Verleihung des Philipp Franz von Siebold-Preises

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 29. Juni 2017

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 29. Juni bei der Verleihung des Philipp Franz von Siebold-Preises eine Ansprache gehalten: "Ein besonderes Anliegen ist Ihnen die ethische Frage nach unserer menschlichen Verantwortung gegenüber der Natur. Auch hier spiegelt sich Ihr verknüpfendes Denken wider: Japanische Auffassungen der Natur seit dem 17. Jahrhundert bringen Sie zusammen mit westlichen Denktraditionen, um sie für einen ethisch fundierten Umweltschutz fruchtbar zu machen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Urkundenüberreichung an den Preisträger des  Philipp Franz von Siebold-Preises, Hiroshi Abe, anlässlich der Verleihung in der Galerie von Schloss Bellevue

Ich darf Sie zunächst einmal alle ganz herzlich willkommen heißen hier im Schloss Bellevue. Und natürlich begrüße ich Sie, lieber Herr Professor Abe, ganz besonders herzlich – ich freue mich sehr, Sie heute mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis auszeichnen zu dürfen.

Der Namensgeber dieses Preises kam zu einer Zeit nach Japan, als dort die Uhren noch ganz anders tickten als in Europa. Als einem von ganz wenigen Europäern war es ihm vergönnt, die reiche Kultur Ihres Landes, seine Naturschönheit und die Weisheit seiner Gelehrten kennenzulernen.

Heute sind unsere Länder eng miteinander verbunden. Ich war viele Male selbst in Japan, bei G7- oder G8-Gipfeltreffen, zum Beispiel in Hiroshima. Eine meiner ersten Reisen als Außenminister hat mich Anfang 2006 nach Japan geführt. Damals fand gerade das Deutschlandjahr in Japan statt. Und ich erinnere mich noch gut an die Ausstellung über Albert Einsteins Japanreise vor 95 Jahren, die gezeigt hat, wie tief ihn die Begegnung mit diesem Land und seinen Menschen beeindruckt hat. Er hat das etwas später in diesem wirklich schönen Imperativ ausgedrückt: Der Mensch muss einsehen, dass seine Geschicke mit denen seiner Mitmenschen in allen Teilen der Welt eng verknüpft sind.

Genau diesem Gedanken ist auch dieser Preis verpflichtet, den wir heute verleihen. Sie, lieber Herr Professor Abe, haben sich auf vielfältige Weise für die japanisch-deutsche Verständigung eingesetzt und enge Beziehungen zu unserem Land, zu Deutschland geknüpft. Das zeigt schon Ihr besonderes philosophisches Interesse, das ja einer sehr deutschen Frage gilt: nämlich der Frage nach dem Sein.

In bester Alexander von Humboldt-Tradition ist das bei Ihnen nicht nur eine theoretische, sondern eine ganz praxisbezogene Auseinandersetzung. Ein besonderes Anliegen ist Ihnen die ethische Frage nach unserer menschlichen Verantwortung gegenüber der Natur. Auch hier spiegelt sich Ihr verknüpfendes Denken wider: Japanische Auffassungen der Natur seit dem 17. Jahrhundert bringen Sie zusammen mit westlichen Denktraditionen, um sie für einen ethisch fundierten Umweltschutz fruchtbar zu machen. Und Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und setzen das gleich um in ein Bildungsprogramm – auch das ist wahrhaft humboldtianisch –, denn Sie haben ganz richtig erkannt: Funktionieren kann das Ganze nur, wenn junge Menschen früh lernen, wie wichtig Umweltschutz ist.

Für Ihre Verdienste um das gegenseitige bessere Verständnis der Kulturen und Gesellschaften Deutschlands und Japans erhalten Sie heute den Philipp Franz von Siebold-Preis.

Ich bin sicher, der Namensgeber hätte sich über diesen Preisträger heute sehr gefreut – mir und allen Anwesenden geht es ganz genauso. Lieber Herr Professor Abe, es ist mir eine große Freude, Ihnen jetzt die Urkunde zu überreichen. Ich gratuliere Ihnen zu diesem Preis sehr herzlich.