Eröffnung des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft

Schwerpunktthema: Rede

Rangun/Myanmar, , 11. Februar 2014

Der Bundespräsident hat am 11. Februar anlässlich der Eröffnung des Delegiertenbüros der deutschen Wirtschaft eine Rede gehalten: "Wir sind jetzt die ersten Europäer mit einer wirtschaftlichen Vertretung in Myanmar, so wie wir im Juli 2013 auch die ersten Partner waren, die mit Ihrem Land ein Kulturabkommen unterzeichneten. Das ist eine ganz praktische Art, Respekt zu zollen für den beeindruckenden Wandel, den Ihr Land derzeit erlebt."

Bundespräsident Joachim Gauck hält eine Rede anlässlich der Eröffnung des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Welch ermutigende Signale für die Öffnung Myanmars und für die neuen Beziehungen zwischen unseren Ländern: Ich darf mit Ihnen zusammen das Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft einweihen – und nachher in der künftigen Residenz des Goethe-Instituts den Start der Renovierung feiern.

Und was für ein schöner Bogen, von der Wirtschaft zur Kultur! Beide sind seit Menschengedenken eng miteinander verbunden. Beide haben mit Kreativität zu tun, mit Neugier, mit der Lust, etwas herzustellen oder darzustellen. Wie wir künftig miteinander leben werden, wie unser Alltag aussehen wird, unsere Städte, wie wir miteinander kommunizieren, welche Bilder wir voneinander haben werden – all das hat ebenso viel mit kulturellen wie mit wirtschaftlichen Entwicklungen zu tun. Vor allem aber sind beide Bereiche, Kultur und Wirtschaft, auf Austausch und gegenseitige Bereicherung angelegt – im materiellen wie im geistigen Sinne. Unsere Unternehmen verkaufen ja nicht allein ihre Produkte, sie arbeiten hier auch mit den Menschen zusammen, wollen im Zusammenwirken Neues entwickeln.

Natürlich gibt es Herausforderungen – gerade in Myanmar, wo sich aktuell sehr Vieles bewegt oder zu bewegen beginnt. Viele positive Entwicklungen sind zu beobachten, und doch bleibt ebenso vieles noch zu tun. Wenn Sie Unternehmer fragen, worauf sie warten, um in Myanmar zu investieren, dann werden Sie hören: Wir brauchen Rechtssicherheit, eine stabile Energieversorgung, eine gute Infrastruktur.

Auch unter guten Bedingungen sind die ersten Schritte in einem fernen Land immer gewagte Schritte. Daher ist es so wichtig, dass Unternehmen die Gewissheit haben, sich auf gebündelte Expertise und exzellente Beratung vor Ort stützen zu können. Ich danke dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, dass er die Gründung des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft so engagiert vorangetrieben hat. Und ich bin froh, dass Sie eine Leiterin gefunden haben, die große Erfahrung in diesem Land und in der gesamten Region hat. Frau Dr. Stärk, wir wünschen Ihnen alles Gute!

Über zu wenig Arbeit werden Sie sich nicht beklagen können – ich weiß, dass Sie schon jetzt Anfragen zuhauf haben. Und es ist kein Zufall, dass ich mit einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation in dieses Land des Aufbruchs gekommen bin. Der deutschen Wirtschaft bieten sich in Myanmar große Chancen. Das Land ist nicht nur reich an Bodenschätzen, sondern auch an jungen Menschen, die die Öffnung des Landes nutzen wollen.

Die Erwartungen der hiesigen Partner sind hoch. Wir alle wissen, wie sehr das Gelingen weiterer Reformen davon abhängt, dass sie das Leben möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger spürbar verbessern. Dazu wollen wir Deutschen beitragen. Politisch werden wir Sie dabei unterstützen, sich weiter erfolgreich zu öffnen und in die internationale Wirtschaftsgemeinschaft zu integrieren.

Gestern haben unsere Länder wichtige Abkommen geschlossen, die den Weg freimachen für eine noch engere Zusammenarbeit. Eine tragfähige Regelung ist gefunden worden, so dass Deutschland Myanmar nun über ein halbe Milliarde Euro Schulden erlassen kann.

Unsere Unternehmen haben viel zu bieten: hochinnovative Produkte und Dienstleistungen, oft gerade in Bereichen, die Ihr Land interessieren, Infrastruktur etwa, Industrie- und Energieversorgung. Kaum jemand hat so viel Erfahrung mit ressourcenschonender Produktion wie unsere Firmen. Und darüber hinaus bringen sie eine Kultur der Sozialpartnerschaft mit. Sie wissen: Um langfristig erfolgreich zu sein, dürfen sie nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen, sondern müssen auch Belange der hiesigen Bevölkerung im Blick haben. Sie müssen vernünftige Arbeitsbedingungen bieten und das Wissen, das Engagement und die Ideen der Beschäftigten angemessen würdigen.

Wir Deutschen können sagen: Wir sind jetzt die ersten Europäer mit einer wirtschaftlichen Vertretung in Myanmar, so wie wir im Juli 2013 auch die ersten Partner waren, die mit Ihrem Land ein Kulturabkommen unterzeichneten. Das ist eine ganz praktische Art, Respekt zu zollen für den beeindruckenden Wandel, den Ihr Land derzeit erlebt.

Für Sie alle bedeutet das: Unternehmen auch Sie etwas!

Vertrauen Sie einander, vertrauen wir alle Myanmar!