Mittagessen, gegeben vom Präsidenten der Republik Kolumbien, Juan Manuel Santos Calderón

Schwerpunktthema: Rede

Bogotá/Kolumbien, , 10. Mai 2013

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 10. Mai 2013 beim gemeinsamen Mittagessen mit dem kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos Calderón eine Ansprache gehalten: "Daniela Schadt und ich sind zum ersten Mal in Kolumbien.Gelesen und gehört hatten wir viel über Ihr Land. So reich beschenkt – und zugleich so von menschlichem Leiden gezeichnet. Das trifft mich. Und dann treffe ich hier Menschen, die sprühen vor Engagement! Ich treffe Kolumbianerinnen und Kolumbianer, die trotz des jahrzehntelangen Konflikts in ihrem Heimatland das Lachen nicht verlernt haben, die offen auf mich zukommen, warmherzig, gastfreundlich – und politisch hellwach."

Bundespräsident Joachim Gauck wird durch den Präsidenten der Republik Kolumbien, Herrn Santos Calderón, mit militärischen Ehren begrüßt

Daniela Schadt und ich sind zum ersten Mal in Kolumbien.

Gelesen und gehört hatten wir viel über Ihr Land. So reich beschenkt – und zugleich so von menschlichem Leiden gezeichnet. Das trifft mich. Und dann treffe ich hier Menschen, die sprühen vor Engagement! Ich treffe Kolumbianerinnen und Kolumbianer, die trotz des jahrzehntelangen Konflikts in ihrem Heimatland das Lachen nicht verlernt haben, die offen auf mich zukommen, warmherzig, gastfreundlich – und politisch hellwach.

Da treffe ich Menschen, die reden mit dem Herzen in der Hand – so hat es einer ihrer berühmten Landsleute gesagt und so habe ich es erlebt. Menschen, die mich interessieren, weil ihre Lebenserfahrung sie mit Gabriel García Márquez ganz offenbar sagen lässt:

"Die Menschen werden nicht an dem Tag geboren, an dem ihre Mutter sie zur Welt bringt, sondern wenn das Leben sie zwingt, sich selbst zur Welt zu bringen."

Sich selber zur Welt bringen – welch ein Programm der Freiheit und der Wertschätzung des Einzelnen, jedes einzelnen Individuums.

Freundschaftlich, herzlich und vertrauensvoll sind auch unsere bilateralen staatlichen Beziehungen. Kolumbien und Deutschland verbindet eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten. Deutschland ist ein langjähriger, zuverlässiger Partner Kolumbiens – so steht es in meinem Manuskript. Ich würde sagen: Auch umgekehrt gilt es.

Ich erlebe Kolumbien als ein Land, dessen Menschen sich – trotz der Schwierigkeiten, die der Binnenkonflikt auch heute noch mit sich bringt – auf den Weg machen, viel zu erreichen: Mit einer Wirtschaft, die wächst, mit einer Politik, die sich dafür einsetzt, der Gewalt und der Armut entgegenzutreten.

Und auch dies gibt mir ein tiefes Gefühl der Verbundenheit, dass wir gemeinsam an der Lösung wichtiger globaler Fragen arbeiten: Sicherheit, Stabilität, eine auf freiem und fairem Handel beruhende Weltwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Schutz der Menschenrechte, Ende der Armut weltweit. Das sind große gemeinsame Baustellen.

Es freut mich ganz besonders, dass Deutschland Kolumbiens wichtigster Handelspartner in Europa ist. Dazu tragen die knapp 100 deutschen Unternehmen hier in Kolumbien bei, die in diesem Lande gute Bedingungen vorfinden. Dafür danke ich Ihnen.

Auch die Zusammenarbeit im wissenschaftlichen Bereich wird immer enger und tiefer. Fast 1.900 kolumbianische Studenten studieren in Deutschland. Damit stellen die Kolumbianer – gemessen an der Bevölkerungszahl – die größte lateinamerikanische Studentengemeinde in Deutschland. Sie sind uns herzlich willkommen!

Heute sind wir in Kolumbien Zeugen eines historischen Prozesses. Zum ersten Mal gibt es begründete Hoffnung, dass der jahrzehntelange interne Konflikt friedlich beigelegt werden kann. Ich gratuliere Ihnen, Herr Präsident, herzlich für Ihre kühne Initiative und wünsche Ihnen und allen Beteiligten hierfür von Herzen Erfolg!

Wo immer ich kann, will ich Sie und die Menschen Kolumbiens auf diesem Weg ermutigen. Als enge Freunde Kolumbiens stehen wir bereit, alle unsere Möglichkeiten einzusetzen, um an der erfolgreichen Umsetzung einer Friedensvereinbarung mitzuwirken.

Sie merken vielleicht: Ein bisschen habe ich mich verliebt in Kolumbien. Dass aus diesem Land Literaturnobelpreisträger kommen, die Realismus und Magie, Politik und Poesie vermählen können – das verstehe ich nun noch besser.

Ich bitte Sie nun, mit mir Ihr Glas zu erheben und auf das Wohl von Staatspräsident Santos Calderón und Frau de Santos anzustoßen, auf das Wohl Kolumbiens, auf das Wohl aller, die sich für das Gemeinwohl einsetzen – und darauf, dass die hervorragenden Beziehungen unserer beiden Länder weiter Blüten und Früchte tragen.

Auf Ihr wunderbares Land und auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!