60 Jahre Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

Schwerpunktthema: Bericht

7. September 2011

Bundespräsident Christian Wulff hat dazu aufgerufen, ehrenamtlich Aktive für den Bundesverdienstorden vorzuschlagen: „Unser Land hat immer wieder Grund, Danke zu sagen.“ Am 7. September 1951 hatte Bundespräsident Theodor Heuss den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gestiftet.

Das Große Verdienstkreuz mit Stern


Bundespräsident Christian Wulff hat dazu aufgerufen, ehrenamtlich Aktive für den Bundesverdienstorden vorzuschlagen: „Unser Land hat immer wieder Grund, Danke zu sagen.“ Am 7. September 1951 hatte Bundespräsident Theodor Heuss den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gestiftet.

Für Bundespräsident Christian Wulff ist die Auszeichnung ein wichtiges Symbol für die Anerkennung besonderer gesellschaftlicher Leistungen. Anlässlich des Jubiläums am 7. September 2011 schrieb der Bundespräsident:

„Wem würden Sie einen Orden verleihen? Vielleicht denken Sie jetzt an einen Menschen, den Sie sehr bewundern, einen großen Namen aus Kultur, Wissenschaft oder Sport. Vielleicht denken Sie auch an Ihre Nachbarin, die sich ehrenamtlich bei der Ausländerhilfe engagiert. Oder Sie denken: Diese Welt braucht keine Orden.

Vor genau 60 Jahren hat Bundespräsident Theodor Heuss solche Diskussionen mit Abgeordneten und mit der deutschen Öffentlichkeit geführt. Kein leichtes Unterfangen, denn 1951 war die Erinnerung an Ordensfluten zurückliegender Zeiten noch allgegenwärtig. Dennoch ist es Theodor Heuss gelungen, seine Ordensidee durchzusetzen – mit einem Argument, das weit entfernt vom kämpferischen Ehrbegriff früherer Epochen lag. Heuss gewann Zustimmung mit dem Satz: „Der Staat muss auch danken können.“ Damals dankte er den Mutigen und Umsichtigen der Nachkriegsjahre und begründete so eine Tradition, die bis heute lebendig ist.

Über 243.000 Frauen und Männer sind in den vergangenen 60 Jahren mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Das klingt viel, ist aber nur eine kleine Auswahl derer, die in unserem Land weit mehr leisten als sie müssten oder als mit Geld vergütet werden könnte. Wie sollte man auch einen Stundensatz für Lebensretter festlegen oder eine Summe für die Zeit, die jemand am Bett eines Sterbenden im Hospiz verbringt? All das ist im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar wertvoll für unsere Gesellschaft.

Gerade weil es im freiwilligen Engagement keine Währung gibt, müssen wir Wertschätzung auf andere Weise sichtbar machen. Anerkennung zu zeigen und zu bekommen ist dem Menschen ein tiefes Bedürfnis. Es ist so mächtig wie zeitlos. Im privaten Kreis finden wir dafür individuelle Geschenke oder Gesten. Eine staatliche Gemeinschaft braucht dafür Symbole, deshalb gibt es den Verdienstorden. Er ist greifbares Ergebnis einer lange gewachsenen Anerkennungskultur. Wer durch die Ehrenliste aus sechs Jahrzehnten blättert, spürt das. Denn dort liest man mehr als eine Reihe von Namen. Der Orden erzählt Geschichte und Geschichten. Viele davon haben uns sehr bewegt: angefangen von der Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano über Wolf Biermann bis hin zu Václav Havel. Andere Ordensträger, wie Anne-Sophie Mutter und Fatih Akin, haben durch ihr künstlerisches Schaffen Grenzen überwunden.

Oft galt der Orden einem Lebenswerk und in den meisten Fällen wurde er an Bürgerinnen und Bürger überreicht, die zum Zeitpunkt der Verleihung älter als 50 Jahre waren. Auf den ersten Blick scheint die Begründung naheliegend: Je älter man wird, desto mehr kann man im Laufe seines Lebens für die Gesellschaft leisten. Allerdings dürfen wir niemanden ausschließen nach dem Motto: Zu jung für einen Orden. Solidarität und Zivilcourage sind keine Frage des Alters. Im Gegenteil, viele Menschen haben mit Anfang Dreißig schon lange Zeiten des Engagements hinter sich, ob in ihrer Kirchengemeinde oder in einem Sportverband, bei Hilfsaktionen zuhause oder im Ausland. Mir ist es wichtig, auch solchen Einsatz zu würdigen, denn er ist alles andere als selbstverständlich. Schule, Ausbildung und Studium lassen jungen Leuten weniger Zeit, die größere Mobilität und damit oft geringere Verwurzelung machen es schwer, sich nebenbei und „einfach so“ einer Aufgabe zu widmen. Außerdem wird mit dem demografischen Wandel der Nachwuchs für die vielen Ehrenämter in Deutschland immer knapper. Es muss also stärker als früher um die Freiwilligen geworben werden.

Dazu brauchen wir Vorbilder. Diesen Sommer habe ich 14 engagierten jungen Menschen die Verdienstmedaille verliehen. Ich bin sicher, viele andere haben auch einen Orden verdient, und lade Sie ein: Wenn Sie jemanden kennen, der uns allen Vorbild sein kann – ob jung oder alt, Mann oder Frau – lassen Sie es mich wissen. Denn unser Land hat immer wieder Grund, Danke zu sagen."