Interview mit der BZ am Sonntag

Schwerpunktthema: Interview

6. Februar 2017

Daniela Schadt hat der Tageszeitung BZ am Sonntag ein Interview gegeben, das am 5. Februar erschienen ist. Darin geht es u.a. um ihr Engagement als Schirmherrin des Kinderhilfswerks UNICEF: "Die meisten Kinder sind körperlich und seelisch oft schwer gezeichnet. Wenn in den Gesprächen dann doch immer wieder Hoffnung durchscheint, Kinder von ihren Träumen für die Zukunft erzählen, dann rührt das mein Herz an. Und ich nehme mir vor, mir die Zuversicht dieser Kinder zu Eigen zu machen. Wenn sie nicht aufgeben, dann dürfen wir das erst recht nicht."

Daniela Schadt im Gespräch (Archiv)

Daniela Schadt hat der Tageszeitung BZ am Sonntag ein Interview gegeben, das am 5. Februar erschienen ist. Darin geht es u.a. um ihr Engagement als Schirmherrin des Kinderhilfswerks UNICEF.

Wie hat sich die Lage in Syrien entwickelt?

Als ich die Schirmherrschaft im Frühjahr 2012 übernahm, dauerten die Kämpfe in Syrien bereits ein Jahr an. Inzwischen sind es sechs. Es ist schrecklich und auch beschämend, dass in und um Syrien trotz aller internationalen Friedensbemühungen immer noch Kinder und ihre Familien umkommen, fliehen und Not leiden. Wir wissen aber auch, dass die humanitäre Lage noch viel katastrophaler wäre ohne den unermüdlichen Einsatz von Helferinnen und Helfern staatlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen – und nicht zuletzt ohne die Spendenbereitschaft der Menschen auch hier in Deutschland.

Wie konnte UNICEF seitdem helfen?

Es wurde eine Menge getan. Allein im vergangenen Jahr konnten dank UNICEF in Syrien mehr als 3,8 Millionen Kinder gegen Polio geimpft und mehr als 3 Millionen mit dem nötigsten Schulmaterial versorgt werden. Über 400.000 Kinder erhielten mittels psychosozialer Programme die Möglichkeit, über ihre schlimmen Erlebnisse zu sprechen und sie ein Stück weit zu verarbeiten. Es ist dieser umfassende Ansatz, der UNICEF ausmacht. Und das verdient auch künftig all unsere Unterstützung.

Was haben Sie vor Ort gesehen?

In Jordanien, der Türkei und auch der Ukraine habe ich Kinder getroffen, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind. Jedes Mal hat es mich besonders berührt, wie schnell und vermeintlich einfach sie sich an die neue Situation angepasst hatten. Aber das war nur der erste Eindruck: Die meisten Kinder sind körperlich und seelisch oft schwer gezeichnet. Wenn in den Gesprächen dann doch immer wieder Hoffnung durchscheint, Kinder von ihren Träumen für die Zukunft erzählen, dann rührt das mein Herz an. Und ich nehme mir vor, mir die Zuversicht dieser Kinder zu Eigen zu machen. Wenn sie nicht aufgeben, dann dürfen wir das erst recht nicht.

Können auch kleine Spenden etwas bewirken?

Natürlich! Zum Beispiel stellt UNICEF in Flüchtlingscamps in und um Syrien warme Winterdecken zur Verfügung, eine solche Decke kostet sechs Euro. Das ist für uns nicht viel – für ein Kind, das mit seiner Familie bei eisigen Temperaturen in einer Notunterkunft ausharrt, aber unter Umständen überlebenswichtig. Oder denken wir an die Ausstattung der Schulen: Eine Spende von 26 Euro ermöglicht es UNICEF, 1000 Bleistifte zu verteilen – damit viele Kinder dort weiter lernen können.

Was haben Sie als First Lady gelernt?

Sehr viel! Ich habe das Gefühl, „kompletter“ geworden zu sein. Früher, als Journalistin, musste ich zuallererst darauf achten, was in unserer Gesellschaft nicht funktioniert. Heute, nach den zahlreichen Begegnungen mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern in Berlin und ganz Deutschland, hat sich mein Blick geweitet: Im Vordergrund steht jetzt, was Menschen alles leisten können und wollen, um Missstände aus dem Weg zu räumen und das Leben besser zu machen. Das war und ist eine besonders bereichernde Erfahrung für mich.

Wie hat sich Deutschland in diesen fünf Jahren verändert?

Einige Dinge haben sich schon geändert. Uns geht es in Deutschland zwar sehr gut. Wir leben in einer stabilen Demokratie mit großem bürgerschaftlichen Engagement, die Wirtschaft brummt und wir sind eingebettet in Europa, umgeben von uns wohlgesonnenen Nachbarstaaten. Aber es gibt politische und gesellschaftliche Entwicklungen, die zu Beginn der Amtszeit Gauck nicht so deutlich erkennbar waren. Wenn wir sehen, wie populistische Parteien aufsteigen, wie islamistischer Terror uns ganz nahe kommt oder wie hassgenährte Debatten im Internet um sich greifen, bereitet das vielen von uns – mich eingeschlossen – große Sorgen. Aber Angst oder Verzagtheit waren schon immer schlechte Ratgeber. Wir sollten die Probleme vielmehr entschlossen angehen, offen darüber debattieren und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Worauf freuen Sie sich jetzt wieder?

Natürlich freue ich mich darauf, wieder mehr Zeit für Privates zu haben; zum Beispiel darauf, mit Jochen Berlin als Privatperson zu erkunden. Schöneberg z.B. kannte ich ja schon vorher ganz gut. Wir haben die Stadt in den letzten fünf Jahren auf eine ganz besondere Weise kennengelernt. Vor allem für die schönen Begegnungen mit den vielen Berlinern beim Bürgerfest, auf der Grünen Woche oder bei der Berlinale bin ich sehr dankbar. Aber so richtig eintauchen in das Berliner Leben, das wird erst bald möglich sein.

Wollen Sie wieder journalistisch arbeiten?

Für mich steht fest: Ich möchte wieder ins Berufsleben zurückkehren und mich im politischen oder sozialen Bereich einbringen. Mal schauen, wie sich das in die Tat umsetzen lässt…

Die Fragen stellte: Ulrike Ruppel.