Bundespräsident Steinmeier kondoliert zum Tod von Manfred Stolpe

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

30. Dezember 2019


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Witwe von Manfred Stolpe zum Tod ihres Mannes kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Zum Tode Ihres Mannes spreche ich Ihnen und Ihrer Familie mein tief empfundenes Beileid aus. Der Trauer über den großen Verlust, dessen bin ich sicher, schließen sich zahlreiche Menschen in Brandenburg, in Deutschland und politische Partner vor allem im Osten Europas an. Ihnen allen hat Manfred Stolpe viel bedeutet.

Manfred Stolpe hat sich vom Schicksal bedrängter Mitmenschen bewegen lassen, ohne große Worte darüber zu verlieren. Diese unmittelbare Menschlichkeit und Zugewandtheit prägte sein Leben. Als Mann der Kirche in der DDR hat er vielen Menschen geholfen, die wegen kritischer Meinungen, wegen ihrer christlichen Überzeugung und kirchlichen Bindung oder einfach wegen ihres Wunsches auszureisen vom SED-Regime drangsaliert wurden.

Nach der Friedlichen Revolution und dem Fall der Mauer ging Manfred Stolpe den Schritt in die Politik. Seine Wahlerfolge im Land Brandenburg spiegelten das Vertrauen, das die Bürgerinnen und Bürger im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung in ihn setzten. In einer Zeit des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbruchs, in der die gewonnene Freiheit oft einherging mit dem Verlust von Sicherheit, fühlte er sich in die Pflicht genommen. Als Ministerpräsident und später als Bundesminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland kämpfte er mit aller Kraft um den wirtschaftlichen Aufbau, um Arbeitsplätze und um neue Lebensperspektiven. Er stellte sich entschieden gegen die Abwertung ostdeutscher Biografien und die Marginalisierung der neuen Länder in der Bundesrepublik.

Ihr Mann wirkte nicht zuletzt im Verhältnis des geeinten Deutschland zu seinen östlichen Nachbarn vertrauensstiftend, zu Polen ebenso wie zu Russland. Daran arbeitete er unermüdlich, und bis in seine letzten, durch die schwere Krankheit gezeichneten Lebensjahre suchte er Partnerschaften des Respekts und der praktischen Zusammenarbeit. Frieden zu bewahren, dies war für ihn die herausragende politische Pflicht und die unausweichliche Lektion der deutschen Geschichte.

Manfred Stolpe bleibt uns in Erinnerung als überragende politische Persönlichkeit, die weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus den Weg Ostdeutschlands in die Demokratie des geeinten Deutschland geprägt und gestaltet hat. Er war den Bürgerinnen und Bürgern verbunden. Bescheiden in eigener Sache, war er doch anspruchsvoll und fordernd, was den sozialen Ausgleich in unserem Land angeht. Er hat persönliche Härten bis zur Selbstverleugnung zurückgestellt und zugleich mit Mut und Tatkraft dem Gemeinwesen gedient.

Wir werden Manfred Stolpe nicht vergessen.