Interview mit der Deutschen Presse-Agentur

Schwerpunktthema: Interview

28. Dezember 2016

Daniela Schadt hat der Deutschen Presse-Agentur ein Interview gegeben, das am 28. Dezember erschienen ist. Darin heißt es zum Thema Syrien: "Jeder Einzelne kann helfen – zum Beispiel, indem er UNICEF unterstützt. Und das sage ich nicht nur, weil ich UNICEF-Schirmherrin bin. Deren Arbeit ist unglaublich wichtig und reicht von der Versorgung mit Medikamenten, Winterkleidung, warmen Decken und Nahrungsmitteln bis zu Unterrichtsmaterialien für Kinder. Diese Hilfe kann Leben retten – in Syrien und vielen anderen Regionen der Welt. Sich nicht zurückzulehnen und zu resignieren, das zumindest sind wir den Menschen in Syrien schuldig."

Daniela Schadt im Gespräch mit der Redakteurin Caroline Bock im Arbeitszimmer anlässlich des Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa)

Daniela Schadt hat der Deutschen Presse-Agentur ein Interview gegeben, das am 28. Dezember erschienen ist.

Die Attacke an der Gedächtniskirche wurde mutmaßlich von einem Täter begangen, der als Flüchtling ins Land kam. Was bedeutet das für Deutschland, das Land der Willkommenskultur?

Wir trauern um die Toten dieses grausamen Anschlags und wir sorgen uns um die vielen – teilweise sehr schwer – verletzten Menschen. Dieses schlimme Attentat ist ein Schock für uns alle. Und – wie andere zuvor – richtet er sich auch gegen uns alle, denn vor allem richtet er sich gegen unsere Art, frei und friedlich und miteinander zu leben. Darauf haben viele Menschen in Deutschland in den letzten Tagen mit einer Art positiver Trotzreaktion geantwortet: mit Solidarität, mit Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ihre Stimmen sind stärker als die der angstgeschürten Ressentiments. Dass wir zusammenhalten und uns nicht zu sehr schrecken lassen, das ist eine gute und richtige Reaktion.

Eine Tragödie außerhalb Deutschlands treibt uns besonders um: der Konflikt in Syrien. Mit welchen Gedanken schauen Sie als deutsche UNICEF-Schirmherrin die Nachrichten aus Syrien?

Es ist eine wirklich unermessliche Tragödie. Was die Menschen aus Ost-Aleppo durchmachen ist so furchtbar, es bringt einen um den Schlaf. Insofern kann ich sogar nachvollziehen, dass Menschen sich zurückziehen, weil sie sagen, ich kann sie kaum ertragen, diese Nachrichten von all dem Unglück. Ich habe als Journalistin ja selbst jahrelang Nachrichten betreut und bin schon deshalb einiges gewohnt – aber selbst mir fällt es manchmal schwer, die Bilder und Berichte auszuhalten.

Was kann ich als Einzelner tun?

Jeder Einzelne kann helfen – zum Beispiel, indem er UNICEF unterstützt. Und das sage ich nicht nur, weil ich UNICEF-Schirmherrin bin. Deren Arbeit ist unglaublich wichtig und reicht von der Versorgung mit Medikamenten, Winterkleidung, warmen Decken und Nahrungsmitteln bis zu Unterrichtsmaterialien für Kinder. Diese Hilfe kann Leben retten – in Syrien und vielen anderen Regionen der Welt. Sich nicht zurückzulehnen und zu resignieren, das zumindest sind wir den Menschen in Syrien schuldig.

Wie würden Sie in Anlehnung an Angela Merkels berühmten Satz zu den vielen Flüchtlingen in Deutschland die Frage beantworten: Schaffen wir das?

Ich habe den Satz immer als Ermutigung verstanden, nie so, als sei das mit Links zu schaffen. Vor uns liegt eine große Herausforderung, die wir aber bewältigen können, denn wir haben in der Bundesrepublik schon vieles geschafft.

Also, ja?

Das glaube ich, ja. Es ist aber kein Selbstläufer, sondern eine große Aufgabe.

Ist in unserer Gesellschaft zu viel Galle?

Jedenfalls muss man den Eindruck gewinnen, dass Hemmschwellen sinken, dass etliche Menschen im Schutz der Anonymität ungehemmt andere beschimpfen, ihrer Wut auf alles Mögliche freien Lauf lassen, völlig egal, was sie damit anrichten. Der digitale Zorn richtet sich ja nicht nur gegen Politiker – Mobbing gibt es in allen Bereichen. Jemand kommt morgens aus der Dusche, schreibt eine Hassmail und fühlt sich dann angeblich besser. Das ist mir fremd und ich akzeptiere es auch nicht.

Lesen Sie Kommentarspalten im Internet?

Ich mache das ab und zu, aber nicht oft. Nach einer halben Stunde stößt es einen nur noch ab.

Man sieht Sie nie mit einem Smartphone.

Ich habe keines. Mein altes Handy funktioniert noch. Das heißt nicht, dass ich mir nie ein Smartphone kaufen werde. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht abhängig von diesen nützlichen, aber auch sehr vereinnahmenden Dingern werde.

Könnten Sie drei Eigenschaften nennen, die man als First Lady braucht?

Als Allererstes: Interesse an Menschen. Offenheit und Humor.

Was machen Sie nächstes Jahr?

Da zitiere ich einen großen deutschen Philosophen, Franz Beckenbauer: Schau‘n wir mal. Ich werde auf alle Fälle wieder in die Berufswelt zurückkehren. Ich werde mich einbringen, wo es möglich ist. Als Journalistin hätte ich aber zumindest in der ersten Zeit die gleichen Probleme wie jetzt: Man hielte mich für ein bisschen befangen.

Worauf freuen Sie sich?

Ich freue mich auf etwas weniger Öffentlichkeit. Und ich bin neugierig darauf, was passieren wird. Schauen Sie: Vor annähernd fünf Jahren kam etwas ganz Neues. Ich wusste überhaupt nicht, wie das aussehen und sich gestalten würde. Da habe ich mehr Flexibilität gelernt. Jetzt kommt eben wieder etwas Neues

Bleiben Sie in Berlin?

Ja. Und das freut mich.

Die Fragen stellte: Caroline Bock.