Tischrede von Bundespräsident Horst Köhler beim Staatsbankett, gegeben vom Präsidenten von Rumänien, Herrn Traian Basescu, und von Frau Maria Basescu

Schwerpunktthema: Rede

Bukarest, Rumänien, , 2. Juli 2007

Bundespräsident Horst Köhler und Präsident Basescu prosten sich zu.

Meine Frau und ich freuen uns, heute bei Ihnen in Rumänien zu Gast zu sein. Es ist mir eine Ehre, Ihr Land sechs Monate nach dem Beitritt zur Europäischen Union zu besuchen. Wir freuen uns mit Ihnen!

Rumänien und Deutschland sind traditionell gute Partner. Rumänien hat viel erreicht, aber wir alle wissen, dass noch viel zu tun bleibt. Sie, Herr Präsident, werden nicht müde, Ihre Mitbürger zu weiteren Reformen anzuspornen. Es scheint mir besonders wichtig, dem Thema Rechtssicherheit und Bekämpfung der Korruption weiterhin große Aufmerksamkeit zu widmen. Die weltweite Erfahrung ist, dass nur ein unabhängiges und effizientes Justizsystem, das sich der Bekämpfung von Korruption auf allen Ebenen verpflichtet fühlt, die Rechtssicherheit schafft, die für das Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat und genauso für eine gute wirtschaftliche Entwicklung unabdingbar ist. Nur ein Staat, der das Vertrauen seiner Bürgerinnen und Bürger genießt, kann die Kräfte seines Volkes wecken und wach halten, um auch die größten Aufgaben zu bewältigen. Ich wünsche Politik und Gesellschaft in Rumänien von Herzen die notwendige Kraft und Entschlossenheit, den Erneuerungsprozess weiter zu festigen.

Mit der Europäischen Union haben die Länder Europas in den vergangenen 50 Jahren ein großes Friedens- und Zivilisationswerk geschaffen, das weit über seine Grenzen ausstrahlt. Die letzten Jahre waren allerdings von Zweifeln geprägt, ob es der Europäischen Union gelingt, den Stillstand zu überwinden und jene Reformen anzupacken, die sie braucht, um bei der Gestaltung der Globalisierung eine angemessene Rolle spielen zu können. Und deshalb war es wichtig, dass sich der Europäische Rat in der vorletzten Woche über einen Reformvertrag für die EU verständigen konnte.

Herr Präsident, für die rumänische Unterstützung, die die deutsche EU-Ratspräsidentschaft dabei erfahren hat, ist Ihnen mein Land dankbar. Wir vertrauen darauf, dass Rumänien auf der Seite derjenigen ist, die das Ergebnis von Brüssel in einen konkreten Vertrag umsetzen.

Rumänen haben Europa schon immer kulturell bereichert - ich erinnere etwa den Dramatiker Eugène Ionesco, aber auch an eine der begabtesten deutschen Schauspielerinnen der Gegenwart, Alexandra Maria Lara, die in Rumänien geboren wurden. Andrei Plesu - ich traf ihn heute Nachmittag - war Fellow des Wissenschaftskollegs in Berlin und hat uns Deutschen vor wenigen Wochen mit einer klugen Rede die Geheimnisse unserer eigenen Sprache näher gebracht. Der Dirigent Sergiu Celibidache war lange Jahre stilbildend für die internationale Klassikszene und die Geschichte der Berliner oder auch der Münchner Philharmoniker ist ohne ihn nicht vorstellbar. Bei den Filmfestspielen in Berlin 2004, auf der Berlinale vor einem Jahr und in Cannes in diesem Jahr haben rumänische Regisseure eindrucksvoll gezeigt, wo eine wichtige Quelle des neuen kreativen Europas liegt. Und Hermannstadt/Sibiu ist gemeinsam mit Luxemburg Kulturhauptstadt Europas; ich freue mich auf meinen Besuch morgen.

Die kulturellen Verbindungen zwischen unseren Ländern sind eng: Ob Künstleraustausch, Denkmalpflege, Sport oder Jugendzusammenarbeit, überall gibt es vielfältige Begegnungen zwischen Deutschen und Rumänien. Vor allem in Cottbus ist man seinen beiden rumänischen Fußballstars Sergiu Radu und Vlad Munteanu besonders dankbar. Ihre Tore haben dem FC Energie Cottbus in diesem Jahr den Verbleib in der deutschen Bundesliga gesichert.

Die Jahrhunderte lange Präsenz der deutschen Minderheit in Rumänien hat Ihr Land und damit auch seine Kultur unübersehbar mit geprägt. Zahlreiche Angehörige der rumänischen Vor- und Zwischenkriegselite studierten an deutschen Universitäten, und bis heute lernen und sprechen viele Rumänen Deutsch. Fast 900 Jahre ist es her, dass deutschen Siedlern hier im Lande mit dem "Goldenen Freibrief" die Basis für ein republikanisches Gemeinwesen, ein geordnetes Schulsystem und praktizierte Toleranz an die Hand gegeben wurde. Diese Werte haben einen unverändert hohen Stellenwert in der rumänischen Minderheitenpolitik von heute. Dies ehrt einen Staat, in dem viele Minderheiten leben und dient seinen Interessen gleichermaßen. Ich sehe der weiteren Zusammenarbeit Deutschlands mit Rumänien bilateral und in der Europäischen Union mit Freude entgegen.

Ich bitte Sie nun, meine Damen und Herren, mit mir das Glas zu erheben und einen Toast auszubringen: auf die Gesundheit von Staatspräsident Basescu und seiner Frau, auf das Wohl des rumänischen Volkes und auf die Freundschaft zwischen Rumänien und Deutschland.