Empfang für den Präsidenten der Republik Estland

Schwerpunktthema: Rede

Tallinn/Estland, , 10. Juli 2013

Ansprache von Bundespräsident Joachim Gauck während seines Staatsbesuchs der Republik Estland bei einem Empfang für den Präsidenten Toomas Hendrik Ilves.

Bundespräsident Joachim Gauck zusammen mit Estlands Präsident Toomas Hendrik Ilves

Ansprache von Bundespräsident Joachim Gauck während seines Staatsbesuchs der Republik Estland bei einem Empfang für den Präsidenten Toomas Hendrik Ilves:

Ich freue mich darüber, Sie, Herr Präsident, zusammen mit Ihrer Frau und den Repräsentanten Ihres Landes hier begrüßen zu dürfen. Wir haben in Ihrem Land wichtige Begegnungen mit Themen und mit Menschen gehabt. Dafür sind wir alle zutiefst dankbar.

Ich will nicht mehr das wiederholen, was ich in den vergangenen beiden Tagen gelobt habe – Ihren Reform- und Sparwillen, aber auch Ihre Innovationsfreude, Ihre Neugier auf Europa, auf neue Entwicklungsmöglichkeiten, auf Andere und Ihre Hingabe an das Eigene, vor allem Ihre Liebe zur Freiheit und Ihre Bereitschaft zur Verantwortung. Nicht nur für uns Deutsche, sondern für alle in der EU ist es ein großer Gewinn, Estland in unserem freien Europa zu wissen. Welch ein Beispiel für andere, zu sehen, wie klug und erfolgreich Sie die Solidarität der Europäischen Union genutzt haben – und wie solidarisch Sie sich nun selbst in diese Gemeinschaft hineinstellen.

Wir haben hier wunderbare Zeugnisse Ihrer Gastfreundschaft erlebt, in gesellschaftlicher Atmosphäre und in intensiven Gesprächen. Wir möchten uns nun hier für Ihre Gastfreundschaft, Herr Präsident, bedanken. In diesem prachtvollen Haus auf dem Tallinner Domberg spiegelt sich ein guter Teil der wechselvollen Beziehungsgeschichte zwischen unseren Ländern: die Präsenz und der Beitrag der deutsch-baltischen Adelsfamilien, die hoffnungsvollen Jahre des jungen estnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg, die deutsche und die sowjetische Besatzungszeit mit ihren Schrecken, der Wiederaufbau in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts und damit auch das Wiederanknüpfen an die guten Hinterlassenschaften der deutsch-baltischen Vergangenheit. Ich habe mir sagen lassen, dass die Dame, deren Porträt die Besucher in diesem Hause begrüßt, Isabella Freifrau von Ungern-Sternberg war – die Urgroßmutter des ersten deutschen Botschafters im wieder freien Estland, Henning von Wistinghausen, der hier noch immer in bester Erinnerung ist.

Ich will mit diesem Empfang "danke" sagen – meinen Landsleuten, die hier leben und arbeiten und Estland auf seinem Weg unterstützen. Eindrücklich war mein Besuch bei der deutsch-estnischen Tochterfirma von Karl Storz heute Vormittag – einem global tätigen Unternehmen aus Baden-Württemberg, das hier in Tallin an eine erfolgreiche Familien-Tradition der Entwicklung und Herstellung von medizintechnischen Endoskopen anknüpfen kann und Weltspitze ist. Die Firma weiß, warum sie hier in Estland produziert! Das ist ein guter Standort. Ich wünsche mir, dass viele Unternehmer von dem positiven Investitionsklima hier angezogen werden.

Vor allem aber will ich Ihnen danken, Herr Präsident, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen Esten, die uns hier so freundlich empfangen haben. Die mit uns dabei sind, Europa gemeinsam zu gestalten. Die herzliche Gastfreundschaft, das Beispiel einer Nation, die sich aufmacht, Europa zu gestalten, der Blick in eine trübe Vergangenheit und der Wille, sie aufzuarbeiten, alles das hat bewirkt, dass wir als reich Beschenkte hier wegfahren. Sie sind zu Recht stolz auf Ihr Land. Ich will das Meinige tun, damit mehr Deutsche und Europäer Ihren Erfahrungsschatz hören – und wir alle weiter voneinander lernen.

Alles Gute und Gott segne Sie.