Auftakt zur Woche der beruflichen Bildung

Schwerpunktthema: Bericht

16. April 2018

Elke Büdenbender hat zum Auftakt der Woche der beruflichen Bildung bei der Festveranstaltung zur Jugendmeisterschaft DEHOGA Berlin am 16. April eine Ansprache gehalten: "Dieses Zusammenspiel von Theorie und Praxis, also die Verzahnung von beruflichen Schulen und Betrieben, das ist die ganz besondere Stärke der beruflichen Bildung in Deutschland. Das ist eine Stärke, um die uns viele Länder beneiden. Wir können stolz darauf sein, aber wir müssen das auch pflegen."

Elke Büdenbender hält eine Ansprache bei der Festveranstaltung zur Jugendmeisterschaft des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) im Atrium vom Mercure Hotel in Berlin im Rahmen der Woche der beruflichen Bildung

Elke Büdenbender hat am 16. April bei der Festveranstaltung zur Jugendmeisterschaft DEHOGA Berlin eine Ansprache gehalten.

Damit beginnt unter dem Motto Du bildest Zukunft! die Woche der beruflichen Bildung vom 16. bis 20. April, deren Schirmherrschaft Elke Büdenbender gemeinsam mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier übernommen hat.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Heute ist für mich ein besonderer Abend: Ich freue mich sehr, diesen Festabend hier mit Ihnen zu feiern und Ihnen unsere Glückwünsche zu überbringen. Und: Ich freue mich auf die kommenden Tage, auf die Woche der beruflichen Bildung, die mein Mann, der Bundespräsident, und ich gemeinsam beschirmen. Dazu aber später noch mehr.

Zuallererst zu Ihnen, liebe Auszubildende – Sie haben lange auf den heutigen Abend hingearbeitet. Sie sind die Gewinnerinnen und Gewinner der DEHOGA-Landesmeisterschaft Berlin und ein Teil von Ihnen wird sogar dieses Bundesland bei den bundesweiten Meisterschaften im Herbst vertreten. Vielleicht sind hier also nicht nur Berliner Gewinnerinnen und Gewinner unter uns, sondern auch die zukünftig Besten aus ganz Deutschland! Mit Ihren Ideen, Ihrem Anspruch, Ihrer Leistung und mit hoher Qualität bilden Sie die Zukunft des Gastgewerbes. Das haben Sie bewiesen und dafür herzliche Glückwünsche – von meinem Mann und von mir.

Sie haben allen Grund, stolz zu sein – auf die Qualifizierung zur Jugendmeisterschaft und Ihre bisherigen Erfolge in der Ausbildungszeit, die Türen zu Ihrem künftigen Beruf öffnet. Das ist ein sehr, sehr gutes Gefühl, an das kann ich mich selbst noch gut erinnern. Meine eigene Berufsausbildung, Ende der 1970er-Jahre und schon fast 40 Jahre her, war eine ganz entscheidende Etappe in meinem Leben. Ich habe in den Ausbildungsjahren so viel gelernt, neues Wissen und fachliche Kompetenzen erworben, und erfahren, wie ein mittelständischer Betrieb funktioniert. Wenn ich später meine Tätigkeit als Juristin, als Richterin immer auch als präzises Handwerk verstanden habe, dann war immer etwas vom Berufsethos meines Ausbildungsberufes dabei.

Und ich erlebte während meiner Ausbildung sehr viel Kollegialität und Unterstützung während der Ausbildung, z. B. auch durch die Auszubildendenvertretung Das prägt mich bis heute und hat mich auch zu dem gemacht, was ich bin: Ohne Ausbildung wäre ich nicht in die Gewerkschaft gegangen und ohne meine Mentoren aus der Gewerkschaft hätte ich letztlich nicht studiert; dann wäre ich nicht Richterin geworden.

Eine Berufsausbildung in Deutschland bietet beides - fundiertes theoretisches Wissen und praxisnahe Erfahrungen. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen und auch die Ausrichtung auf Kundenwünsche stärken Kompetenzen, die ungeheuer wertvoll sind. Kommunikation, Organisation, Kreativität, Zuverlässigkeit – das sind nur einige der Fähigkeiten, die Sie in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen erlernen.

Dieses Zusammenspiel von Theorie und Praxis, also die Verzahnung von beruflichen Schulen und Betrieben, das ist die ganz besondere Stärke der beruflichen Bildung in Deutschland. Das ist eine Stärke, um die uns viele Länder beneiden. Wir können stolz darauf sein, aber wir müssen das auch pflegen. Dazu gehören gute Ausbildungsbedingungen, und dazu gehört vor allem auch die gesellschaftliche Anerkennung von Ausbildungsberufen. Der vermeintlich vielversprechendere akademische Karriereweg ist nicht für jeden jungen Menschen auch der richtige Weg. Deshalb ist es so wichtig, dass Schülerinnen und Schüler möglichst früh von den verschiedenen Möglichkeiten erfahren, die ins Berufsleben führen. Wir müssen sie befähigen, Argumente und das Für und Wider von Studium, Ausbildung und Wunschberuf abwägen zu können. Das ist unsere Aufgabe. Auch Geschlechterklischees sollten dabei keine Rolle spielen. Frauen können ebenso gut Ingenieurinnen werden wie Männer Kita-Erzieher. Wichtig ist, dass man Freude an seinem Beruf hat!

Mein Mann und ich werden in dieser Woche für die berufliche Bildung auf Deutschlandtournee gehen – durch sechs Bundesländer. Wir stammen beide aus Handwerksfamilien. Nicht nur ich habe mir das Thema Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu einem Schwerpunkt für die nächsten Jahre gemacht, sondern das Thema liegt uns beiden am Herzen, das ist unser gemeinsames. Und da dachten wir uns: Warum engagieren wir uns hier nicht zusammen!? Wir starten hier in Berlin, sind unterwegs im Osten, im Südwesten und im Norden des Landes. Wir wollen ins Gespräch kommen mit Auszubildenden, Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrern, ausbildenden Betrieben und natürlich auch mit Jugend- und Ausbildungsvertretungen. Mit unserer gemeinsamen Schirmherrschaft möchten wir auf die hohe gesellschaftliche Bedeutung der beruflichen Bildung aufmerksam machen und auf die Leistungen der vielen Akteure für eine gute Ausbildung: auf Ausbilderinnen und Ausbilder, Berufsschullehrerinnen, Berufsschullehrer, Betriebe, Unternehmen, Sozialpartner und viele mehr.

Du bildest Zukunft! Das ist das Motto dieser Themenwoche! Wir freuen uns auf eine Reise durch die Republik der Berufsbildung mit ihren vielen Facetten, in der die Besonderheiten und Herausforderungen in verschiedenen Branchen zur Sprache kommen: vom Gastgewerbe über den Einzelhandel, die Altenpflege, die Industrie bis hin zu einem ganz hochspeziellen Handwerk wie dem Orgelbau.

Die Woche der beruflichen Bildung ist eine gemeinsame Initiative von ganz vielen: vom Bundesverband der Deutschen Arbeitgeberverbände, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks mit Unterstützung der Kultusministerkonferenz der Länder und die Bundesbildungsministerin haben wir auch hier. Ich finde, das ist ganz großartig. Diese breite Aufstellung für die berufliche Bildung. Wir danken für diese Initiative. Die gemeinsame Schirmherrschaft für die Woche der beruflichen Bildung haben der Bundespräsident und ich dann auch sehr, sehr gerne übernommen!

Es ist schön, dass der Auftakt der Themenwoche hier bei der Berliner Jugendmeisterschaft der DEHOGA stattfindet. Wer könnte uns einen besseren Rahmen geben als Sie, als die Profis in Sachen guter Gastgeberschaft!

Das können ausgebildete Fachkräfte einfach noch besser als andere. Sie sind es, die berufliche Professionalität mit einer gewissen Leidenschaft für den Beruf verbinden. Dann wird aus einem Übernachtungsanbieter ein herzlicher Gastgeber, dann geht es nicht nur um das Sattwerden, sondern um die Kunst des Kochens. Und Sie lassen dann auch keine Wünsche offen.

Sie alle zeigen, dass die Gastronomie in Deutschland und unser Hotelgewerbe auch international sich sehen lassen können. Dies ist täglich tausendfach zu spüren: Herr Weiland hat darauf hingewiesen, im Wellnesshotel in Warnemünde, im Landgasthof im Sauerland oder im Siegerland, da stamme ich her, im Kongresshotel in München oder durchaus auch hier in einem Kiezlokal bei einem Biss in die Currywurst.

Eine unverwechselbare Dienstleistung zu erbringen, das ist Ihr Beruf! Sie schenken vielen Menschen damit sehr viele schöne Erinnerungen.

Die berufliche Bildung ist in Deutschland immer noch der am meisten gewählte Qualifizierungsweg. Rund 720.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr für eine berufliche Ausbildung entschieden – dual, da sind es etwa 500.000 – oder vollzeitschulisch. Zum Vergleich: Unsere Hochschulen hatten rund 520.000 Studienanfängerinnen und -anfänger zu verzeichnen.

Und eine Berufsausbildung bietet in der Regel auch eine gute Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz und auch – das kann ich selber nur sagen und kann da auch auf meine Schulkollegen verweisen – auf sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten in vielerlei Hinsicht. So werden über alle Berufe hinweg nach der Berufsausbildung sieben von zehn Auszubildenden direkt in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen. Das ist sehr, sehr viel, wie ich finde.

Aber viele Betriebe und Unternehmen ringen natürlich auch mit einem Problem: Ihnen fehlen – auch aufgrund der erfreulich robusten Konjunkturentwicklung – Fachkräfte und qualifizierter Nachwuchs. In vielen Branchen wird danach händeringend gesucht, ganz häufig fehlen Menschen wie Sie, Fachkräfte mit der Kompetenz und der Erfahrung aus einer Berufsausbildung.

Wir wollen daher in der heute beginnenden Woche der beruflichen Bildung auch der Frage nachgehen, wie die Attraktivität der Berufsbildung weiter gesteigert werden kann. Wie kann der Übergang von Schule in den Beruf verbessert werden? Wie können mehr junge Frauen für die technischen und mehr junge Männer für die sozialen Berufe gewonnen werden? Und welche neuen Unterrichtskonzepte, welche moderne Ausstattung braucht eine digitale Berufsausbildung? Auch darauf hat Herr Weiland hingewiesen.

Auch in Zukunft genügend Nachwuchs zu finden, ist und bleibt eine Herausforderung und für Ihre Branche vielleicht sogar noch mehr als für andere. Das hat unter anderem mit Arbeitszeiten zu tun. Sie arbeiten, wenn andere feiern. Auf der einen Seite kann es Freude machen, wenn Ihre Gäste sich wohlfühlen, eine gute Zeit haben. Dann geht Ihnen bestimmt auch die Arbeit leichter von der Hand. Auf der anderen Seite wissen wir, Ihre Arbeit ist sehr anstrengend: lange Schichten, spät nach Hause und früh wieder raus. Dazu die körperliche Arbeit, viel Stehen und auch den ganzen Tag auf Achse sein. Das kann an die Substanz gehen.

Teilweise gehört das sicher zur Berufsbeschreibung. Aber die Betriebe müssen natürlich auch aufpassen, dass gewisse Grenzen nicht überschritten werden. Denn Ihre Berufe müssen attraktiv bleiben, damit auch die nächste Generation der Auszubildenden sich die Schürze umbindet oder eine Kochmütze aufsetzt. In den Jahren der Ausbildung muss die Ausbildung auch im Mittelpunkt stehen. Faire Arbeitsbedingungen, das betrifft auch die Ausbildungsvergütung, sind nicht zuletzt eine Frage der Wertschätzung! Wertschätzung für Sie, für die Auszubildenden und Fachkräfte in Hotels und Gaststätten – das ist übrigens nicht nur ein Appell an die Arbeitgeber, sondern auch an die Gäste und Kunden. Ein freundliches Wort und auch ein Wort der Anerkennung tut niemandem weh und für die Empfängerinnen und die Empfänger ist es sehr schön und wertvoll.

Das Wettkampfthema der Berliner Jugendmeisterschaft 2018 ist Frankreich. Mit Frankreich wird bekanntermaßen das savoir vivre verbunden. Zu dieser sprichwörtlichen Kunst des Lebens und Genießens werden Sie zukünftig höchst professionell beitragen. Sie werden Ihre Gäste begeistern!

Deshalb noch einmal: Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer – eine große Leistung, dass Sie sich für diese Meisterschaft qualifiziert haben. Letztes Jahr konnte ich schon beim Bundeswettbewerb der DEHOGA-Jugendmeisterschaften teilnehmen und habe gesehen, wie anstrengend und wie aufregend das alles ist. Und einen besonderen Glückwunsch natürlich auch an die Siegerinnen und Sieger!

Ich wünsche Ihnen allen alles erdenklich Gute auf Ihrem weiteren Berufsweg. Ich bin mir sicher, dass Sie bald die Rollen tauschen werden. Aus den Lehrjahren werden dann Jahre, in denen Sie das Gelernte weitergeben. Sie haben die besten Grundlagen erworben, um in Zukunft erfolgreich zu sein, als Ausbilderin oder Ausbilder, als Prüferin oder Prüfer oder als Spitzenfachkraft von morgen, die sich als Gastgeberin selbstständig macht.

Auch in diesem Sinne: Sie bilden Zukunft!

Heute Abend sind Sie es aber, die beköstigt, umsorgt und gefeiert werden. Atmen Sie durch – Sie haben es sich verdient!