Bundespräsident Gauck kondoliert zum Tod von Fritz Stern

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

18. Mai 2016


Bundespräsident Joachim Gauck hat Frau Elisabeth Sifton zum Tode ihres Mannes, dem Historiker Fritz Stern, kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Ich lernte Ihren Mann als einen Historiker von großer Gelehrsamkeit und als einen weisen, großartigen Menschen schätzen. Dass er seit 1995 dem Orden Pour le mérite angehörte, war für mich immer eine besondere Ehre.

In seinem Lebensweg und in seinem Werk spiegelt sich die wechselvolle, vielfach gebrochene Zeit- und Kulturgeschichte eines ganzen Jahrhunderts. Sein Welt- und Menschenbild war getragen von der Überzeugung, dass Geschichte nicht vorbestimmt ist, ‚dass in jeder Gegenwart viele Möglichkeiten vorhanden sind‘ – und dass daraus die Verantwortung jedes Menschen als handelndes Subjekt erwächst.

Zu Recht forderte Fritz Stern von uns Deutschen, dass die Verbrechen an den Juden in unserem kollektiven Gedächtnis bewahrt bleiben, um die Opfer zu ehren, um aus diesem Zivilisationsbruch zu lernen und um Maßstäbe für die Gestaltung der Gegenwart entwickeln zu können.

Ihr Mann hat dem Frieden gedient, indem er Brücken des Verständnisses zwischen den Zeiten und den Völkern schlug. Gerade die Versöhnung von Deutschen und Polen lag ihm, als gebürtigem Breslauer, besonders am Herzen.

Ich werde diesen bedeutenden und leidenschaftlichen Mann vermissen. Er war ein aufrechter, eingreifender Verteidiger der Freiheit und Würde des Menschen.

Es bleibt für mich ein tiefes Bedürfnis, sein Lebenswerk zu bewahren.