Erklärung zur Amtszeit

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 6. Juni 2016

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 6. Juni eine Erklärung zu seiner Amtszeit in Schloss Bellevue abgegeben: "Heute nun möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich mich entschlossen habe, nicht erneut für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn ich empfinde es als große Ehre, diesem Land, unserer Bundesrepublik Deutschland, zu dienen."

Bundespräsident Joachim Gauck erklärt sich zur Amtszeit vor der Presse im Großen Saal in Schloss Bellevue

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

am 18. März 2012 hat mich die Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt. Das ist nun gut vier Jahre her. Seitdem übe ich das Amt mit Respekt und auch mit Freude aus. Und ich werde es weiter ausüben bis zum 18. März 2017*. Ich freue mich auf die kommenden Monate und darauf, das in mich gesetzte Vertrauen weiter zu erfüllen.

Heute nun möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich mich entschlossen habe, nicht erneut für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren.

Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn ich empfinde es als große Ehre, diesem Land, unserer Bundesrepublik Deutschland, zu dienen. Ich begegne fast täglich Menschen, die durch ihr beharrliches, oft selbstloses Engagement dafür sorgen, dass unser Land täglich stärker und schöner wird – sei es nun in der Politik oder der Gesellschaft insgesamt, sei es ehrenamtlich oder hauptamtlich. Das Wirken dieser Frauen und Männer – Bürgerinnen und Bürger im besten Sinne – hat mir immer wieder Kraft gegeben und mich ermutigt. Dank ihrer habe ich mein Land umfassender und intensiver erfahren. Ihnen allen fühle ich mich auf das Engste verbunden, bei Erfolgen wie auch bei noch nicht gelösten Problemen.

Unser Land hat engagierte Bürger, und es hat funktionierende Institutionen. Der Wechsel im Amt des Bundespräsidenten ist in diesem Deutschland daher kein Grund zur Sorge. Er ist vielmehr demokratische Normalität, auch in fordernden, auch in schwierigen Zeiten.

Meine Damen und Herren,

ich bin dankbar, dass es mir gut geht. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass die Lebensspanne zwischen dem 77. und 82. Lebensjahr eine andere ist als die, in der ich mich jetzt befinde. Ich möchte für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann. Wie man das eigene Alter betrachtet, das ist eine ganz individuelle, ganz persönliche Frage. Ich habe sie für mich nun so beantwortet.

All denen, die sich für eine zweite Amtszeit ausgesprochen haben, möchte ich sagen: Die vielen Zeichen der Ermutigung und der Unterstützung haben mich sehr gefreut. Ich bin von Herzen dankbar dafür.

Bis zum Ende meiner Amtszeit werde ich meine Aufgaben mit allem Ernst, mit Hingabe und mit Freude erfüllen. Sie können gewiss sein: Bis dahin werden wir – die Bürger und der Präsident – noch viele Gelegenheiten haben, uns zu begegnen. Und ich verspreche, dass ich weiter dazu beitragen werde, dass wir in unserem Land die aktuellen Herausforderungen mit Zuversicht und Vertrauen annehmen.

Wir haben gute Gründe, uns Zukunft zuzutrauen.


* Versehentlich hatte der Bundespräsident während seiner Erklärung den 17. März 2017 genannt.