Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler beim Konzert mit Stipendiaten und Preisträgern der Deutschen Stiftung Musikleben

Schwerpunktthema: Rede

Berlin, , 8. November 2007

Bundespräsident Horst Köhler am Rednerpult vor einem großen Blumengesteck und der Standarte

Heute hat uns ein kleines Jubiläum zusammengeführt. Vor 45 Jahren wurde in München die Deutsche Stiftung Musikleben gegründet.

Was macht die Deutsche Stiftung Musikleben so besonders und so wichtig? Dreierlei: das "Wer", das "Wie" und das "Was".

Beginnen wir mit dem "Wer". Für manche Freunde der Deutschen Stiftung Musikleben ist das Engagement für die Nachwuchsförderung schon Familientradition. Zum Gründerkreis und zu den frühen Förderern gehörten bedeutende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kultur. Ich denke hier natürlich an die Gründerväter, den Musikverleger Hans Sikorski und den Bankier Wolfgang Essen, ich denke aber auch an Karl Graf von Schönborn, an Carl Orff, an den Unternehmer Ernst von Siemens und die Bankiers Hermann Josef Abs und Jürgen Ponto. Die Söhne, Töchter und Enkel der drei Erstgenannten engagieren sich bis heute in den Stiftungsgremien. Eine solch intensive Verbundenheit zu einer Stiftung, eine Verbundenheit über Generationen - das ist schon etwas ganz Besonderes.

Bei der Frage nach dem "Wie" der Stiftungsarbeit stößt man - und das macht mir die Stiftung besonders sympathisch - auf ein ungewöhnlich hohes Maß an ehrenamtlicher Tätigkeit. Die Gremien der Stiftung arbeiten alle ehrenamtlich, ebenso die Juroren der Wettbewerbe, die Fachleute und die Helfer bei öffentlichen Veranstaltungen. Und auch Dienstleistungen wie Rechtsberatung und Buchhaltung erhält die Stiftung von Freunden des Hauses kostenlos - also in gewisser Weise auch ehrenamtlich.

Eine arbeitet sogar "hauptberuflich" ehrenamtlich, nämlich ihre Präsidentin Irene Schulte-Hillen, die seit genau zwanzig Jahren dabei ist. Wie ich weiß, ist Frau Schulte-Hillen nicht allein die Seele der Stiftung, sie ist auch ihr Motor. Verehrte Frau Schulte-Hillen: herzlichen Dank für Ihren unermüdlichen und so erfolgreichen Einsatz!

Und Dank auch Ihnen, liebe Kuratoriumsmitglieder. Sie engagieren sich auf vorbildliche Weise dafür, Spender zu gewinnen und der Stiftung einzigartige, wertvolle Instrumente zu sichern.

Schließlich: Was wäre die Deutsche Stiftung Musikleben ohne ihre Spender und Treugeber? Es ist schön, dass viele von Ihnen heute Abend hier zu Gast sind. Wir alle freuen uns darüber. Und wir stehen in Ihrer Schuld: Denn die Stiftung finanziert ihr gesamtes Förderprogramm aus Spenden und ihre Arbeit ist undenkbar ohne den Instrumentenfonds.

Treugeber: Sie vertrauen darauf, dass die Stiftung ihre Instrumente dann auch in die Hände der "richtigen" jungen Künstler legt. Sie tun es zu Recht - davon werden wir alle uns gleich überzeugen können.

Die Musiker, die heute Abend für uns spielen werden, zählen zu den Besten. Und sie haben für uns ein Programm zusammengestellt aus den Stücken, die ihnen selbst am besten gefallen. Wir hören also- wenn man so will - das "best of" der "best of". Wenn das kein Qualitätsversprechen ist!

Sie, liebe Künstlerinnen und Künstler, befinden sich als Preisträger und Stipendiaten der Stiftung in guter Gesellschaft. Die Liste der Ehemaligen liest sich wie ein "Who is who" des deutschen Musiklebens. Berühmte Geiger wie Anne Sophie Mutter, Julia Fischer und Frank-Peter Zimmermann, Cellisten wie Eckart Runge und Jens Peter Maintz, Bratschisten wie Tabea Zimmermann und Klarinettisten wie Sabine Meyer - sie alle hat die Stiftung auf ihrem Weg in die Konzertsäle der Welt begleitet.

Und damit sind wir beim "Was", also bei der Aufgabe, die sich die Stiftung gestellt hat. Und da fällt auf, was man heute gern mit dem Wort "Nachhaltigkeit" bezeichnet. Es geht der Stiftung nicht darum, sogenannte "Wunderkinder" kurz ins Rampenlicht zu stellen. Es geht ihr darum, hochbegabte junge Solisten, Orchester- und Kammermusiker langfristig zu fördern.

Dazu zieht die Stiftung alle Register:
- mit der Konzertreihe "Foyer Junger Künstler", die den jungen Musikern die Möglichkeit gibt, Konzert- und Tournee-Erfahrungen zu sammeln,
- mit der Vergabe von Stipendien und Patenschaften zur individuellen Förderung von Spitzentalenten,
- durch die Zusammenarbeit mit wichtigen nationalen und internationalen Musikfestivals,
- indem sie einzelne Musikerinnen und Musiker Dirigenten und Orchesterleitern empfiehlt,
- und - nicht zuletzt - durch den Verleih wertvoller Streichinstrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds.

Der Deutsche Musikinstrumentenfonds ist - um es in nautischer Terminologie zu sagen, schließlich hat die Stiftung ihren Sitz im Hamburg - das "Flaggschiff" der Stiftung. Ich muss Ihnen, liebe Gäste, nicht sagen, dass der Fonds mittlerweile über die größte Sammlung wertvoller alter Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe in Deutschland verfügt und dass zur Vergabe dieser Instrumente sogar Wettbewerbe organisiert werden müssen - so groß ist die Nachfrage.

Der Deutsche Musikinstrumentenfonds ist zugleich ein exzellentes Beispiel für das, was heute Public Private Partnership genannt wird, denn auch der Bund hat seinerzeit eigene Instrumente in den Fonds eingebracht. Inzwischen sind Schenkungen und viele Treugaben von privater Seite dazu gekommen, so dass nun nahezu zwei Drittel des Instrumentenbestands aus Privatbesitz stammen.

Tradition, Engagement und Nachhaltigkeit - auf diesen drei Säulen ruht die Deutsche Stiftung Musikleben. Ich rufe ihr zu ihrem Gründungsjubiläum von Herzen zu: "Danke, und weiter so!" Und das gilt genauso den Spendern und Treugebern.

Dem Musikleben in unserem Land wünsche ich, dass die segensreiche Arbeit der Stiftung eine gute Zukunft hat. Wir alle profitieren davon. Und uns allen hier im Saal wünsche ich einen eindrucksvollen und anregenden Abend!