Mittagessen mit König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande

Schwerpunktthema: Rede

Den Haag/Niederlande, , 15. Mai 2018

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 15. Mai beim Mittagessen mit König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande bei seinem Besuch in den Niederlanden in Den Haag eine Ansprache gehalten: "Das Wort der Niederlande hat Gewicht in deutschen Debatten, ob es um die Zukunft Europas geht oder um die Zukunft der Demokratie. Wenn wir ins Neuland der Zukunft aufbrechen, tut es gut, einen weltoffenen, auf der Basis von Vernunft und Verantwortung handelnden Partner wie die Niederlande an unserer Seite zu wissen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rede beim Mittagessen, gegeben von König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande im Königspalast Paleis Noordeinde in Den Haag anlässlich des offiziellen Besuchs im Königreich‎ der Niederlande

Meine Frau und ich freuen uns, heute wieder bei Ihnen zu sein. Vor allem so kurz nach unserem Treffen am Rande der Olympischen Spiele in Südkorea. In den vergangenen Jahren konnte ich Ihr schönes Land aus ganz verschiedenen Blickwinkeln kennenlernen. Schon als Student habe ich die Niederlande per Fahrrad erkundet und bin in mehreren Urlauben bei Wind und Wetter, kreuz und quer durch Städte und Provinzen gefahren. Was mich damals besonders positiv beeindruckt hat, war nicht so sehr der harte Gegenwind, der einem in der Friesischen Ebene eigentlich immer entgegenblies, ganz egal, in welche Richtung man das Fahrrad lenkte – sondern vielmehr die Offenheit der Niederländer und die Freundlichkeit, mit der wir empfangen und eingeladen wurden, unsere Zelte auf den Bauernhöfen aufzuschlagen.

Seitdem bin ich immer wieder gern hierher gereist, als Privatmensch und in offizieller Funktion. Heute besuche ich Sie zum ersten Mal als Bundespräsident und freue mich gemeinsam mit meiner Frau, Ihr Land noch einmal aus einer etwas anderen Perspektive kennenzulernen. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft, die Sie uns und meiner ganzen Delegation erweisen.

Nicht nur für mich, der ich – wie meine Frau – aus Nordrhein-Westfalen stamme, ist ein Besuch in den Niederlanden fast so etwas wie ein Besuch bei nahen Verwandten. Es ist ein Gefühl der Vertrautheit und des Vertrauens, das viele meiner Landsleute mit den Niederlanden teilen. Dieses Gefühl prägt auch die enge Partnerschaft, die Deutschland und die Niederlande verbindet und die nicht nur auf der offiziellen Ebene gelebt wird. Auch in Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft gilt: Niederländer und Deutsche verstehen sich.

Wir sind dankbar für dieses Vertrauen, und wir vergessen nicht, dass es vor dem Hintergrund der dunkleren Kapitel unserer Geschichte nicht selbstverständlich ist, sondern diese Vertrautheit ist etwas Kostbares, etwas über Jahrzehnte Gewachsenes, das wir bewahren und pflegen wollen.

Heute sind unsere Volkswirtschaften aufs Engste miteinander verflochten. Immer mehr Niederländerinnen und Niederländer lassen sich in Deutschland nieder, ebenso wie Deutsche bei Ihnen. 22.000 junge Deutsche studieren heute in den Niederlanden. Und ich freue mich, dass in meinem Land auch die Zahl derjenigen stetig wächst, die Niederländisch lernen und so wirklich dazu beitragen, dass nicht nur die Niederländer die Deutschen verstehen, sondern auch die Deutschen die Niederländer.

Dass viele Deutsche die Niederlande so sympathisch finden, das hat auch viel mit Ihnen zu tun, Majestäten. Viele Menschen in meinem Land sind stolz darauf, dass Sie Ihren Urlaub regelmäßig in Deutschland verbringen und auch in offizieller Funktion die deutschen Bundesländer besuchen. Und wir freuen uns, dass Ihre Landsleute Ihrem Beispiel folgen. So ist Deutschland inzwischen zum beliebtesten Reiseziel der Niederländerinnen und Niederländer geworden. Dass das halbe Ruhrgebiet seinen Sommerurlaub an der niederländischen Nordseeküste verbringt, daran hat sich natürlich nichts geändert.

Geschichte und Geographie haben uns unterschiedlich geprägt. Aber ich habe den Eindruck, dass wir uns in den vergangenen Jahren noch näher gekommen sind, dass wir uns gegenseitig noch mehr vertrauen. Das Wort der Niederlande hat Gewicht in deutschen Debatten, ob es um die Zukunft Europas geht oder um die Zukunft der Demokratie. Wenn wir ins Neuland der Zukunft aufbrechen, tut es gut, einen weltoffenen, auf der Basis von Vernunft und Verantwortung handelnden Partner wie die Niederlande an unserer Seite zu wissen.

Erlauben Sie, Majestäten, dass ich darauf und auf Ihr persönliches Wohl mein Glas erhebe.