Bundespräsident Christian Wulff zur Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Bundestrainer Joachim Löw

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 5. Oktober 2010

Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Bundestrainer Joachim Löw

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Die Mannschaft, die uns in Südafrika so viel Freude gemacht hat und deren Spieler gerade mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet worden sind, ist zu einem großen Teil Ihr Werk.

Gewiss: Jeder Fußballexperte weiß, dass heutzutage nur noch ein sehr großes Betreuungsteam in der Lage ist, mit einer Fußballmannschaft auf höchstem Niveau international Erfolg zu haben. Eine ganze Menge von Spezialisten der verschiedensten Bereiche sind nötig, damit die optimale Begleitung und Vorbereitung gewährleistet werden kann. Auch sind Trainer wichtig, die die Spieler in jüngeren Jahren betreut haben - ich nenne stellvertretend hier nur Horst Hrubesch, dem große Verdienste zukommen - und auch die Betreuer im Verein.

Aber wie sehr ein Fußballteam, eine Mannschaft auch am Ende ein Mosaik ist, das aus vielen kleinen Teilen zusammengesetzt ist: Einer ist es, der dieses Mosaik letztlich zusammenlegt, einer ist es, der dafür sorgt, dass wirklich alle Teile zusammenpassen und ein richtiges und funktionierendes Ganzes ergeben, einer ist es, der wohl schon vorher das Bild vor seinem inneren Auge sieht, der sich eine präzise Vorstellung davon macht, wie das Ganze am Ende aussehen soll.

Das, Herr Löw, sind ohne Zweifel Sie. Sie sind, was die Ergebnisarithmetik angeht, der erfolgreichste Nationaltrainer der DFB-Geschichte, auch wenn es noch nicht zu dem großen Titel geführt hat. Orden sind ja aber nicht nur Dank, sondern auch Ansporn - jedenfalls nach meinem Verständnis.

Sie sind beliebt bei den Fans, weil die Menschen ganz genau spüren, dass der Stil, den die Mannschaft spielt, dass das System, die Mentalität, der Geist, der sie ausmacht - dass das alles zutiefst von Ihnen geprägt ist.

Sie sind respektiert von den Spielern, weil Sie eine klare Linie vorgeben, weil Sie auch Entscheidungen verständlich machen können, die für den ein- oder anderen unangenehm sind, weil Sie in vorbildlicher Weise fordern und fördern - wovon wir in anderen Bereichen unserer Gesellschaft auch noch lernen können - und weil sie ein modernes und transparentes Führungsverhalten zeigen, das übrigens auch vielen Unternehmen und Verwaltungen gut tun würde.

Sie sind ein beispielhafter Fußballtrainer, eine vorbildliche Führungspersönlichkeit, ein international anerkannter Fußballfachmann und ein menschlich zutiefst sympathischer Sportsmann.

Damit sind Sie auch zu einer weltweit beachteten und geschätzten Visitenkarte für unser Land geworden, wahrhaftig ein Sympathieträger, über den wir froh und auf den wir stolz sein können.

Dass Sie sich neben Ihrer beruflichen Tätigkeit auch ehrenamtlich einsetzen, gehört zu Ihrem Stil, Verantwortung nicht nur zu fordern, sondern auch selbst zu übernehmen: So engagieren Sie sich unter anderem für die Stiftung Jugendfußball und das Sozialprojekt "Wir helfen Afrika". Der positive Schub für das Selbstbewusstsein Afrikas ist eine der sehr schönen Folgen der WM in Südafrika mit diesem exzellenten Gastgeber.

Lieber Herr Löw, ich freue mich sehr, Sie heute, hier im Kreis der Nationalmannschaft in Bellevue, mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland auszuzeichnen. Sie haben sich um unser Land verdient gemacht.