Zum Tod von Roman Herzog

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 10. Januar 2017

Der Bundespräsident hat am 10. Januar zum Tod von Bundespräsident a. D. Roman Herzog ein Statement abgegeben: "Roman Herzog war ein freiheitsliebender kritischer Geist und Vordenker. Er war ein Mann der klaren Worte. Damit trug er viel zur Verständigung zwischen Bürgern und Politik bei und erwarb sich Respekt und große Sympathie bei unzähligen Menschen. Er genoss Vertrauen, weil er eine klare und menschliche Art zu denken hatte und weil er aus tiefster Überzeugung sich für dieses Land und Europa einsetzte."

Bundespräsident Joachim Gauck gibt ein Pressestatament im Langhanssaal von Schloss Bellevue anlässlich des Todes von Bundespräsident a.D. Roman Herzog

Roman Herzog ist gestorben.

Zusammen mit vielen anderen Menschen in Deutschland bin ich sehr traurig über seinen Tod. Ich denke in diesen Stunden an seine Frau, an seine Söhne, die Verwandten und Freunde und bin mit meinen Gedanken bei ihnen.

Roman Herzog war eine Persönlichkeit, die das Selbstverständnis unseres Landes und das Miteinander unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet hat: Er war Staatsrechtler, Politiker, Richter und Präsident des Bundesverfassungsgerichts, und er war unser Staatsoberhaupt. Als Gestalter von Politik und Recht hat er uns immer wieder aufgefordert, alle Kräfte für die Erhaltung und Festigung unserer Demokratie einzusetzen.

Roman Herzog hat Reformbereitschaft angemahnt, als die Bundesrepublik dieser Mahnung in besonderer Weise bedurfte. Wie notwendig Veränderungen sind, um Wohlstand und soziale Sicherheit zu gewährleisten, hat er uns immer wieder vor Augen geführt.

Roman Herzog war ein freiheitsliebender kritischer Geist und Vordenker. Er war ein Mann der klaren Worte. Damit trug er viel zur Verständigung zwischen Bürgern und Politik bei und erwarb sich Respekt und große Sympathie bei unzähligen Menschen. Er genoss Vertrauen, weil er eine klare und menschliche Art zu denken hatte und weil er aus tiefster Überzeugung sich für dieses Land und Europa einsetzte – und auch weil er seinen Mitmenschen mit Takt und Umsicht begegnete.

An den Zweiten Weltkrieg, den er als Kind erlebte hatte, hatte Roman Herzog noch eigene Erinnerungen, und so war für ihn eine der wichtigsten Aufgaben, die Erinnerung an die dunkelste Zeit Deutschlands wachzuhalten. Er begründete den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Roman Herzog hat als Bundespräsident viel für Versöhnung und Verständigung, Vertrauen und gute Nachbarschaft bewirkt. Er hat Deutschland in der Welt in herausragender Weise repräsentiert.

Mit großem Respekt und tiefer aufrichtiger Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem Mann, der mit seinem Denken und Handeln Maßstäbe gesetzt hat, an denen sich die künftig lebenden Generationen ausrichten können.

Roman Herzog hat sich um unser Land und um Europa verdient gemacht. Wir werden ihn dankbar in Erinnerung behalten.