uns sind heute zahlreiche Engagierte aus Vereinen, Initiativen und Stiftungen, die an unterschiedlichen Stellen, in kleineren und größeren Projekten, hier in Deutschland und weltweit Gutes bewirken. Bei vielen meiner Termine bin ich Ihnen begegnet – etwa, wenn es um die Chancengerechtigkeit für Jugendliche durch Bildung ging, die mir besonders am Herzen liegt – oder bei der Aufnahme von Geflüchteten, die uns alle besonders beschäftigt hat. Gerne denke ich an die Besuche bei den Bayerischen Landfrauen, im Frauenhaus Schwabach und verschiedenen anderen eindrucksvollen Initiativen in Hessen und Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Diese Besuche – sie waren für mich Sternstunden des Jahres 2015!

Beindruckt hat mich auch das Gespräch mit den Helferinnen und Helfern bei NACOA, die sich um die Kinder suchtkranker Eltern kümmern, und das Benefizkonzert des Bundesverbandes Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V.

Die Menschen in all diesen Organisationen – ob in den Städten oder auf dem Land, ob schon namhaft oder bisher noch weniger bekannt, Sie alle arbeiten mit hohem persönlichem Einsatz an etwas, was unsere Gesellschaft, was Deutschland gerade in Zeiten des Wandels braucht: Zusammenhalt.

Sie helfen – ganz konkret in vielen Einzelfällen, aber Sie wirken auch gegen das, was vielfach beschrieben oder herbeigeredet wird als eine Spaltung der Gesellschaft. Wir alle wissen: Die Herausforderungen, die vor uns liegen, werden wir nur mit Gemeinsinn bewältigen können. Unser Land ist stark, weil die Menschen hier Ja sagen zum Zusammenhalt, zum Miteinander und zum Ausgleich der Interessen. Dazu tragen Sie, liebe Gäste, in besonderer Weise bei – und diese Arbeit, da will ich einmal den Bundespräsidenten zitieren, die ist keine Girlande, kein Beiwerk, mit dem man einen Staat zusätzlich schmückt. Ihre Arbeit macht unser Land schöner und lebenswerter und dafür gilt Ihnen Dank, nicht nur am Jahresauftakt.

Mit diesem Dank möchte ich Sie zugleich ermuntern, ja ermutigen, weiterhin zum Gelingen einer positiven und lebendigen Gesellschaft beizutragen. Gelegenheiten dazu wird es auch 2016 reichlich geben, da bin ich mir ganz sicher.

Ich habe mir vorgenommen, mich auch im neuen Jahr vor allem mit Unterstützung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung für Bildungserfolge und Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland einzusetzen. Mit UNICEF werde ich in weniger als einer Woche in die Ukraine reisen, um dort ein Schlaglicht auf einen weiteren Aspekt der zahlreichen Flüchtlingsbewegungen unserer Zeit zu werfen.

Dieser Empfang drückt meinen Dank aus für das, was von Engagierten hier im Inland geleistet wurde. Zugleich sagt er Danke den Partnerinnen und Partnern des Diplomatischen Korps für zahlreiche gute Gespräche, Begegnungen und Kontakte im zurückliegenden Jahr – hier in Berlin, zum Beispiel bei eingehenden Besuchen von Staatsoberhäuptern, oder in ihren Herkunftsländern, die ich mit dem Bundespräsidenten oder auch alleine bereisen durfte. Ich danke für Ihre Unterstützung, Ihren Rat bei diesen Reisen, besonders aber für Ihr breites Engagement auch hier in Deutschland – etwa im internationalen Kulturaustausch, aber auch in vielen anderen Bereichen, über die ich gleich sicher noch manch Neues hören werde.

Mein Dank gilt auch Willkommen in Berlin und dem Ambassadors Club, die sich in besonderer Weise um das Diplomatische Korps und ihre Angehörigen verdient machen, ebenso wie dem Familien- und Partnerdienst im Auswärtigen Amt, der die Angehörigen des deutschen diplomatischen Dienstes tatkräftig unterstützt.

2016 wird zweifellos vor allem politisch ein sehr interessantes Jahr werden mit vielen Herausforderungen und wichtigen Entscheidungen, die getroffen werden müssen aber auch getroffen werden können! Es wird ein Jahr, das wir gestalten können – gemeinsam!

Jetzt freue ich mich aber zunächst auf das Gespräch mit Ihnen und wünsche mir, dass auch Sie hier und heute in Schloss Bellevue neue Kontakte knüpfen und daraus Anregungen für Ihr weiteres Wirken mitnehmen können. Zuvor dürfen wir aber noch drei Volkslieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Frank Melchior und Johannes Brahms, gesungen durch den Windsbacher Knabenchor, genießen.

Herzlichen Dank Ihnen allen!