Interview mit der Paralympics Zeitung

Schwerpunktthema: Interview

19. September 2016

Der Bundespräsident hat der Paralympics Zeitung ein schriftliches Interview gegeben, das am 19. September im Tagesspiegel erschienen ist. Darin heißt es: "Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die gesellschaftliche Botschaft der Paralympischen Spiele noch aufmerksamer gehört wird und noch mehr Wirkung entfaltet: Trauen wir uns auf dem langen Weg zu einer barrierefreien, inklusiven Gesellschaft etwas zu und packen wir es an! Die paralympischen Athletinnen und Athleten sind dafür tolle Vorbilder."

Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt bei einem Gruppenfoto mit Athletinnen und Athleten am Frankfurter Flughafen anlässlich deren Verabschiedung von  zu den Paralympischen Sommerspielen in Rio

Bundespräsident Joachim Gauck hat der Paralympics Zeitung ein schriftliches Interview gegeben, das am 19. September im Tagesspiegel erschienen ist.

Herr Bundespräsident, Sie waren schon 2012 bei den Spielen in London. Haben Sie einen persönlichen paralympischen Moment?

Den habe ich noch gut in Erinnerung: Beim Zeitfahren der Bahnradfahrer in London war ich so begeistert von der Stimmung in der Halle und vor allem von der unglaublichen Leistung der Sportler, dass ich nur immer wieder betonen kann: Die Paralympischen Spiele stehen absolut gleichberechtigt neben den Olympischen und verdienen die gleiche Aufmerksamkeit.

Wie haben die Paralympics Ihre Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung beeinflusst?

Mich fasziniert an der Leistung der paralympischen Sportlerinnen und Sportler, dass sie ebenso hart und ausdauernd trainieren wie die nicht-behinderten Athletinnen und Athleten, zusätzlich aber besondere Schwierigkeiten überwinden müssen. Oftmals hatten Sie schwere Unfälle oder leben von Geburt an mit einer Behinderung, die nicht-behinderten Menschen als unvorstellbare Einschränkung erscheint. Dennoch meistern die Paralympioniken ganz selbstverständlich nicht nur ihren Alltag, sondern auch noch den Spitzensport. Ich bin voller Bewunderung für die Leistungen dieser Sportler.

Gibt es eine paralympische Sportart, die Sie gerne einmal ausprobieren würden?

Das schöne an vielen paralympischen Sportarten ist ja, dass sie auch von nicht-behinderten Menschen ausgeübt werden können. Beim Rollstuhlbasketball oder beim Sitzvolleyball zum Beispiel können Menschen mit und ohne Behinderung ganz ungezwungen gemeinsam Spaß am Sport haben. Und was das Ausprobieren einer paralympischen Sportart angeht – das sehe ich eher bei denen, die sportlicher und jünger sind als ich …

Was hat Ihnen die Beschäftigung mit dem Behindertensport gebracht und was können Sie anderen Menschen mit auf den Weg geben?

Zunächst so etwas wie einen Motivationsschub. Am Leistungssport bewundern wir ja, dass Menschen sich sehr hohe Ziele setzen und diese dann mit einer enormen Willenskraft und großer Leistungsbereitschaft zu erreichen versuchen. Bei Menschen mit einer Behinderung ist die Anstrengung, große Ziele zu erreichen, noch ausgeprägter. Wer das sieht, stellt sich vielleicht selber einmal die Frage: Und ich? Welche Ziele stelle ich mir? Traue ich mir genug zu? Aktiviere ich meine Kräfte?

Welchen Effekt erhoffen Sie sich von den Paralympics in Brasilien?

Die Paralympischen Spiele zeigen der ganzen Welt Erfolgsgeschichten, die maßgeblich zu einem besseren Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung beitragen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die gesellschaftliche Botschaft der Paralympischen Spiele noch aufmerksamer gehört wird und noch mehr Wirkung entfaltet: Trauen wir uns auf dem langen Weg zu einer barrierefreien, inklusiven Gesellschaft etwas zu und packen wir es an! Die paralympischen Athletinnen und Athleten sind dafür tolle Vorbilder.

Die Fragen stellte das Nachwuchsreporterteam der Paralympics Zeitung