Abendessen zu Ehren von Königin Margrethe II von Dänemark

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 9. September 2014

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 9. September beim Abendessen zu Ehren von Königin Margrethe II von Dänemark in Schloss Bellevue eine Rede gehalten: "Dieser Blick zurück in die Geschichte wie auch der Blick auf neue aktuelle Bedrohungen der Friedensordnung erinnern uns daran, dass ein friedliches Miteinander in Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Und der Blick zurück zeigt uns auch: Heute sind die dänisch-deutschen Beziehungen besser als jemals zuvor."

Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt beim Abendessen mit der dänischen Königin Margrethe II im Schinkelsaal

Gerne erinnere ich mich an unsere erste Begegnung: Heute vor fast genau zwei Jahren war ich Ihr Gast auf Schloss Fredensborg. Ich freue mich außerordentlich, dass ich heute die Gelegenheit habe, Sie nun hier zu empfangen.

Wir treffen einander in einem Jahr, das im Zeichen des Gedenkens an die Wegmarken der jüngeren europäischen Geschichte steht. Und in diesem Jahr haben Dänen und Deutsche gemeinsam jener blutigen Schlacht gedacht, die vor 150 Jahren im Grenzland zwischen Dänemark und dem heutigen Deutschland auf den Schanzen bei Düppel tobte. Der Krieg um Schleswig sollte noch für lange Zeit einen dunklen Schatten auf das dänisch-deutsche Verhältnis werfen.

Dieser Blick zurück in die Geschichte wie auch der Blick auf neue aktuelle Bedrohungen der Friedensordnung erinnern uns daran, dass ein friedliches Miteinander in Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Und der Blick zurück zeigt uns auch: Heute sind die dänisch-deutschen Beziehungen besser als jemals zuvor – so sagte es Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt beim Matthiae-Mahl im Februar 2014 in Hamburg. Dem stimme ich aus vollem Herzen zu. Und die Freude darüber möchte ich heute Abend mit Ihnen, Majestät, teilen.

Denn Dänemark ist nicht nur unser Nachbar, sondern ein wahrer Freund. Der politische, wirtschaftliche und kulturelle Austausch und nicht zuletzt die zahlreichen persönlichen Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland sind bemerkenswert. Dabei können wir auch auf historische Traditionen aufbauen: Ich denke etwa an die Zeit der Reformation. Noch heute liegt die damals begründete Sankt Petri Kirche im Herzen Kopenhagens. Als deutschsprachige, evangelisch-lutherische Kirche wurde sie bereits 1575 erwähnt und ist heute – wie die Auslandsschule Sankt Petri – eine Brücke zwischen unseren Ländern.

Auch die Minderheiten auf dänischer wie auf deutscher Seite trennen unsere Länder nicht – nein, sie verbinden sie. Und ihre Integration in die jeweilige Gesellschaft ist – gerade weil sie gleichzeitig ihre kulturelle Eigenständigkeit bewahren können – vorbildlich und wegweisend auch für Europa.

Viele Menschen, nicht nur in den Grenzgebieten unserer beiden Länder, fühlen sich heute als Europäer und Teil einer großen Region. Das ist entscheidend dem europäischen Einigungsprozess zu verdanken. Dänemark und Deutschland mit ihren leistungsstarken und exportorientierten Wirtschaften profitieren davon im besonderen Maße. Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, diesen Weg weiterzugehen und für seine Errungenschaften – für Demokratie, für Menschenrechte und für die Herrschaft des Rechts – nach innen wie nach außen einzutreten.

Ich bitte Sie, mit mir das Glas zu erheben auf das Wohl Ihrer Majestät, der Königin von Dänemark, auf das Wohl des Prinzgemahls und der Königlichen Familie, auf unsere gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit und auf unsere gemeinsame Zukunft in einem friedlichen und freien Europa.