Abendessen für Teilnehmer der G20-Afrikakonferenz

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 13. Juni 2017

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 13. Juni beim Abendessen zu Ehren der an der G20-Afrikakonferenz in Berlin teilnehmenden Staats- und Regierungschefs eine Ansprache gehalten: "Wir glauben nicht, dass wir als Europäer die Antworten auf Afrikas Herausforderungen haben. Nur afrikanische Lösungen können den Kontinent wirklich voranbringen. Aber wir wollen Afrika dabei freundschaftlich und partnerschaftlich zur Seite stehen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache im Schinkelsaal anlässlich des Abendessens für die Teilnehmer der G20-Afrikakonferenz

Ich freue mich riesig, Sie hier in Schloss Bellevue begrüßen zu können. Sie sind meine ersten Gäste aus Afrika in meinem neuen Amt. Sie wissen, ich bin noch nicht sehr lange im Amt – es sind noch keine hundert Tage – und deshalb wird es Sie nicht erstaunen, dass Sie hier meine ersten Gäste aus Afrika sind. Das freut mich und ich empfange Sie hier gerne als Nachbarn. Seien Sie uns ganz besonders herzlich willkommen!

Afrika und Europa – unsere Schicksale sind eng miteinander verbunden. Nicht nur durch eine lange und in den letzten Jahrhunderten oft genug schwierige Geschichte, sondern auch und vor allem in der Zukunft. Die G20-Partnerschaft mit Afrika hat Sie alle hier nach Berlin geführt. Diese Partnerschaft ist Ausdruck unseres gemeinsamen Willens, über unsere Zusammenarbeit neu nachzudenken. Wir brauchen einen ehrlichen Meinungsaustausch und eine wirkungsvollere Kooperation: politisch, wirtschaftlich und zwischen unseren Gesellschaften.

Deshalb möchte ich heute Abend vor allem Ihre Vorstellungen hören. Wo sehen Sie selbst die Entwicklungsschwerpunkte für Ihre Länder? Was kann Europa am sinnvollsten dazu beitragen? Wie und auf welchen Feldern lässt sich eine engere Zusammenarbeit am besten verwirklichen?

Ich habe in den acht Jahren als Außenminister sehr viele afrikanische Staaten besucht, einige mehrfach. Und deshalb freut es mich besonders, heute mit alten Kollegen und Gesprächspartnern hier am Tisch zu sitzen, die ich aus früheren Begegnungen gut kenne.

Meine Botschaft an die Deutschen war immer: Richtet Euch darauf ein, dass Afrika künftig eine noch größere Rolle spielen wird. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die die Herausforderungen der Zukunft kleinreden. Krisen und Konflikte einzudämmen bleibt eine große Aufgabe, die afrikanisches Engagement und afrikanische Führung verlangt, wie wir es zuletzt in Gambia gesehen haben. Aber Sie sind hier nicht allein! Sie wissen, dass sich Deutschland besonders in Mali, im Südsudan und in Nigeria engagiert. Nur gemeinsam können wir die Globalisierung nachhaltiger und gerechter gestalten. Nur gemeinsam können wir gegen den Klimawandel angehen, von dem Sie in Afrika besonders betroffen sind.

Nur gemeinsam können wir erreichen, dass sich weniger junge Menschen auf lebensgefährliche Wege durch die Wüste und über das Mittelmeer begeben. Die Auswanderung nach Europa kann nur für vergleichsweise wenige Afrikanerinnen und Afrikaner der Weg sein, Arbeit und bessere Zukunftsperspektiven zu finden.

Was können wir tun, um diese Perspektiven in Ihren Ländern durch Bildung und Ausbildung zu verbessern? Die Afrikanische Union spricht in einem Strategiepapier zu Beginn dieses Jahres von der Notwendigkeit einer Ausbildungsrevolution. Wir alle wissen, wie schwierig es sein wird, das umzusetzen – das wäre es bei uns und das wird es natürlich auch bei Ihnen sein. Aber Bildung ist aus meiner Sicht ein, wenn nicht der Schlüssel zu einer guten Zukunft Afrikas – und zu einer guten und produktiven Nachbarschaft mit Europa, die Sie wollen und die wir wollen.

Wir glauben nicht, dass wir als Europäer die Antworten auf Afrikas Herausforderungen haben. Nur afrikanische Lösungen können den Kontinent wirklich voranbringen. Aber wir wollen Afrika dabei freundschaftlich und partnerschaftlich zur Seite stehen.

Wir werden helfen in der Not, etwa in der gegenwärtigen Hungerkrise. Wir bieten Ihnen aber auch eine langfristige Zusammenarbeit an bei der Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.

Die Botschaft unserer Begegnung heute ist: Wir können diese Welt nur gemeinsam erfolgreich zum Besseren gestalten. Und wir müssen dies stärker tun, als uns das in der Vergangenheit gelungen ist. Wir glauben an die partnerschaftlichen Beziehungen unserer Länder zueinander. Wir sehen die Chancen, die aus einer engeren Partnerschaft erwachsen. Ich bin dankbar für diese Gelegenheit zum Austausch und freue mich auf Ihre Erfahrungen, Ihre Ideen und Ihre Anregungen. Vielleicht auch schon erste Ergebnisse, die Sie aus den Gesprächen gestern mitgenommen haben.

Und mit dieser Zuversicht und in Freundschaft zueinander möchte ich mein Glas erheben und trinken: Auf das Wohl Ihrer Völker, auf die Freundschaft unserer Völker zueinander, auf die Freundschaft und Partnerschaft zwischen dem afrikanischen Kontinent und Europa.