Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband an Egidius Braun

Schwerpunktthema: Rede

Berlin, , 30. Mai 2001

Meine Damen und Herren,
lieber Egidius Braun,

meine erste Begegnung mit dem Fußball hat etwas mit Fremdwörtern zu tun. Wir bolzten, wie man bei uns sagt, und ein Junge rief: "Johannes, Du bist dat Ultikum vom Platz". Dieser Satz, "Du bist dat Ultikum vom Platz" ist mir immer gefolgt. Er wollte sagen Unikum, aber das Wort kannte er damals noch nicht.

Was ein Unikum ist, wissen wir alle. Egidius Braun ist ein Unikum. Ein Fußballbegeisterter, ein Fußballverrückter und gleichzeitig ein hoch anständiger, ein musischer, ein friedvoller, ein zutiefst humaner Mensch. Wenn über Egidius Braun gesagt werden kann, er ist ein guter Mensch im besten Sinne des Wortes, dann müssen auch die Zyniker verstummen, die Gutmenschentum so gerne ironisieren. Egidius Braun wird nicht nur geachtet, er wird auch geliebt und das ist bei sogenannten Funktionären selten.

Wie hat das alles angefangen? Egidius ist griechisch und heißt der Schildhalter. Er war natürlich aktiver Fußballer, er war auch Schiedsrichter, fast möchte man sagen, er ist der geborene Schiedsrichter. Er hat nämlich einen untrüglichen Sinn für Fairness und Gerechtigkeit.

Und dem folgt, dass er Verantwortung übernommen hat als Vorsitzender seines Heimatvereins SV Breisig 1910, als Präsident des Fußballverbandes Mittel-Rhein, seit 1977 als Schatzmeister des DFB. 1980 wurde er bei der UEFA Mitglied bei der Organisationskommission für die Europameisterschaft, 1988 Mitglied des Exekutivkomitees der UEFA und 1992 schließlich Vizepräsident. Aber uns allen ist er am Besten im Gedächtnis als der DFB-Präsident Egidius Braun, der er 1992 wurde.

Solche Ämter bekommt man wahrlich nicht bloß, weil man ein lieber Mensch ist. Man muss fähig sein, man muss ein starker Verhandlungspartner sein und ein guter Organisator und auch ein bisschen Ehrgeiz kann nicht schaden. Aber auch an der Spitze ist Egidius Braun immer ein Mann der Basis geblieben. Mit dem Herzen für die Kinder und für die Amateure.

Jeder bekommt im Laufe des Lebens so seine Spitznamen. Wenn ich uns beide vergleiche, geht es mir schlechter, denn Sie sind der Ranghöhere: Pater Braun ist mehr als Bruder Johannes. Das eine, Bruder, ist nur Frater, Pater ist eine Weihestufe höher.

Sie, lieber Egidius Braun, haben dem Fußball viel gegeben und am Bedeutendsten ist es wohl, dass Sie versucht haben, dem Fußball seine Menschlichkeit zu erhalten, auch dann noch, wenn es um viele Millionen DM ging. Sie haben niemals die vielen tausend Vereine aus dem Blick verloren, Sie wollten immer die enge Verzahnung zwischen Profisport und Amateursport erhalten. Sie haben immer gewusst, dass der Fußballsport das Vorbild der Stars braucht, aber vor allem eine gesunde Basis: gute Jugendtrainer, gute Schiedsrichter in allen Ligen, begeisterungsfähige Eltern, verantwortungsbewusste Ehrenamtliche.

Sie sind eine Art personifiziertes Ehrenamt. Und trotz aller notwendigen Funktionärsroutine bleiben Sie fähig, spontan zu erkennen, wo Hilfe nötig ist und Sie organisieren sie dann auch.

Ich glaube das beste Beispiel ist die Mexiko-Hilfe. Getreu dem Pfadfindermotto "Sehen, urteilen, handeln" haben Sie, als Sie während der EM 1986 in Mexiko die Not der Kinder gesehen haben, die Mexiko-Hilfe mit dem DFB ins Leben gerufen und seitdem ist für die Kinder dort unendlich viel Gutes geschehen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Sie immer wieder geworben haben und motivieren können.

Motivieren durch Überzeugen, das ist ein Motto Ihrer Präsidentschaft. In einem so riesigen Verband wie dem DFB ist das sicher nicht immer leicht. Aber Sie wissen als versierter Orgelspieler mit welchen Tastenanschlägen man die vielen unterschiedlichen Pfeifen dazu bringen kann, harmonisch zu klingen.

Ich hoffe sehr, dass beim DFB und im deutschen Fußball auch in Zukunft, auch unter Ihrer Präsidentschaft, Herr Meyer-Vorfelder, Menschlichkeit und soziales Engagement eine wichtige Rolle spielt. Egidius Braun hat sich um den deutschen Fußball und damit auch um unser Land verdient gemacht. Und darum möchte ich ihm in Anwesenheit dieser bedeutenden und wichtigen Gäste mit einer Geste danken und ich darf Ihnen jetzt, lieber Herr Braun, das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen.