Grußbotschaft zum Fest des Fastenbrechens 2014

Schwerpunktthema: Bericht

28. Juli 2014

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 28. Juli zum Fest des Fastenbrechens eine Grußbotschaft an die Muslime in Deutschland gesandt. Darin heißt es: "Lassen Sie uns gemeinsam dafür Sorge tragen, dass das hohe Gut des friedlichen Zusammenlebens nicht gefährdet wird und dass politische Auseinandersetzungen mit Respekt vor unseren gemeinsamen humanen Werten geführt werden."

Bundespräsident Joachim Gauck in Schloss Bellevue (Archiv)

Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Fest des Fastenbrechens eine Grußbotschaft an die Muslime in Deutschland gesandt:

Ein besonderer Monat geht für Sie nun mit dem Fest des Fastenbrechens zu Ende – eine Zeit, die in den Vordergrund rückt, was im Alltag sonst oft nicht selbstverständlich ist: Besinnung und Verzicht, Teilen und Gemeinschaft.

Der Ramadan verbindet Sie untereinander, als Musliminnen und Muslime in der ganzen Welt, als Familienangehörige und Freunde, als Nachbarn und Gemeindemitglieder. Und weil während des Fastenmonats viele Moscheen ihre Türen nicht nur für Muslime öffnen, ist diese besondere Zeit im islamischen Kalender auch eine Gelegenheit, nichtmuslimischen Freunden, Nachbarn und Neugierigen Facetten des Islam in Deutschland nahezubringen. Darüber freue ich mich sehr, denn je mehr man übereinander weiß, desto gelassener kann man einander begegnen. Und desto mehr wächst das Gefühl: Wir alle in Deutschland gehören zusammen, auch wenn wir nicht derselben Religion angehören und unterschiedliche Feste feiern.

Es ist ein hoher Wert, dass wir in diesem Land mit unseren unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen oder Überzeugungen gut zusammenleben. Gerade diejenigen unter Ihnen werden das ähnlich sehen, die Familie oder Freunde in Ländern haben, die heute von gewaltsamen Konflikten gezeichnet sind. Lassen Sie uns gemeinsam dafür Sorge tragen, dass das hohe Gut des friedlichen Zusammenlebens nicht gefährdet wird und dass politische Auseinandersetzungen mit Respekt vor unseren gemeinsamen humanen Werten geführt werden. Wie leicht lässt sich auch im Namen von Religionen Hass anfachen! Und wie schwer muss es fallen, einen Festtag zu begehen, wenn wir Bilder von Menschen sehen, die Opfer von Krieg und Gewalt werden.

Wie wichtig ist es darum, Zeiten zu haben, in denen wir innehalten und uns auf Wesentliches besinnen: darauf, dass wir für unser Handeln verantwortlich sind, dass uns das Schicksal unserer Mitmenschen nicht gleichgültig sein darf und dass Teilen wichtiger ist als Behalten. Angehörige aller Religionen eint die Gewissheit, dass die Zumutungen des Glaubens Kraft geben für die Zumutungen des Lebens. So wünsche ich allen, die mit Ihnen das Fest des Fastenbrechens feiern, Zuversicht und Gemeinschaft im Kreis von Familie und Freunden.