Besuch einer Berliner Flüchtlingsunterkunft

Schwerpunktthema: Bericht

25. August 2015

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 26. August eine Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Rathaus Berlin-Wilmersdorf besucht. Er informierte sich dort über die Situation der Flüchtlinge und die Arbeit der Helfer. Seit rund zwei Wochen beherbergt das frühere Rathaus eine Flüchtlingsunterkunft, in der 563 Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft untergebracht sind. Sie wurde vom Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. eingerichtet und wird von 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt.

Bundespräsident Joachim Gauck bei der Begegnung mit Flüchtlingen anlässlich seines Besuchs der Erstaufnahmeunterkunft für Flüchtlinge des Landesverbandes Berlin Arbeiter-Samariter-Bund e.V. im ehemaligen Rathaus in Berlin-Wilmersdorf

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 26. August eine Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Rathaus Berlin-Wilmersdorf besucht. Er informierte sich dort über die Situation der Flüchtlinge und die Arbeit der Helfer.

Seit rund zwei Wochen beherbergt das frühere Rathaus eine Flüchtlingsunterkunft, in der 563 Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft untergebracht sind. Sie wurde vom Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V. (ASB) eingerichtet und wird von 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt. Rund vierzig ehrenamtliche Helfer des Bündnisses für die Unterstützung von Flüchtlingen in Wilmersdorf Willkommen in Wilmersdorf und Wilmersdorf hilftstehen ihnen zur Seite.

Nach seinem Rundgang durch die Flüchtlingsunterkunft sagte der Bundespräsident zu Journalisten:

"Jetzt gibt es so etwas wie einen Notstand, der aber noch nicht Notstand genannt wird. Viele Flüchtlinge und Asylbewerber empfinden es aber so. Und deshalb ist es besonders wichtig, dass es die Kooperationen gibt zwischen öffentlicher Verwaltung, dem Arbeiter-Samariter-Bund und anderen sozialen Trägern und dann den vielen Freiwilligen. Hier mit mir sind heute Freiwillige von 'Wilmersdorf hilft'. Das ist eine dieser Vereinigungen, die in Deutschland entstanden sind, als Netzwerk, als ad-hoc-Gruppierung von Menschen, die helfen wollen. Die zeigen: Es gibt ein helles Deutschland, das hier sich leuchtend darstellt gegenüber dem Dunkeldeutschland, das wir empfinden, wenn wir von Attacken auf Asylbewerberunterkünfte oder gar fremdenfeindlichen Aktionen gegen Menschen hören. Mir ist es wichtig, dass Deutschland sich aufrichtet – an der Präsenz dieser Hunderttausenden von hilfsbereiten Menschen.

Hier an diesen Ort kommen jeden Tag Menschen, sie unterbrechen ihren Urlaub, sie nutzen die Semesterferien oder Schulferien, um als Übersetzer, als ärztliche Helfer tätig zu sein. Besonders schön ist, dass hier die medizinische Versorgung auch ad hoc zustande gekommen ist. Dazu bedurfte es der Unterstützung des Arbeiter-Samariter-Bundes, der hier an diesem Ort vorläufiger Träger ist, und der Bereitschaft von medizinischem Personal, in der Freizeit ehrenamtlich medizinische Leistungen anzubieten. All dies wird nicht dafür sorgen können, dass wir diesen Massenzustrom von Asylbewerbern, Flüchtlingen und Migranten in einer idealen Weise lösen können. Aber hier an diesem Besuch merke ich, dass wir, auch wenn uns keine Ideallösung vorschwebt und Menschen sich beschweren, ich muss so lange warten – dass wir dennoch handlungsfähig sind und zwar in einer menschenwürdigen Weise, dieser schwierigen Herausforderung gerecht werden zu können. Das ist es, was mich bewegt.

Sehr, sehr berührt hat mich, dass schon nach zwei, drei Tagen Freiwillige mir gesagt haben: Ich habe auch etwas bekommen, durch den Blick in die Augen der Menschen, für die man sich gerade einsetzt. Ob man sie zum Arzt bringt oder zu einer Behörde. Oder ob man ihnen ein Selbstwertgefühl zurückgibt, indem man sie wahrnimmt oder in eine kleine Tätigkeit bringt. Das ist das schöne Beispiel, das ist das Deutschland, auf das wir bauen, auf das wir uns stützen. Und das ist diese überdeutliche Antwort an Hetzer und Brandstifter, die das Angesicht unseres Landes verunzieren."