Grußwort von Bundespräsident Johannes Rau beim Empfang für die Repräsentanten der Bewerberstädte um die deutsche Kandidatur für die Austragung der XXX. Olympischen Sommerspiele 2012

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 17. März 2003

Herzlich willkommen im Schloss Bellevue!

"Olympia tut Deutschland gut" - so lautet unser heutiges Motto. Es klingt für mich vertraut, denn ich bin Schirmherr der Initiative "Sport tut Deutschland gut" des Deutschen Sportbundes. Die Ähnlichkeit der Slogans ist kein Zufall, und noch wichtiger: Beide sagen die Wahrheit.

Sport tut Deutschland gut, weil sportliche Fitness Lebensfreude spendet, weil der Sport hierzulande in über achtzigtausend Vereinen die Menschen zusammenbringt und weil Sport Gemeinschaft und gutes Miteinander stiftet - über alle Unterschiede von Alter, Herkunft und Leistungsstärke hinweg.

Dabei steht er übrigens stets auch im Zeichen Olympias: In jedem Jahr beteiligen sich rund achthunderttausend Schülerinnen und Schüler an "Jugend trainiert für Olympia". Das ist der größte Schulsportwettbewerb der Welt, und ich habe erst vor kurzem beim Berliner Finale miterlebt, mit welcher Begeisterung und Leistungsstärke die jungen Sportlerinnen und Sportler bei der Sache sind. Natürlich beflügelt dabei so manche von ihnen auch der Gedanke, dem Vorbild unserer Spitzensportler nachzueifern und eines Tages selber um olympischen Lorbeer zu wetteifern. Warum auch nicht? Für so manches unserer sportlichen Asse hat ja einst der Weg zur Olympiamedaille bei "Jugend trainiert für Olympia" begonnen. Breitensport und Spitzensport folgen da also durchaus demselben guten Stern.

Schon darum gilt: Olympia tut Deutschland gut. Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 geht es freilich noch um einiges mehr: So wie die Olympischen Ringe das weltumspannende Symbol von Gemeinsamkeit und Fairness zwischen den Völkern sind, so sind die Olympischen Spiele das Ereignis schlechthin des internationalen Spitzensports: Sie verwandeln die Welt in ein olympisches global village des friedlichen Wettstreits und guten Miteinanders. Das ist immer auch eine großartige Chance für das gastgebende Land: Wer die Welt zu Gast hat, der kann weltweit neue Freunde gewinnen und alte Freundschaften stärken.

Wir wollen gute Gastgeber sein, und wir laden die Welt ein, Deutschland als modernes, als tolerantes, als friedliebendes und natürlich auch als ein sportbegeistertes Land kennen zu lernen.

Diese Einladung war von Anfang an eine Sache unseres ganzen Landes. Das zeigt schon die geografische Lage der Bewerberstädte: Bei uns gibt es in allen Himmelsrichtungen Städte für Olympia. Und ich füge hinzu: nicht nur Städte, sondern auch ausgesprochen viel Zustimmung zu Olympia 2012 in Deutschland. Bei Umfragen sagen schon heute sieben von zehn Befragten, das sei ein Ziel, für das sich der gemeinsame Einsatz lohne.

Diese große Zustimmung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die deutsche Bewerbung erfolgreich sein kann. Das ist gewiss zu einem großen Teil dem Engagement der zehn Städte zu danken, die Austragungsort der Sommerspiele und der Segelwettbewerbe sein wollen. Es zeigt auch, wie wichtig schon die Phase der nationalen Bewerbung für den Ausgang des Gesamtunternehmens ist.

Ich habe mir die Bewerbungen angesehen und war sehr beeindruckt. Alle Konzepte können sich wirklich sehen lassen, und ich beneide diejenigen nicht, die am 12. April darüber entscheiden müssen, wer von den Guten der Beste ist.

Eine Entscheidung aber muss fallen, und sie kann nicht alle glücklich machen. Darum ist es gut, dass sich die Bewerberstädte heute noch einmal zu Fairness und Teamgeist verpflichten, bei aller unvermeidbaren und richtigen Konkurrenz. Alle Städte verstehen die Bewerbung um Olympia 2012 als ein gemeinsames Anliegen. Sie unterzeichnen gleich eine Erklärung, in der das zum Ausdruck kommt.

Diese Gemeinsamkeit werden wir auch dringend brauchen, denn die internationale Konkurrenz ist außerordentlich attraktiv und entsprechend stark. Wenn das IOC zwischen Städten wie New York und Madrid, Rom und Paris, Sao Paulo oder Rio de Janeiro die Wahl hat, dann müssen wir uns beileibe nicht verstecken. Wir müssen aber aus Deutschland ein rundum überzeugendes Angebot abgeben, und das gelingt nur, wenn von Anfang bis Ende alle dazu beitragen.

Die Bewerberstädte bekräftigen heute, dass sie dazu auch nach dem 12. April entschlossen sind. Das ist eine gute Nachricht für die deutsche Bewerbung, denn sie wird mit Blick auf das ganze Land bewertet werden. Das ist zugleich die beste Gewähr dafür, dass die Begeisterung für Olympia hierzulande weiter wächst.

Olympia tut Deutschland gut - lassen Sie uns gemeinsam dafür arbeiten, dass diese Prognose in Erfüllung gehen kann.