Grußwort von Bundespräsident Johannes Rau beim Abendempfang anlässlich der Woche der Umwelt 2004 "Energie für nachhaltige Entwicklung"

Schwerpunktthema: Rede

Villa Hammerschmidt, , 2. Juni 2004

I.

Herzlich willkommen in der Villa Hammerschmidt, dem zweiten Dienstsitz des Bundespräsidenten.

Ich freue mich darüber, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Der Anlass für diesen Empfang ist die "Woche der Umwelt", die ich in diesem Jahr unter das Motto "Energie für nachhaltige Entwicklung" gestellt habe.

Viele von Ihnen sind von weit her gekommen. Sie nehmen teil an der Internationalen Konferenz für erneuerbare Energien und an vielen Veranstaltungen in deren Umfeld. Sie beraten und verhandeln darüber, was getan werden kann und was getan werden muss, um die globalen Klimaveränderungen mit all ihren verheerenden Folgen einzudämmen und zu stoppen. Nach meiner Überzeugung kann das nur gelingen, wenn wir die Energieversorgung weltweit, Schritt für Schritt und möglichst schnell grundlegend umbauen und erneuern: Weg von den fossilen Brennstoffen, hin zu den erneuerbaren Energien. Das ist auch ein Stück praktischer Friedenspolitik: Wir erhalten den Frieden doch nur, wir schaffen ihn doch nur, wenn wir gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zwar im Norden und im Süden unseres Planeten.

II.

Niemand von uns weiß genau, wann die Ölvorräte der Welt zur Neige gehen werden. Wir wissen aber, dass sie endlich sind und darum wissen wir auch: Erdöl hat als Energiequelle keine Zukunft. Erdöl ist der Ausgangsstoff für viele Produkte, auch für viele lebenswichtige Produkte der pharmazeutischen Industrie. Erdöl ist zu kostbar, um es bloß zu verbrennen.

Wir müssen die Abhängigkeit unseres Wirtschaftens von den fossilen Brennstoffen überwinden. Sonne und Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme: Das sind die Energieträger der Zukunft. Wir haben mehr als genug davon. Wir brauchen aber intelligente Technik, damit diese Energieträger wirkungsvoll und kostengünstig Wärme, Strom und Kraft erzeugen.

Da hat sich in den vergangenen Jahren schon viel getan: Die Effizienz steigt und die Kosten sind stark gesunken. Technische Innovation, die richtigen Rahmenbedingungen und die massenhafte Anwendung werden dafür sorgen, dass erneuerbare Energieträger Schritt für Schritt auch betriebswirtschaftlich konkurrenzfähig werden. Wir sind gut beraten, uns darauf einzustellen, dass Öl und Gas in der Zukunft teurer und nicht billiger werden. Auch das macht Investitionen in erneuerbare Energien attraktiver.

III.

Energie ist der Kraftstoff aller modernen wirtschaftlichen Entwicklung. Kostengünstige Energie aus erneuerbaren Ressourcen ist der Kraftstoff einer wirtschaftlichen Entwicklung, die nachhaltig ist und neue zukunftsträchtige Arbeitsplätze schafft.

Auf der Internationalen Konferenz für erneuerbare Energien, die gestern hier in Bonn begonnen hat, kommen Vertreter aus den Ländern zusammen, die schon heute oder in Zukunft stark auf die erneuerbaren Energien setzen. Ich wünsche mir, dass Sie Antworten suchen und finden:

  • Welche Beiträge können und müssen die hoch entwickelten Länder des Nordens auf dem Weg in eine solare Zukunft leisten?
  • Welche Beiträge können die wirtschaftlich aufstrebenden Staaten leisten, die ja das gleiche Recht auf möglichst gute Lebensbedingungen für ihre Bürger haben?
  • Und: Was kann die Entwicklungszusammenarbeit dazu beitragen, dass die armen Länder im Süden unserer einen Welt die großen Chancen nutzen können, die ihnen die erneuerbaren Energien bieten?

IV.

Hier im Park der Villa Hammerschmidt finden Sie viele Aussteller, die neue Ideen und ganz praktische Projekte vorstellen, wie die Energie der Sonne genutzt werden kann und wie wir Energie noch wirkungsvoller erzeugen und nutzen können.

Ich lade Sie ein, sich heute Abend oder in den nächsten Tagen einmal umzuschauen, was Unternehmen, was Forschungsinstitute und andere Aussteller zu bieten haben.

Ich wünsche Ihnen allen einen entspannten Abend, interessante Begegnungen und gute Gespräche.