Grußwort von Bundespräsident Johannes Rau zum Start der Kampagne "Sport tut Deutschland gut" des Deutschen Sportbundes

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 10. April 2002

Meine Damen und Herren,

"Sport tut Deutschland gut". Ich habe gern die Schirmherrschaft über diese Kampagne übernommen und wünsche ihr viel Erfolg. Worum geht es dabei? Der DSB will unser Bewusstsein dafür schärfen, wie gut der Sport nicht nur den Sportlerinnen und Sportlern tut, sondern unserem ganzen Land.

Sportlerinnen und Sportler macht er bekanntlich schneller, gesünder, schlanker und schöner.

Unserem ganzen Land tut Sport gut, weil er Menschen zusammenbringt. Er stiftet Gemein­schaft und sorgt für ein gutes Miteinander- über alle Unterschiede von Alter, Herkunft und Leistungsstärke hinweg.

Ich komme in Deutschland ziemlich viel herum. Dabei finde ich diese guten Wirkungen des Sports überall. Ich will Ihnen gern ein paar Beispiele aus meinem Alltag geben:

Ich kümmere mich besonders um Schulpartnerschaften zwischen Ost und West in Deutsch­land. Da zeigt es sich: Gerade beim Sport - und sei es auch beim Spiel gegeneinander - fällt es jungen Leuten leicht, zusammenkommen, Vorurteile zu überwinden und Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Oder betrachten Sie das Miteinander von Deutschen und Ausländern: Ich habe gerade den bundesweiten Wettbewerb zur Integration von Zuwanderern ausgerufen. Da war ich neulich bei einem Integrationsprojekt hier in Berlin, in Kreuzberg. Da spielen Jugendliche aus aller Herren Länder miteinander Fußball. Aus 36 Nationen! Sie bekämpfen sich nicht etwa, sondern sie finden im Team gemeinsam über den Kampf zum Spiel. Das ist übrigens eine ganz alte deutsche Fußballertugend.

Nehmen Sie auch den Bereich des Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Behinde­rung: Demnächst verleihe ich wieder das Silberne Lorbeerblatt. Da werden Medaillengewin­ner der Olympischen Spiele, der Paralympics und der Deaflympics versammelt sein. Da wird ganz deutlich, wie viel der Sport dazu beiträgt, dass Menschen mit Behinderung nicht etwa ausgegrenzt sind, sondern selbstverständlich einbezogen werden.

Ein letztes Beispiel: In jedem Jahr lade ich zu meinem Neujahrsempfang Bürgerinnen und Bürger ein, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben, oft über Jahrzehnte. Da begegne ich in jedem Jahr Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ganz typischen Verdiensten:

  • dem Rentner, der schon seit zwanzig Jahren am Wochenende die A-Jugend des Handball­clubs trainiert und sie auf eigene Kosten zu Turnieren fährt;
  • der älteren Dame, bei der schon Tausende Schwimmen gelernt und ihren Freischwimmer gemacht haben.

Da merkt man: Sport bringt auch die Generationen zusammen, er stiftet Zusammenhalt zwi­schen Jung und Alt.

Zusammenhalt, gutes Miteinander, Solidarität - das sind knappe Güter. Unser Land ist auf diese Güter angewiesen, damit das gesellschaftliche Klima menschenfreundlich bleibt. Man kann solchen Zusammenhalt nicht "machen", nicht produzieren wie ein Industrieprodukt. Der Sport aber kann zu diesem guten Miteinander beitragen. Darum könnte man auch in der Sprache der Werbung sagen: "Nie war er so wertvoll wie heute."

Werbung will die Köpfe und die Gefühle der Menschen erreichen. Das ist genau das, was die Kampagne "Sport tut Deutschland gut" erreichen will: Werbung für einen guten Zweck.

Der DSB will uns allen zeigen, wie viel der Sport, vor allem der Vereinssport, dazu beiträgt, dass es sich in unserem Lande gut leben lässt.

Das ist eine wichtige und eine gute Sache. Darum übernehme ich gerne die Schirmherrschaft für die Kampagne "Sport tut Deutschland gut".