Grußwort aus Anlass des Abschlusskonzerts des Internationalen Beethovenfests in Bonn

Schwerpunktthema: Rede

Bonn, , 16. Oktober 2000

Einer der amerikanischen Botschafter, die ihr Land in der Bundeshauptstadt Bonn vertreten haben, hat nach seiner Rückkehr nach Amerika in einem Interview auf die Frage, was ihn an Deutschland und an den Deutschen am stärksten beeindrucke, gesagt: "Dass sie so geduldig viele Reden anhören!" Nun gehöre ich zu denen, die der Oberbürgermeisterin von Bonn immer zuhören könnten. Ich gehöre auch zu denen, die das Lebenswerk von Professor Willnauer ein wenig zu kennen glauben und zuversichtlich sind, dass das Lebenswerk nicht abgeschlossen ist, sondern in Bonn ein paar Jahre weiter geht.

Ich bin gern gekommen, weil ich viel von diesem Beethoven-Fest hier in Bonn gelesen habe. Ich habe von der Fülle der Veranstaltungen gelesen, von denen eine sogar "Junges Gemüse" hieß. Drei deutsche Sender haben mit ausgestrahlt, was hier an Konzerten stattgefunden hat. Überall in den regionalen und überregionalen Medien ist von Bonn und von Beethoven die Rede gewesen. Ich finde das richtig: Salzburg und Mozart, Leipzig und Bach, Bayreuth und Wagner - und Bonn und Beethoven, das sind die richtigen Paare.

Das ist ja keine neue Idee derer, die jetzt zuständig sind. Vor 145 Jahren gab es schon ein Beethoven-Fest in Bonn. Damals hat Franz Liszt den Bau der ersten Beethovenhalle mitfinanziert. Und er hat eine Weihnachtskantate anlässlich der Aufstellung des ersten Beethovendenkmals hier in Bonn im Jahre 1845 geschrieben.

Es hat Jahre gegeben, da waren Bonn und Beethoven nicht so nah beieinander, wie es auch Jahre gegeben hat, in denen Heine und Düsseldorf nicht gerade eng befreundet waren. Aber ich denke, es ist in diesen drei Wochen deutlich geworden, was Franz Liszt gesagt hat: "Der Name Beethoven ist heilig in der Kunst". Wer das Werk Beethovens ein wenig zu kennen glaubt, der ist beeindruckt davon, wie dieser Beethoven Altes aufgenommen und Neues gestaltet und zu einem unverwechselbaren Klang gebracht hat.

Ich sage das gerade im Bachjahr, das wir bis zum Ende dieses Jahres aus Anlass des Todes von Johann Sebastian Bach vor 250 Jahren feiern. Bach war an vielen, vielen Orten in Deutschland tätig. Beethoven war nicht so lange und nicht so oft in Bonn. Wir alle kennen die Stätten seiner musikalischen Arbeit. Aber er hat hier seine Wurzeln gehabt, und er ist in diese Stadt immer wieder heimgeholt worden.

Ich glaube, dass das Internationale Beethovenfest dieses Jahres ein solches Stück der Heimholung eines großen Sohnes ist. Ich möchte, dass wir uns gegen Immanuel Kant entscheiden, der gesagt hat: "Musik ist ein unnützes Geräusch." Ich möchte, dass wir bei dem bleiben, was Friedrich Nietzsche gesagt hat: "Ein Leben ohne Musik ist ein Irrtum". In diesen Tagen konnte man das hier lernen. Herzlichen Dank!