Bundespräsident Steinmeier kondoliert der Witwe von Michael Ballhaus

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

13. April 2017


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Sherry Hormann zum Tod ihres verstorbenen Mannes, Michael Ballhaus, kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Voller Trauer spreche ich Dir mein tiefempfundenes Beileid aus. Du verlierst Deinen geliebten Ehemann, Deutschland einen großen Filmschaffenden und ich einen Freund.

Michael Ballhaus war einer der größten Kameramänner der Filmgeschichte. Er war Filmemacher im besten Sinne und ein herausragender Künstler. Er hat das kulturelle Leben weit über unser Land hinaus bereichert, und dafür werden wir ihm immer dankbar sein.

Er hat Rainer Werner Fassbinder und mit ihm eine ganze Generation von Schauspielern, Drehbuchschreibern, Filmemachern auf die Leinwand gebracht. Die geradezu fürsorgliche Genauigkeit seiner Kamera ergänzte den packenden Zugriff Fassbinders kongenial. In den Bildern der gemeinsam entstandenen Filme spiegelte sich nicht nur die Zerrissenheit unseres Landes zu jener Zeit. Sie vermitteln uns vor allem den Mut zum kulturellen Aufbruch, der damals nicht weniger notwendig war als heute.

Auch in der Zusammenarbeit mit Francis Ford Coppola und Martin Scorsese ergänzte, ja vervollständigte er die Arbeit dieser Regisseure auf einzigartige Weise. Der Deutsche und die Amerikaner, Freunde in der Verschiedenheit, zeigten in ihren gemeinsamen Filmen sowohl die Genauigkeit des Details als auch die langen Linien der Geschichte, in die wir uns einschreiben. Wer ihre Filme sieht, sie sich nicht nur durch die Augen, sondern auch ins Herz scheinen lässt, der lernt einen neuen Blick kennen auf die Größe, aber auch die Zerrissenheit unserer amerikanischen Freunde.

Aber Michael Ballhaus war weit mehr als ein Ausnahmekünstler. Er war für mich und viele andere ein Freund und ein Vorbild. Mit seinem Engagement für die nächste Generation von Filmemachern hat er Maßstäbe gesetzt. In seinem Engagement für das Schicksal der Menschen in unserem Land hat er Spuren hinterlassen. Mit seiner Weisheit und seinem Weitblick war er mir ein teurer Gesprächspartner und Ratgeber.

Als wir im vergangenen Jahr nach einem Abend auf der Berlinale gemeinsam oben über dem Potsdamer Platz standen und auf das bunte Treiben schauten, da sagte er mir: ‚Am Ende geht es doch nicht um uns, sondern um die Menschen, denen wir die Augen zu öffnen suchen‘.

Genau darum ging es ihm. Dieser Anspruch hat sein Lebenswerk geprägt. Und dieses Werk wird bleiben, und auch in Zukunft vielen Menschen die Augen öffnen können.

Für Dich und seine Freunde hinterlässt sein Tod eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Seine Freundschaft, seine Klugheit, die Gespräche, sein Humor werden mir fehlen.

Wir werden Michael Ballhaus nicht vergessen.