Grußwort von Bundespräsident Horst Köhler anlässlich des Adventskonzerts in Schloss Bellevue

Schwerpunktthema: Rede

Berlin, , 16. Dezember 2007

Der Bundespräsident am Rednerpult. Im Hintergrund steht der Chor.

Herzlich willkommen in Schloss Bellevue. Es ist eine gute Tradition, dass der Bundespräsident zu einem Adventskonzert einlädt - und es ist ebenfalls eine gute Tradition, dass als Gäste an diesem Abend viele derjenigen dabei sind, die während des letzten Jahres auf die eine oder andere Weise den Bundespräsidenten, seine Frau oder das Bundespräsidialamt unterstützt haben - durch Rat und Tat, als Gastgeber und Organisatoren von Veranstaltungen im ganzen Land oder als Helfer bei Veranstaltungen hier in Schloss Bellevue. Mit der Einladung zu diesem Adventskonzert wollen meine Frau und ich Ihnen allen für Ihre Hilfe und Ihre Unterstützung ganz herzlich danken.

Wir haben dieses Konzert ganz bewusst wieder auf einen Sonntag gelegt. Der Sonntag - und erst recht ein Sonntag im Advent - sollte dazu dienen, zur Ruhe und zur Besinnung zu kommen. Der Sonntag sollte nicht einfach nur ein weiterer Tag in der Woche sein. Der freie Sonntag, an dem man sich gemeinsam dem Nichtalltäglichen zuwendet, an dem man Zeit miteinander verbringt, in der Familie, mit Freunden, mit Gästen - dieser freie Sonntag ist ein Schatz, den wir hüten sollten. Es ist der Tag, der uns daran erinnert, dass das Leben aus mehr besteht als aus der Erfüllung der alltäglichen Pflichten. Das ist der Tag, der uns daran erinnert, dass der Mensch das Wesen ist, das sich über die irdischen Zwecke hinaus noch anderen Hoffnungen, Sehnsüchten und Zielen zuwenden kann. Als Christ füge ich hinzu: Man kann am Sonntag auch in die Kirche gehen.

Eine Zeit der Besinnung über das Alltägliche hinaus, eine Zeit, um neue Orientierung im Leben zu gewinnen, ist in ganz besonderer Weise die Zeit des Advents, die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. In unserer Gegenwart geht dieser vorbereitende Charakter der Adventszeit oft verloren. Schon vom ersten Advent, ja oft sogar vom Oktober an, bekommt man den Eindruck, es sei schon Weihnachten: Weihnachtsshows im Fernsehen, Weihnachtslieder im Radio oder in den Kaufhäusern. Aber ohne Vorbereitung kein wirkliches Fest, ohne vorbereitende Adventszeit kein wirkliches Weihnachten. Unser Konzert heute Abend soll daran erinnern und uns auf eine besondere Art adventlich stimmen:

Dazu hören wir einerseits die wunderbaren Lieder der Advents- und Vorweihnachtszeit. Wohl nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele innige und ans Herz gehende Advents- und Weihnachtslieder wie in den Ländern deutscher Sprache. Sie sprechen unser Gefühl unmittelbar an.

Aber Weihnachten ist mehr als Stimmung und Gefühl. Deswegen werden heute Abend zum anderen - wie es nun auch schon Tradition geworden ist - zwischen den schönen alten Liedern einige Gedichte gelesen, die aus den letzten Jahrzehnten stammen. Die meisten Autoren sind also Zeitgenossen.

Die Gedichte am heutigen Abend umkreisen alle ein zentrales Thema der Adventszeit: Sie sprechen vom Warten und von der Hoffnung, von der Suche nach Sinn und von der Suche nach Orientierung. Sie sprechen von Einsamkeit und von der Sehnsucht nach Lebenserfüllung. In gewisser Weise stehen sie im Kontrast zu den Liedern, die wir hören werden - aber gerade auf diese Weise können die Gedichte diese Lieder erst recht zum Leuchten und Strahlen bringen und so in jedem von uns die Vorfreude auf Weihnachten neu wecken oder stärken.

Ganz herzlich begrüße ich die Akteure des heutigen Abends: Zuerst die Augsburger Domsingknaben: Sie sind einer der bekanntesten und berühmtesten deutschen Chöre und ich freue mich sehr, dass sie gemeinsam mit ihrem Leiter, Herrn Domkapellmeister Reinhard Kammler, bereit gewesen sind, für uns diesen Abend zu gestalten. Herzlichen Dank!

Die Gedichte liest für uns Frau Antje Westermann, Film- und Theaterschauspielerin aus Berlin. Auch Ihnen, Frau Westermann, ein herzliches Willkommen und herzlichen Dank!

Wir haben uns bemüht, ein Programm zusammen zu stellen, in dem Text und Musik, Gedichte und Lieder eine - wenn auch kontrastreiche - Einheit darstellen. Ich möchte Sie deshalb bitten: Auch wenn jedes Lied und jedes Gedicht Beifall verdient hätte - heben wir uns doch bitte den Applaus bis zum Schluss auf.

Ich wünsche uns allen einen schönen und besinnlichen adventlichen Abend.