Titelverleihung "Schule ohne Rassismus" am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein

Schwerpunktthema: Bericht

25. September 2017

Elke Büdenbender hat am 25. September 2017 die Patenschaft über das Programm "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein übernommen. Sie würdigte damit das große Engagement der Schule gegen Rassismus.


Elke Büdenbender hat am 25. September 2017 die Patenschaft über das Programm Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein übernommen. Sie würdigte damit das große Engagement der Schule gegen Rassismus und Diskriminierung anderer.

Seit 2011 ist das Kolleg, das Elke Büdenbender selbst während ihrer Ausbildung besuchte, eine offiziell anerkannte Europaschule in NRW. Die Schule bietet bilingualen Unterricht an und pflegt Partnerschaften mit Unternehmen weltweit.

Besonders beeindruckte Elke Büdenbender die Haltung der Schule während der Flüchtlingskrise 2015. Das Kolleg richtete Internationale Förderklassen ein, in denen Schülerinnen und Schüler mit Flüchtlingshintergrund eine Ausbildungsvorbereitung in Vollzeit erhalten. Die Schule führt darüber hinaus erfolgreich das Förderzentrum für Flüchtlinge, ein Sonderprojekt der Bundesagentur für Arbeit, zur Vermittlung von Geflüchteten in Ausbildungsberufe und weitere Projekte wie Willkommenskultur am Berufskolleg WV Siegen sowie das Café International durch, welche einen Austausch über Erlebnisse auf der Flucht, über die verschiedenen Kulturen und Traditionen ermöglichen.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Es gilt das gesprochene Wort.

Ich freue mich riesig, heute hier sein zu dürfen! 1978 bis 1981 war ich während meiner Ausbildung zur Industriekauffrau selbst Schülerin dieses Kollegs und erinnere mich noch gut an diese Zeit.

Wir waren eine sehr lebendige Klasse, in der auch viel diskutiert wurde. Ich habe hier Freundschaften geschlossen, die noch andauern. Diese Zeit an der Schule war für mich sehr wichtig, sie hat meinen weiteren Lebensweg beeinflusst, weil allein schon durch die Vielfalt der Ausbildung auch Alternativen sichtbar waren.

Aber meine Zeit an dieser Schule soll heute nicht im Mittelpunkt stehen. Viel wichtiger ist, was seitdem passiert ist. Und das ist, wie ich erfahren habe, eine ganze Menge. Auch deshalb ist es eine große Freude und besondere Ehre für mich, heute hier sein zu dürfen. Dem Berufskolleg für Verwaltung und Wirtschaft des Kreises Siegen-Wittgenstein wird heute der Titel Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage verliehen. Und das zu Recht.
Schon lange setzt sich die Schule dafür ein, was mit dem Titel Schule ohne Rassismus von heute an offiziell besiegelt wird: Diskriminierung anderer – sei es aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, körperlicher Merkmale, der politischen Weltanschauung oder der sexuellen Orientierung – hat an dieser Schule keinen Platz. Intoleranz ebenso wenig. Der verantwortungsvolle und offene Umgang miteinander dagegen schon.

Nicht erst vor kurzem, nicht erst seit 2015, als besonders viele Menschen ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland eine neue suchten, öffnete sich das Kolleg der Welt. Schon vor über 20 Jahren machten sich die Lehrerinnen und Lehrer dieser Schule Gedanken, wie man sich anderen Teilen der Gesellschaft und des Lebens gegenüber öffnen und über den eigenen Tellerrand hinausblicken könnte. Sie erklärten das Kolleg zu einer weltoffenen Schule.

Schon lange vermitteln die Lehrerinnen und Lehrer dieser Schule ihren Schülerinnen und Schülern, wie wichtig der verantwortungsbewusste Umgang miteinander ist. Wer früh Verantwortung übernimmt – für sich und seine Taten, aber auch für andere Menschen, wer früh lernt, nicht nur sich, sondern auch anderen zu helfen, der wird das fürs ganze Leben verinnerlichen. Denn Schulen, und gerade auch die Berufsschulen, sind prägend für junge Menschen.

So wird an dieser Schule Wert darauf gelegt, dass Sie, die Schülerinnen und Schüler, die Möglichkeit haben, ihre eigenen Stärken – und ggf. auch Schwächen – kennenzulernen. Sie lernen, besser zu kommunizieren und im Team zu agieren. Und stärken dadurch die eigene soziale Kompetenz. Der Unterricht soll hierfür Raum geben, aber auch die vielen sozialen Projekte, die die Lehrer und Schüler gemeinsam auf die Beine stellten und stellen. Einige wurden sogar mit Preisen ausgezeichnet!

So wurden in mehr als zwei Jahrzehnten bereits mehrere 10.000 Euro für verschiedenste gute Zwecke gesammelt. Es werden Pakete für die Siegener Tafel gepackt. Und jedes Jahr reisen Schülerinnen und Schüler zu einer Partnerschule in Ghana. Dort helfen sie sowohl finanziell wie auch mit eigener Tatkraft bei dort anstehenden Projekten.

Seit 2011 ist das Kolleg darüber hinaus eine offiziell anerkannte Europaschule in NRW. Bilingualer Unterricht und Partnerschaften mit Unternehmen weltweit wurden etabliert.

Das nenne ich weltoffen!

Als dann 2015 hunderttausende Menschen ihre Heimat in Syrien, Afghanistan, dem Irak und vielen anderen Ländern verlassen mussten und hier bei uns Frieden und Sicherheit suchten, öffnete sich die Schule nicht nur noch weiter der Welt. Sie holte sie zu sich hinein! Es wurden Internationale Förderklassen eingerichtet, in denen Schülerinnen und Schüler mit Flüchtlingshintergrund eine Ausbildungsvorbereitung in Vollzeit erhalten.

Ein Sonderprojekt der Bundesagentur für Arbeit, das Förderzentrum für Flüchtlinge, wird hier ganz besonders erfolgreich durchgeführt – die Vermittlungsquote in Ausbildungsberufe ist an dieser Schule besonders hoch.

Das Projekt Willkommenskultur am Berufskolleg WV Siegen ermöglicht einen Austausch über Erlebnisse auf der Flucht, über die verschiedenen Kulturen und Traditionen. Auch das Café International bietet die Möglichkeit des Austauschs und der gemeinsamen Aktivität. Das organisieren Sie, liebe Schülerinnen und Schüler, mittlerweile selbstständig.

All diese Beispiele belegen: Diese Schule ist bereits jetzt eine Schule ohne Rassismus und bereits jetzt eine Schule mit ganz viel Courage. An dieser Schule setzen sich die Schülerinnen und Schüler füreinander und für andere ein.

Es ist mir deshalb eine große Ehre, dieser Schule als Patin zur Seite stehen zu dürfen. Deshalb habe ich auch gleich ja gesagt, als zu Anfang der Amtszeit meines Mannes ein Schreiben mit der Bitte ankam, die Patenschaft zu übernehmen.

Für die Zukunft wünsche Ihnen weiterhin so viel Tatkraft und viele weitere gelungene Projekte. Ich hoffe sehr, ab und zu dabei sein zu können. Denn Ihr Engagement und das Profil Ihrer Schule vereinen das, wofür auch ich mich in der Amtszeit meines Mannes einsetzen möchte.
Sie leben Toleranz und Miteinander vor. Und Sie zeigen, wie vielseitig die berufliche Aus- und Weiterbildung sein kann. Das ist ein Thema, das ich mir zum Schwerpunkt gesetzt habe. Sie ermöglichen, dass jeder seine eigenen Stärken entdecken und seinen eigenen Weg gehen kann. Sie ermöglichen aber auch, dass sich jeder mit seinen eigenen Stärken und seiner Einzigartigkeit in die Gemeinschaft einbringen kann. Nur so kann man gemeinsam viel schaffen. Das sind die Werte, die die Menschen auf der ganzen Welt vereinen sollten. Werte, die mir besonders am Herzen liegen. Für die Sie sich besonders einsetzen.

Vielen herzlichen Dank!