Kondolenz zum Tod von Eduard Lohse

Schwerpunktthema: Bericht

24. Juni 2015

Der Bundespräsident hat Roswitha Lohse-Flitner zum Tode ihres Mannes, dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, kondoliert. Der Bundespräsident schreibt: "Das Verhältnis zwischen Christen und Juden lag ihm am Herzen. Als Bischof und auch als Ratsvorsitzender der EKD hat er den Weg der Kirche zu einer neuen Verhältnisbestimmung zwischen Judentum und Christenheit nach der Shoah intensiv begleitet und mitbestimmt."

Bundespräsident Joachim Gauck unterschreibt eine Kondolenz (Archivbild)

Bundespräsident Joachim Gauck hat Roswitha Lohse-Flitner zum Tode ihres Mannes, dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Mit außergewöhnlichen Gaben und großer Hingabe hat sich Ihr Mann seiner Aufgaben angenommen. Sein Wirken stand ganz im Dienste der Theologie, des Glaubens und der Ökumene. Quelle seines Denkens und Lebens war die Heilige Schrift. Als Professor für Neues Testament hat er wichtige Impulse in der biblischen Wissenschaft gesetzt und als langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft die Revision der Lutherbibel ermöglicht und mitgeprägt.

Landesbischof Lohse hat Theologie immer als ein Nachdenken über Empfangenes und als Reflexion über das Vorhanden-Sein einer lebendigen Gemeinschaft verstanden. In seiner Antrittspredigt als Landesbischof sagte er: 'Die Kirche Jesu Christi ist nicht dazu da, um sich selbst zu gefallen oder sich selbst zu genügen, sondern Gott will durch uns etwas sagen, was sonst nirgendwo in der Welt zu vernehmen ist.'

Der Glaube und die Kirche waren für Ihren Mann nie Selbstzweck und so öffnete er die Evangelische Kirche auch für kulturelle und gesellschaftliche Fragen. Er wirkte in Niedersachsen, übernahm zahlreiche Aufgaben für die Evangelische Kirche in Deutschland und war auch international aufgrund seines intellektuellen Scharfsinns und seiner Integrität ein hoch geachteter Bischof. Unter anderem verhalf er den Lehrgesprächen mit der römisch-katholischen Kirche zu neuem Aufschwung. Wir verdanken Landesbischof Lohse wichtige Impulse für das Zusammenleben der Konfessionen und Religionen.

Das Verhältnis zwischen Christen und Juden lag ihm am Herzen. Als Bischof und auch als Ratsvorsitzender der EKD hat er den Weg der Kirche zu einer neuen Verhältnisbestimmung zwischen Judentum und Christenheit nach der Shoah intensiv begleitet und mitbestimmt. Die Überzeugung und die Konsequenz, mit der Ihr Mann seinen Dienst getan hat, haben ihm über die Grenzen von Konfessionen und Weltanschauungen hinweg Respekt und Anerkennung eingetragen.

Ich werde Landesbischof Lohse als einen großen christlichen Gestalter und warmherzigen Seelsorger in Erinnerung behalten. Es bleibt für uns ein tiefes Bedürfnis, sein Lebenswerk zu bewahren.