Entlassung und Ernennung von Bundesministern

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 14. Februar 2013

Der Bundespräsident hat am 14. Februar in Schloss Bellevue Annette Schavan auf Vorschlag der Bundeskanzlerin aus dem Amt der Bundesministerin für Bildung und Forschung entlassen und Johanna Wanka die Ernennungsurkunde für dieses Amt übergeben.

Überreichung der Urkunde im Großen Saal von Schloss Bellevue

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 14. Februar in Schloss Bellevue Annette Schavan auf Vorschlag der Bundeskanzlerin aus dem Amt der Bundesministerin für Bildung und Forschung entlassen und Johanna Wanka die Ernennungsurkunde für dieses Amt übergeben. Zur Übergabe der Urkunden sagte der Bundespräsident:

"Sehr geehrte Frau Bundesministerin, liebe Frau Schavan, liebe Frau Bundeskanzlerin

heute verabschiede ich mit Frau Schavan eine Ministerin, die weit über die eigene Fraktion und Koalition hinaus hohe Achtung in der politischen und in der wissenschaftlichen Welt genießt.

Viele bedauern, dass die Bildungspolitik und die Forschungspolitik des Bundes nicht mehr in Ihren Händen liegen. Sie haben auf Ihre bescheidene und zugleich souveräne Art wichtige Weichen gestellt. Bildungspolitik war für Sie immer beides: die Frage der Zukunftsfähigkeit unseres Landes und eben darum Einsatz für den Einzelnen, auch zur Herausbildung seiner Befähigung zu politischer und demokratischer Teilhabe.

Liebe Frau Schavan, Wissenschaft und Forschung leben von Bildung. Ihr Einsatz hat die Wissenschafts- und Forschungslandschaft in Deutschland gestärkt. Sie waren für die Wissenschaft stets eine kenntnisreiche und engagierte Partnerin. Sie haben der Wissenschaft Vertrauen geschenkt und ihr durch große Investitionen mehr Freiheit ermöglicht. Durch die Exzellenzinitiative konnten die Universitäten ihre Profile international schärfen. Mit dem Hochschulpakt haben Bund und Länder dafür gesorgt, dass mehr junge Menschen an unseren Hochschulen studieren können. Das ist auch Ihr Verdienst, verehrte Frau Schavan!

Mit Ihnen scheidet jemand aus dem Amt, der das, was er tut, aus tiefer Überzeugung tut. Sie haben sich von Ihrer christlichen Überzeugung, Ihrem Glauben leiten lassen. Ihm verdanken Sie Ihr Bild vom Menschen, Ihre Vorstellung von einem gestalteten und gelungenen Leben und damit auch Ihr Konzept von Bildung. Er, dieser Glaube, wird Ihnen auch für den kommenden Lebensabschnitt Halt und Richtung geben. Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen.

Liebe Frau Wanka,

Sie gehören wie die Frau Bundeskanzlerin und ich zu den Menschen aus dem Osten Deutschlands, die sich viele Jahre ihres Lebens nicht träumen lassen konnten, was mit uns als Person und was mit unserem Land geschehen würde. Sie haben sich bereits 1989 durch Ihr gesellschaftliches Engagement in der Bürgerrechtsbewegung der damaligen DDR ausgezeichnet und waren dann im September 1989 Gründungsmitglied des Neuen Forums in Merseburg.

Auch bei Ihnen kann man sagen, dass Sie Wissenschaft und Forschung leben. Sie haben sich schon früh für die Mathematik und für die Potenziale zur Lösung von Problemen begeistert. Ihr bisheriges berufliches Leben galt der Wissenschaft: als Professorin für Ingenieurmathematik und als Rektorin der Hochschule Merseburg.

Als Wissenschaftsministerin konnten Sie dann Erfahrungen gleich in zwei Ländern sammeln: in Brandenburg von 2000 bis 2009 und in Niedersachsen ab 2010. Als „Ministerin des Jahres“ wurden Sie 2008 im Ranking des Deutschen Hochschulverbandes ausgezeichnet. Außerdem waren Sie die erste ostdeutsche Ministerin in einem westdeutschen Landeskabinett.

Sehr geehrte Frau Wanka, Sie übernehmen ein Amt, das gemeinsam mit den Ländern große Gestaltungsspielräume bietet. In der Wissenschaftspolitik etwa stehen nach dem Auslaufen der drei großen Milliardenprogramme von Bund und Ländern wichtige Entscheidungen an.

Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen hier gemeinsam handeln, um unserem Land, um Wissenschaft und Forschung, um den vielen Studierenden in Deutschland eine gute Perspektive zu geben. Sie werden in drängenden Fragen viel zu bewegen haben. Ihre geistige Kraft, Ihre Ruhe und Ihre zupackende Art werden Ihnen dabei helfen.

Ihnen, liebe Frau Wanka, wünsche ich eine glückliche Hand, viel Erfolg und Gottes Segen im Amt."