Bundespräsident Steinmeier zum Tod von Martin Roth

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

7. August 2017


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Witwe von Martin Roth kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Unser Land verliert mit Martin Roth eine herausragende Persönlichkeit, einen international höchst anerkannten kulturpolitischen Visionär und eine bedeutende gesellschaftspolitische Stimme. Ich verliere einen hoch geschätzten Freund.

Kunst und Kultur sind entscheidende Elemente für unser Zusammenleben. Für Martin Roth aber waren sie noch viel mehr, die Säulen nämlich, von denen aus er jene Fragen in den Blick nahm, die ihn zeitlebens beschäftigten: Wie lassen sich das Spannungsverhältnis von Identität und Weltwissen, der Spagat zwischen Nähe und Ferne nicht nur aushalten, sondern neu gestalten? Wie lässt sich gegenseitig erlittenes Unheil in gemeinsame Erinnerung ummünzen? Und was bedeuten diese vielfach gebrochenen Narrative für unser Verständnis von Kunst, Geschichte, Nation und Heimat?

Kunst und Kultur waren für Martin Roth nie selbstgenügsam, sondern stets gesellschaftspolitisch und dem Geist der Aufklärung verpflichtet. Als Direktor des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, als Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und als Direktor des Victoria & Albert Museums in London hat er unzählige Menschen für Kunst begeistern können. Wie kaum ein anderer hat Martin Roth die Art und Weise, wie man heutzutage eine Kulturinstitution leitet, bestimmt und verändert.

Als Museumsdirektor schuf er Räume der – manchmal auch schmerzhaften – Begegnung, der Anregung, der Inspiration und der Auseinandersetzung, stets mit dem Ziel, Nationalismen zu überwinden, Verständigung und Annäherung zu ermöglichen. Mit Nachdruck erhob er seine Stimme gegen Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit und trat leidenschaftlich dafür ein, die offene Gesellschaft in Deutschland und Europa wertzuschätzen und zu verteidigen. Er war ein Patriot im besten Sinne, für den die tiefe Verbundenheit zu seiner süddeutschen Heimat und seine Leidenschaft für Europa stets zwei Seiten der gleichen Medaille waren.