Empfang für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der "Jungen Islam Konferenz"

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 8. März 2013

Bundespräsident Joachim Gauck bei seiner Ansprache

Es ist mir eine Freude, den Start für Ihre wichtige Veranstaltung hier im Schloss Bellevue stattfinden zu lassen.

Ich weiß, dass viele von Ihnen schon eine Menge für unser Land und für die Integration getan haben. Als Mitglieder der Jungen Islam Konferenz werden Sie bestimmt noch mehr dafür tun können, dass alle Unterschiedlichen, die hier wohnen, „Unser Land“ sagen können.

Ihr Deutschland – das ist für Sie, die junge Generation, ganz selbstverständlich ein Land mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens. Die rund vier Millionen Muslime in unserem Land bilden in ihrer Vielfalt die drittgrößte Religion in Deutschland. Mit ihrem Glauben, mit ihrer Kultur sind sie Teil der Gegenwart, aber auch der Zukunft unseres Landes.

Identität ist oft nicht eindeutig zu definieren. Sie ist vielschichtig, wie ich es kürzlich in meiner Europarede beschrieben habe. Auch in Bezug auf Religion, Kultur und die vielen anderen Bereiche, die unsere Identität bestimmen, gilt, dass das eine das andere nicht verdrängen muss. Wir leben hier zusammen, mit verschiedenen religiösen und kulturellen Wurzeln, und das verändert unsere Gesellschaft.

Umso wichtiger, dass offen über die Chancen, aber auch über die Schwierigkeiten gesprochen wird. Und vor allem: dass den vorhandenen Vorurteilen und Pauschalisierungen etwas entgegengesetzt wird, und zwar Aufklärung. Die Junge Islam Konferenz ist ein gutes Forum für einen neugierigen, offenen, vorurteilsfreien und respektvollen Dialog. Was ist zum Beispiel gemeint, wenn von „dem Islam“ die Rede ist? Werden die religiösen, kulturellen, politischen und sozialen Aspekte ausreichend gewürdigt und auseinander gehalten? Was könnte im Alltag besser gemacht werden, wie und wo?

Es ist wichtig, dass gerade junge Menschen wie Sie formulieren, wie Sie sich unsere Gesellschaft und unser Miteinander in Zukunft vorstellen. Sie kennen die Diskussionen unter Ihren Altersgenossen. Sie bringen Ihre ganz unterschiedliche Lebensläufe und Lebenserfahrungen ein. Ich habe mit Freude und Erstaunen gelesen, wie vielfältig die Besetzung der diesjährigen Islam Konferenz ist, und finde es großartig, dass hier so verschiedene Herkünfte zusammenkommen. Das wird den Dialog sehr lebendig machen. Wenn man einander begegnet, wenn man einander in die Augen schaut, ist viel mehr Offenheit möglich als wenn man nur Thesen hört oder gar Ideologien. Sie begegnen einander als Muslime wie als Nichtmuslime, als gläubige, weniger- oder nichtgläubige Menschen. Sie sprechen für sich, aber auch für andere. Ich freue mich, wenn Sie diese Chance nutzen, sich austauschen und erleben, wie das Zusammenleben in Vielfalt gelingen kann.

Ein ganz besonderes Dankeswort möchte ich der Stiftung Mercator sagen, auch der Humboldt-Universität zu Berlin, die dieses Projekt ermöglichen. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Zusammenarbeit in der Islam Konferenz und unserem Land, dass Ihre Stimmen gehört werden! Alles Gute!