Adventskonzert beim Bundespräsidenten

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 7. Dezember 2017

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 7. Dezember zu einem Adventskonzert in das Schloss Bellevue eingeladen. In seiner Ansprache hieß es: "Vielleicht ist jede Art des Glaubens, jede Art der Vorstellung von Gott, mit Musik verbunden. Mir jedenfalls fällt auf, dass viele große Musiker unterschiedlichster Glaubensrichtungen die Überzeugung teilen, dass es am himmlischen Ursprung der Musik keinen Zweifel geben kann."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache beim Adventskonzert mit dem RIAS-Kammerchor im Großen Saal von Schloss Bellevue

Stellen Sie sich einmal für einen Moment vor, wir wollten jemandem, der nicht damit aufgewachsen ist, die Adventszeit beschreiben – die besondere Stimmung, die Vorfreude, das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das viele von uns spüren, Christen und Nichtchristen: Könnten wir von all dem auch nur eine Ahnung vermitteln, gäbe es die Musik nicht? Hätten wir nicht das Weihnachtsoratorium und die vielen Weihnachtslieder? Könnten wir nur mit Worten sagen, was wir eigentlich meinen? Ich glaube nicht.

Vielleicht ist jede Art des Glaubens, jede Art der Vorstellung von Gott, mit Musik verbunden. Mir jedenfalls fällt auf, dass viele große Musiker unterschiedlichster Glaubensrichtungen die Überzeugung teilen, dass es am himmlischen Ursprung der Musik keinen Zweifel geben kann.

Ganz sicher können wir uns bei der Musik sein, die wir heute Abend hören werden.

Dem RIAS-Kammerchor werden Fähigkeiten nachgesagt, die zwar hier auf Erden erworben sind, aber doch nicht ganz von dieser Welt sind. Der Chor begeistert sein Publikum seit nahezu 70 Jahren, nicht nur in Berlin, und gilt zu Recht als einer der besten Konzertchöre der Welt.

Nebenbei bemerkt, lässt mich die Konzentration von Weltklassemusikern in dieser Stadt manchmal daran glauben, dass Berlin – entgegen manchem Zweifel – vom Himmel begünstigt wird. Jedenfalls in der Konzertsaison.

Meine Frau und ich freuen uns sehr, dass wir dieses Glück heute Abend mit Ihnen teilen dürfen.

Die meisten der Advents- und Weihnachtslieder, die wir hören werden, haben für uns einen warmen, vertrauten Klang. Von diesem Chor gesungen, der sich in der Interpretation alter Musik nur mit den Besten misst, sind sie, wie ich finde und Sie gleich feststellen werden, ein besonderes Geschenk.

Und wir freuen uns, mit Dietmar Bär einen wunderbaren Rezitator gefunden zu haben. Wir schätzen ihn sehr – auch als Theaterschauspieler und als Tatort-Kommissar. Ich denke aber, Sie alle sind erleichtert, wenn ich Ihnen versichere, dass er hier und jetzt keine Bösewichte zur Strecke bringen muss, sondern nur frohe Botschaften verkünden wird.

Ich möchte mich mit diesem Abend bedanken für die freundliche und freundschaftliche Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Für die vielen kleinen und großen, aber immer wichtigen Dienste, die Sie, unsere Gäste heute Abend, mir, meiner Frau und den Kolleginnen und Kollegen im Bundespräsidialamt geleistet haben. Sie haben uns damit in unserer Arbeit unterstützt und uns das Gefühl gegeben, dass diese Arbeit eine gemeinsame ist. Das ist ein gutes Gefühl.

Ein schönes Gefühl deshalb, weil eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit ähnlich befriedigend ist, wie das gute Zusammenspiel in einem Chor oder Orchester. Wenn alles ineinander greift, alle einer Motivation folgen und ein gemeinsames Ziel erreichen wollen, dann ist schon der Weg dahin einer, den man gern geht. Wenn das Ziel noch dazu erreicht wird, ist es umso schöner. Mit vielen von Ihnen haben wir das im vergangenen Jahr erlebt. Dafür wollen wir Ihnen heute Abend danken.
Und wir wollen Ihnen und Ihren Familien eine schöne Adventszeit, ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr wünschen. Für einen stimmungsvollen Auftakt hat ja bereits der RIAS Kammerchor unter der Leitung von Justin Doyle gesorgt.

Damit es stimmungsvoll bleibt, darf ich eine Bitte an Sie, liebe Gäste, richten: Heben Sie sich allen Applaus für den Schluss auf. Dann können die Lieder und auch die Geschichte, die Dietmar Bär für uns lesen wird, in ihrer je eigenen Stimmung auf uns wirken.