Statement zum Tod von Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 16. Juni 2017

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 16. Juni in Schloss Bellevue ein Pressestatement zum Tod von Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl abgegeben. Der Bundespräsident sagte: "Wir haben einen Politiker und Staatsmann verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat. Helmut Kohl war ein Ausnahmepolitiker und ein Glücksfall für die deutsche Geschichte. Das Ziel, für unser Land die Einheit in Freiheit zu erlangen, verfolgte er genauso beharrlich wie den Bau des Hauses Europa."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält ein Statement anlässlich des Todes von Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl im Großen Saal von Schloss Bellevue

In einer hektischen Zeit bleiben heute für einen Moment die Zeiger der Uhren stehen. Wir Deutschen halten inne.

Wir spüren, dass ein Stück des Weges unserer Geschichte zu Ende geht, mit dem Tod des Mannes, der es maßgeblich geprägt hat.

Helmut Kohl ist im Alter von 87 Jahren verstorben.

Wir haben einen Politiker und Staatsmann verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat.

Helmut Kohl war ein Ausnahmepolitiker und ein Glücksfall für die deutsche Geschichte. Das Ziel, für unser Land die Einheit in Freiheit zu erlangen, verfolgte er genauso beharrlich wie den Bau des Hauses Europa.

Die dramatischen Monate von der friedlichen Revolution bis zur Wiedervereinigung Deutschlands forderten seine ganze Kraft. Zugute kamen ihm sein politischer Instinkt und seine große Erfahrung. Mit dem Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas nahm er 1989 das Heft des Handelns in die Hand. Es war ein besonderes Glück für Deutschland, dass Helmut Kohl das Land in seinem entscheidenden historischen Moment mit Mut, Weitblick und Führungskraft regierte.

Schritt für Schritt hat er in der Welt Vertrauen in das demokratische Deutschland, in seine Politik und in seine eigene Person geschaffen.

Am 3. Oktober 1990 gelang die Einheit Deutschlands im Einvernehmen mit allen unseren Nachbarn und im Ausgleich mit der Sowjetunion Michael Gorbatschows. Eine große politische Leistung.

Europa darf nie wieder im Krieg versinken – das war sein politisches Credo, das war die Vision, die sein politisches Leben von Anfang an bestimmt hat.

Geprägt von den frühen Kriegserlebnissen, vom Tod des Bruders, und nach dem Krieg von der großen Hoffnung, die sich mit dem Abbau der Schlagbäume an der Grenze zu Frankreich eröffnete, hatte er erkannt, dass Deutschland nicht ohne Europa gedeihen konnte.

Er, der Ehrenbürger Europas, war zutiefst davon überzeugt: Europa ist unser Schicksal. Es ist speziell für uns Deutsche Verantwortung und Verpflichtung zugleich.

Das Atlantische Bündnis war ihm ein Herzensanliegen.

Es blieb für ihn zeitlebens der Garant für die Bewahrung der Freiheit und der Festigung des Friedens in Europa und in der Welt. Sein Augenmerk galt dabei stets der engen Freundschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika.

Helmut Kohl war ein lebenskluger Mensch, der Anteil nahm am Schicksal anderer, und eine charakterstarke Persönlichkeit, die sich selbst stets das meiste abverlangte und mehr tat als nur ihre Pflicht. Auch darin war er Vorbild.

Ein reiches Leben ist nun zu Ende gegangen – sein Werk wird Bestand haben.

Wir werden Helmut Kohl nicht vergessen. Er hat sich um Deutschland und Europa verdient gemacht.