Staatsbankett zu Ehren des Präsidenten der Republik Indonesien, Susilo Bambang Yudhoyono

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 4. März 2013

Staatsbankett zu Ehren des Präsidenten der Republik Indonesien im Großen Saal

Herzlich willkommen in Berlin, in Schloss Bellevue! Selamat datang! Viele Deutsche denken beim Stichwort „Inseln“ an Abgeschiedenheit. Bei Indonesien, habe ich mir sagen lassen, ist genau das Gegenteil der Fall: Die Geschichte der über 17.000 tropischen Inseln ist eine Geschichte der Verbindung, des Austauschs, der Kommunikation, der Handelswege und auch der Kultur und Hochkulturen. Eine faszinierende Geschichte, ein faszinierendes Land, mit der größten islamischen und der viertgrößten Bevölkerung weltweit. Ein Land, das nach jahrzehntelanger Diktatur entschlossen den Weg in die Demokratie eingeschlagen hat. Und – was mich besonders fasziniert, weil wir doch in Zeiten leben, in denen immer wieder vom Kampf der Kulturen oder Religionen die Rede ist: eine Gesellschaft, die ihre Vielfalt anerkennt und ihr Raum gibt, anstatt aus Angst vor möglichem Zerfall Unterschiede unterdrücken zu wollen.

Überzeugt hat mich auch das indonesische Motto dafür: Einheit in Vielfalt. Es erinnert mich, den Europäer, natürlich an den Leitspruch der Europäischen Union: „In Vielfalt geeint“. Welch eine Herausforderung – welch eine Bereicherung -, wenn es gelingt, diese Vielfalt friedlich zu vereinen!  Der Leitgedanke “Empowering the moderates”, die gemäßigten Kräfte zu unterstützen, erscheint mir dabei sehr wichtig. Oft sind sie die schweigende Mehrheit – und wenn sie ihrer Kraft gewahr werden, können sie vieles zum Guten wenden – vereint. Wir kennen das aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen ja auch hier in Deutschland: Es ist falsch, ausgerechnet die gewalttätigen Fanatiker jeglicher Couleur – weil sie so sicht- und hörbar sind – für bestimmend zu halten. Aber es ist unbedingt nötig, ihnen entschlossen entgegenzutreten. Unser Land will Sie daher in Ihrer Haltung gern bestärken! Indonesien kann im Zusammenleben der Religionen wichtige Signale setzen, insbesondere auch in Richtung der arabischen Welt. Wir haben uns darüber ausführlich unterhalten.

Und weil Ihr Land zudem wirtschaftlich erfolgreich ist, weil sich das Leben der Menschen spürbar verbessert, kann Indonesien Vorbild sein mit seinem Dreiklang aus Demokratie, moderatem Islam und Wirtschaftswachstum. Es ist gut zu hören, dass Ihr Land diese, seine Erfahrungen im “Bali Democracy Forum” bewusst mit anderen Ländern in der Region teilt.  Indonesien trägt dazu bei, der Demokratie auch ein asiatisches Gesicht zu geben. Auch das ein Grund, uns besonders über Ihren Besuch zu freuen.

Das Fundament der Freundschaft zwischen unseren Ländern wurde schon vor langer Zeit gelegt: Letztes Jahr feierten wir 60 Jahre diplomatische Beziehungen. Ich habe mich gefreut zu hören, dass es – unter dem Begriff „Jerman dan Indonesia“ – in vielen Städten Indonesiens Veranstaltungen zur deutschen Kultur, Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft gab – und dass das Interesse daran groß war. Über die Jahre sind rund 30.000 junge Indonesier zum Studium nach Deutschland gekommen. Viele von ihnen sind unserem Land weiterhin eng verbunden. Umgekehrt interessieren sich immer mehr Deutsche für Indonesien. Sie werden das gewiss spüren, wenn Sie, Herr Präsident, morgen gemeinsam mit der Bundeskanzlerin die Internationale Tourismus Börse in Berlin eröffnen. Indonesien ist in diesem Jahr das Partnerland.

Es gibt viele Wege, die Beziehungen zwischen zwei Nationen zu stärken. Respektvolle Neugier auf Kultur und Alltag des anderen ist ein guter Weg. Unverzichtbar die Kooperation auf offizieller, staatlicher Ebene, wie sie zwischen Indonesien und Deutschland hochrangig vereinbart wurde durch den Besuch der Bundeskanzlerin und die „Erklärung von Jakarta“ im vergangenen Jahr – und wie wir sie heute Abend mit unserem festlichen gemeinsamen Essen feiern. Aber ebenso wichtig sind auch dauerhafte Kontakte zwischen den Bürgerinnen und Bürgern unserer Länder. Ich finde es gut, dass künftig eine Beratergruppe aus der Zivilgesellschaft unsere vielfältigen Regierungskontakte ergänzen soll. Und dann, was bindet Länder enger zusammen als miteinander Handel zu treiben? Besonders erfreulich, dass Sie eine große Wirtschaftsdelegation mitgebracht haben – und dass auch die heute unter uns so sind, die wissen, was sie aneinander als Wirtschafts- und Handelspartner haben. Das können wir – als jeweils größte Volkswirtschaften in unseren regionalen Zusammenschlüssen EU und ASEAN – sicher noch ausbauen und damit zu offenem und fairem Handel beitragen.

Indonesien und Deutschland tragen – als wirtschaftlich starke Länder, als Mitglieder der G-20 – gemeinsam eine große Verantwortung. Sie reicht weit über die Zukunft unserer eigenen Länder hinaus. Wir können und müssen dazu beitragen, dass wirtschaftliches Wachstum nicht an der Substanz zehrt, dass natürliche Ressourcen geschont und möglichst viele Menschen davon profitieren. Solide Finanzrahmen, Anstrengungen für Klima- und Umweltschutz, Nahrungssicherung – all das sind Voraussetzungen für einen Wohlstand, der auch künftigen Generationen erhalten bleiben soll. Indonesien ist bereit, seiner gestiegenen internationalen Verantwortung gerecht zu werden, das zeigt etwa Ihr Engagement im Rahmen des Rio+20-Prozesses und in der High Level Group für die „Post Millennium Development Goals“, in der Sie, verehrter Herr Staatspräsident, einen der beiden Co-Vorsitze inne haben. Indonesien ist mit Ihnen zu einem herausragenden wirtschaftlichen und politischen Akteur in Südostasien geworden.

Mir bleibt nun zu wünschen, dass noch mehr Deutsche Ihr Land besuchen – von Sabang bis Merauke –, es noch besser kennenlernen und sich dort engagieren. Und warum nicht auch andersherum?

Meine Damen und Herren, ich bitte Sie nun, mit mir das Glas zu erheben und einen Toast auszubringen: auf die Gesundheit von Präsident Yudhoyono und seiner Frau, und auf die Freundschaft zwischen Indonesien und Deutschland!