Tischrede beim Abendessen für die Nominierten, die Förderer, das Kuratorium und die Jury des Deutschen Zukunftspreises

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 12. November 2003

Meine Damen und Herren,

herzlich willkommen im Schloss Bellevue. Schön, dass Sie hergekommen sind, denn damit zeigen Sie, wie wichtig Ihnen der Deutsche Zukunftspreis ist.

Ich gestehe, das ist heute Abend eine Premiere: Wir haben früher immer einen Empfang beim Zukunftspreis gehabt. Aber wir haben erst einmal einen Tag vorher schon alle dabeigehabt, einschließlich der Nominierten - und da hat mich eine böse Erkältung ans Bett gefesselt.

Ich kann mir das nur so vorstellen, dass die alle schrecklich aufgeregt sind, und ich tröste sie: Ich bin es auch!

Über die Zukunft will schließlich jeder von uns etwas erfahren. Die Menschen haben sich für diese brennende Neugier auf das, was kommt, viele Bilder ausgedacht: Es gibt in fast allen Kulturen Orakel, Seher und Propheten, auch magische Gegenstände wie Glaskugeln und vieles mehr. Mancher ist grausam dafür bestraft worden, dass er der Zukunft ihr Geheimnis entreißen wollte: Denken Sie nur einmal an Macbeth. Dieser Preis für die Zukunft war hoch.

So wollen wir unseren Zukunftspreis nicht verstehen, denn da gibt es ein freundlicheres Bild: Wir verbinden den Zukunftspreis mit der Zuversicht, dass wissenschaftlicher und technischer Fortschritt uns Verbesserungen bringt, die unser Leben einfacher und angenehmer machen können. Darum drehen sich auch alle die Projekte, die für den Deutschen Zukunftspreis 2003 vorgeschlagen worden sind.

Damit bin ich bei den Forschern, die in diesem Jahr nominiert wurden sind und die ich herzlich grüße. Um Sie geht es. Sie stehen bei diesem Preis im Mittelpunkt. Wir erwarten von den Ergebnissen Ihrer Arbeit viel: nicht allein vom Preisträger und nicht nur am Abend der Preisverleihung. Ich freue mich darüber, dass sich diese Erwartung in einem großen öffentlichen Interesse spiegelt: Seit Ihrer Nominierung im Juli und noch stärker seit der Pressekonferenz im September sind immer mehr Menschen neugierig geworden auf das, was Sie uns für die Zukunft versprechen. Es gab und gibt viele Fernseh- und Radioberichte, Interviews und Zeitungsartikel.

Ich möchte hier gerne - auch wenn es Ihnen paradox erscheint - etwas über die Vergangenheit des Zukunftspreises sagen: Der findet in den Medien immer größere Beachtung, seit er vor sieben Jahren von meinem Vorgänger ins Leben gerufen worden ist. Ich will Ihnen eine mich jedenfalls beeindruckende Zahl zu nennen: Im Jahre 1997 haben etwa drei Millionen Zuschauer Sendungen zum Deutschen Zukunftspreis gesehen. Diese Zahl hat sich seither vervielfacht: Im letzten Jahr waren es vierundvierzig Millionen Zuschauer. Das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung unseres Landes. Da fällt mir natürlich die Geschichte ein von dem Mathematiklehrer, der den Schülern sagte: "Es gibt keine größere und keine kleinere Hälfte. Hälften sind immer gleich groß, und die größere Hälfte von euch begreift das nicht!"

Richtig hochgeschnellt ist auch die Präsenz des Zukunftspreises im Internet, soll einer sagen, wir wären nur Pessimisten in Deutschland...

Vielleicht kommt dieses große Interesse auch daher, dass der Deutsche Zukunftspreis mehr als andere Preise die Personen heraushebt, die hinter technischen Innovationen stehen. Technik und Innovation werden von Menschen und für Menschen geschaffen. Wir vergessen das manchmal. Hinter jeder Erfindung, hinter jedem Forschungsergebnis verbirgt sich ein Kopf, der ein ganz bestimmtes Problem lösen wollte. Oft gibt das Alltagsleben mit seinen Tücken den Ausschlag dazu.

In allen technischen Entwicklungen steckt außer Intelligenz auch ein bisschen Herzblut. Die vier Forscherteams, die wir heute leibhaftig unter uns haben - noch hungrig, hoffentlich gleich gesättigt -, bestehen freilich nicht nur aus Herz und Hirn. Deshalb sage ich: Auch Leib und Seele müssen zusammen gehalten werden. Ich brauche keine Glaskugel, um Ihnen zu prophezeien, dass unser heutiges festliches Abendessen diesen Zweck erfüllen wird.

Mir sind aber noch ein paar Gedanken wichtig: Die Forscherpersönlichkeiten, die der Zukunftspreis herausstellt, können junge Menschen dazu motivieren, sich für die Technik und für technische Berufe zu interessieren. Das ist ein wichtiges Anliegen des Preises, denn für Innovationen brauchen wir den frischen Blick der Jungen und neue Ideen.

In diesem Jahr sind die Anregungen wieder einmal besonders vielfältig, denn die Jury hat Projekte aus ganz verschiedenen Disziplinen ausgewählt: vom Autobau über die Chemie und die Biotechnologie bis hin zur Elektronik.

Der Zukunftspreis drückt auch das Selbstbewusstsein der deutschen Industrie aus. Dafür möchte ich den Förderern danken. Der Erfolg der Unternehmen ist nur möglich, weil wir in Deutschland eine breit gefächerte Palette von Wissenschaftseinrichtungen haben, die Forschung auf höchstem Niveau betreiben. Um diese blühende Wissenschaftslandschaft wird Deutschland weltweit beneidet, daran ändert auch eine hie und da herbstlich anmutende Verfärbung nichts.

Der Zukunftspreis ist, wenn ich das so sagen darf, ein Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaft und Industrie, von Forschung und Entwicklung. Das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Kuratoriums wider.

Ganz ähnlich arbeitet die Jury: Ihre interdisziplinäre Ausrichtung garantiert Erfolg und wachsendes Ansehen des Deutschen Zukunftspreises. Dass die Jury-Mitglieder außerdem seherische Qualitäten haben müssen, macht ihre Aufgabe noch anspruchsvoller. Ich möchte allen dafür danken - im Kuratorium, in der Jury -, dass Sie sich dieser Aufgabe stellen.

Es heißt ja von der Pythia des delphischen Orakels, sie habe sich von berauschenden Dämpfen anregen lassen. Das kann ich Ihnen, meine Damen und Herren, für heute Abend nicht bieten. Vielleicht liegt ja aber im Wein ein Quentchen Wahrheit über die Zukunft...

Aber: Klappern gehört zum Handwerk. Ohne das Engagement unserer Partner beim Fernsehen wäre der Deutsche Zukunftspreis in der öffentlichen Wahrnehmung nicht das, was er heute ist. Darum möchte ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ZDF und Phoenix herzlich danken. Sie fördern die Neugier vieler Menschen und Sie haben sich von der Begeisterung für das Projekt anstecken lassen.

Also: Dank an alle, die mitgewirkt haben, an die TopScore-Medienagentur in München und an die Geschäftsstelle beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Herr Professor Erhardt. Sie halten gemeinsam mit dem Bundespräsidialamt die Fäden zusammen, Sie koordinieren über das ganze Jahr die Gremien, und Sie sorgen für einen glanzvollen Ablauf der Preisverleihung.

Morgen wird die Jury entscheiden, wer von den vier Nominierten die Krone aufgesetzt bekommt. Ich will heute Abend kein Orakel mehr befragen. Bitte genießen Sie diesen Abend, verzichten Sie ausnahmsweise darauf, in die Zukunft zu blicken.

Seien Sie nochmals herzlich willkommen und freuen Sie sich mit uns auf morgen Abend, dann werden wir es erfahren und dann wissenund dann weitersagen. Herzlich willkommen.