Erklärung zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI.

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 11. Februar 2013

Der Bundespräsident hat am 11. Februar in Schloss Bellevue eine Erklärung zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. abgegeben: "Für diesen historisch höchst seltenen Entschluss sind großer Mut und Selbstreflexion nötig. Beides findet meinen außerordentlichen Respekt."

Bundespräsident Joachim Gauck bei seiner Erklärung zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI.

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 11. Februar 2013 in Schloss Bellevue eine Erklärung zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. abgegeben:

"Mit großer Überraschung und tiefer Bewegung haben die Bürger in Deutschland erfahren, dass Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt hat.

Für diesen historisch höchst seltenen Entschluss sind großer Mut und Selbstreflexion nötig. Beides findet meinen außerordentlichen Respekt. Ich finde in dieser Geste auch den Mann wieder, den ich vor Kurzem erst bei einem langen Besuch persönlich kennenlernen durfte. Sein Glaube, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich tief beeindruckt.

Für uns Deutsche hat dieser Papst eine besondere Bedeutung. Denn dass ein Deutscher die Nachfolge von Johannes Paul II. antrat, war von historischer Bedeutung für unser Land.

In Benedikts Wirken verbinden sich hohe theologische und philosophische Bildung mit einfacher Sprache und mit Menschenfreundlichkeit. Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seiner Person und in seinen Schriften und Ansprachen Orientierung und Ermutigung zum Glauben.

Papst Benedikt begriff den kritischen und konstruktiven Dialog zwischen Vernunft und Glauben als eine zentrale intellektuelle Aufgabe der Gegenwart – und er selber hat unermüdlich dazu beigetragen.

Benedikt XVI. war als Papst der ganzen Welt verpflichtet, aber er blieb auch im Herzen immer mit seiner Heimat verbunden. Das konnten wir bei seinen Besuchen in Deutschland spüren, vor allem bei seiner Reise nach Bayern. Unvergessen sind aber auch seine Besuche zum Weltjugendtag in Köln, in Berlin oder im Eichsfeld oder in Freiburg. Eindrücklich ist uns auch seine leidenschaftliche und nachdenkliche Rede vor dem Deutschen Bundestag geblieben.

„Deus caritas est – Gott ist die Liebe“ – Dieser Titel seiner ersten Enzyklika war Papst Benedikts Überzeugung und feste Orientierung. Dafür ist er ein glaubwürdiger Zeuge.

In Respekt vor seinem Entschluss wünschen wir ihm einen erfüllten und gesegneten Lebensabend."