Verleihung des Transatlantic Partnership Awards

Schwerpunktthema: Rede

Berlin, , 28. Januar 2014

Der Bundespräsident hat am 28. Januar bei der Verleihung des Transatlantic Partnership Awards der American Chamber of Commerce in Germany an die Berliner und New Yorker Philharmoniker eine Rede gehalten: "Wenn gegenseitiges Verständnis gefördert werden soll, dann ist es einer der besten Wege, sich mit der Kultur des anderen intensiver zu beschäftigen."

Bundespräsident Joachim Gauck hält bei der Verleihung des Transatlantic Partnership Awards der American Chamber of Commerce in Germany eine Ansprache im Jüdischen Museum Berlin

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Das ist heute ein wichtiger Abend zur rechten Zeit. Die transatlantische Partnerschaft, die Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland, braucht belebende Impulse und bedarf der Selbstvergewisserung und der Stärkung. In diesem Rahmen eines Festes steht die heutige feierliche Preisverleihung. Das ist gut so, das können wir gut gebrauchen.

Die amerikanische Handelskammer in Deutschland ist seit mehr als einem Jahrhundert eine der wichtigen Institutionen und eine der verlässlichen Konstanten unserer engen bilateralen Beziehungen. Sie hat ihren transatlantischen Partnerschaftspreis in diesem Jahr an zwei kulturelle Leuchttürme ihrer beiden Länder verliehen.

Das scheint mir von einer tiefen Symbolkraft zu sein. Das New York Philharmonic Orchestra auf der einen und die Berliner Philharmoniker auf der anderen Seite haben ihren festen, ihren besonderen Platz im Herzen der jeweiligen Kulturen. Und wenn nun ausgerechnet diese beiden Institutionen ausgezeichnet werden mit dem transatlantischen Partnerschaftspreis, dann erzählt das viel mehr über die transatlantische Partnerschaft als es jede lange Rede tun könnte.

Es sagt doch nicht mehr und nicht weniger als dies: Die transatlantische Partnerschaft, ja die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern, ist keine Sache von Randgruppen oder Minderheiten, sie ist im Herzen unserer Kulturen.

Wenn wir das wissen, dann können wir auch Belastungen, wie sie zuletzt aufgetreten sind, aushalten und sogar überwinden. Unsere Länder haben immer wieder bewiesen, dass sie in der Lage sind, aus Fehlern zu lernen. Ich bin zuversichtlich, dass das auch in diesen Tagen gelingen kann. Wenn man einmal nicht nachvollziehen kann, was der andere sagt oder tut, ist das in so vielen Jahren gewachsene Vertrauen da, das uns beide wissen lässt: Wir bleiben im Dialog und wir finden wieder zusammen.

Manchmal spricht man von einer "Kultur des Vertrauens": Wenn gegenseitiges Verständnis gefördert werden soll, dann ist es einer der besten Wege, sich mit der Kultur des anderen intensiver zu beschäftigen. Dabei helfen zivilgesellschaftliche Bande. Jährlich reisen fünf Millionen Menschen von Deutschland in die USA: Sie kommen als Geschäftsreisende, Touristen, Verwandte und Freunde. Unter jungen Amerikanern gilt Berlin als eine der "coolsten" Städte Europas. Und sie alle spiegeln die enge und lange gewachsene Beziehung, die unsere Nationen verbindet. Die angestrebte transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft zum Beispiel kann den Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks mehren.

Wir haben allen Grund, unsere Freundschaft zu pflegen, auszubauen und gemeinsam die Chancen der Zukunft zu nutzen. Wenn wir uns in die jeweils andere Kultur vertiefen, werden wir vieles sehen, was uns am anderen selbstverständlich und plausibel erscheint, manches aber auch, was uns eigenartig und auch ein bisschen fremd vorkommt, und auch darüber kann man sich freuen. Wir werden bei alledem erkennen, dessen bin ich mir ganz sicher: bei weitem überwiegt, was uns gemeinsam ist. Bei weitem überwiegen die Werte, die wir gemeinsam schätzen, bewahren und verteidigen. Bei weitem überwiegt das Verständnis füreinander, und bei weitem überwiegen die gemeinsamen Anschauungen über die Welt.

Ganz besonders wichtig ist es, dass uns am anderen etwas fasziniert, etwas begeistert. Und hier hat die Chamber of Commerce mit ihren diesjährigen Preisträgern voll ins Schwarze getroffen.

Was für die beiden heute geehrten Orchester und ihre jeweilige Wertschätzung gilt, das gilt für viele andere Bereiche der Kultur: Wir schätzen, ja wir verehren die kulturellen Spitzenleistungen der jeweils anderen. Wir sehen daran auch immer wieder, wie sehr uns unsere Kulturen verbinden, indem wir heute zwei der berühmtesten Klangkörper ehren, auszeichnen und ganz fröhlich und festlich auch die transatlantische Partnerschaft würdigen. Wenn solche Feste möglich sind und gelingen, dann gelingt es uns auch, den Alltag mit seinen Aufgaben und Herausforderungen so zu meistern, dass unsere Partnerschaft und unsere Freundschaft wächst und gedeiht.