Eröffnung des Begleitprogramms der Botschafterkonferenz 2015

Schwerpunktthema: Bericht

24. August 2015

Daniela Schadt hat am 24. August das Begleitprogramm der Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt eröffnet. Sie würdigte damit das Engagement der Partnerinnen und Partner der Beschäftigten im Auswärtigen Dienst. Organisiert wurde das Begleitprogramm von der "FFD – Familien- und Partnerorganisation im Auswärtigen Amt e.V.". Der Verein unterstützt Partner und Familien von Diplomaten.

Daniela Schadt hält eine Rede vor Familienangehörigen von Diplomaten anlässlich der Eröffnung des Begleitprogramms der Botschafterkonferenz 2015

Daniela Schadt hat am 24. August das Begleitprogramm der Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt eröffnet. Sie würdigte damit das Engagement der Partnerinnen und Partner der Beschäftigten im Auswärtigen Dienst.

Organisiert wurde das Begleitprogramm von der "FFD - Familien- und Partnerorganisation im Auswärtigen Amt e.V.", einer ehrenamtlichen Selbsthilfeorganisation, die im Auswärtigen Amt angesiedelt ist. Der Verein unterstützt Partner und Familien von Diplomaten. Er informiert, vernetzt und berät vor Ort an den Auslandsvertretungen, um die Lebensbedingungen der Familienangehörigen und der Beschäftigten des Auswärtigen Amts im In- und Ausland verbessern.

Ansprache von Daniela Schadt:

Die Pflichten des Diplomaten bestehen in wechselseitigen und unaufhörlichen Konzessionen.

So umriss Fürst von Bismarck das Wesen des diplomatischen Dienstes vor über 100 Jahren. Es mag auch Ihnen bisweilen so vorkommen, als müssten Sie kontinuierlich unaufhörliche Zugeständnisse machen. Angehörige von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Diplomatischen Dienst müssen im Laufe ihres Lebens Kompromisse eingehen.

Wenn man mit einem Angehörigen des Auswärtigen Dienstes zusammen leben will, ist eine eigene durchgängige Berufstätigkeit in der Regel nur schwer möglich. Der mitausreisende Partner bzw. die mitausreisende Partnerin, muss bei der eigenen Karriereplanung Zugeständnisse gemacht und einen Weg akzeptiert haben, der – wie es in einem Ihrer Rundbriefe so anschaulich beschrieben ist – weniger einer Karriereleiter als vielmehr verzwickten Klettergerüsten ähnelt. Das gilt unabhängig davon, ob er oder sie in die frühere Berufswahl der Angehörigen des Auswärtigen Dienstes schon mit eingebunden war oder nicht.

Diese Zugeständnisse dürfen aber nicht nur einseitig sein, sondern sollten durch ein Entgegenkommen der Verwaltung honoriert werden. Das gilt sicherlich in stärkerem Maße als zu der Zeit Bismarcks, der in den zehn Jahren vor seiner Kanzlerschaft mehrfach im Diplomatischen Dienst tätig war. Damals ging man wie selbstverständlich davon aus, dass es sich bei der Familie eines – natürlich – männlichen Diplomaten um ein verheiratetes Paar handelt, das in einem gemeinsamen, durch die Ehefrau geführten Haushalt mit mindestens einem Kind lebte. Nur sehr wenige Ehegattinnen dürften damals eine eigene Karriere zugunsten ihres Mannes bzw. zugunsten des Diplomatischen Dienstes aufgegeben haben.

Das ist heute anders – Familienbilder wandeln sich. Sie werden vielfältiger und damit aus meiner Sicht auch menschenfreundlicher. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab 2011, dass für 60 Prozent der Deutschen das Bild des Mannes als Alleinverdiener in der Familie ein Auslaufmodell ist. Eine Pluralisierung familialer Lebensformen tritt deutlich zu Tage. Andere Formen des Zusammenlebens gewinnen an Bedeutung. Die Unterscheidung in Verheiratete und Nicht-Verheiratete ist nicht mehr in gleicher Weise relevant. Einelternfamilien, Patchworkfamilien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Diese Entwicklung ist auch Ausdruck unserer lebendigen Bürgergesellschaft. Wie auch immer das Zusammenleben in der Familie aussieht, so streben immer mehr Paare zudem an, nicht nur Beruf und Familie, sondern auch ihre jeweiligen Karrieren miteinander zu vereinbaren. Diese Vereinbarkeit, die im Wesentlichen die Aufteilung der Familien- und Hausarbeit betrifft, fordert von allen Seiten schon im Normalfall große Kraftanstrengungen, ist aber im Auswärtigen Dienst im Vergleich zu anderen Berufsfeldern ungleich schwerer durchzusetzen.

Aber wie soll man dem Wandel begegnen, wenn wegen der erforderlichen Mobilität das traditionelle Familienbild mit einem Ehegatten als Alleinversorger wahrscheinlich auch in Zukunft im Auswärtigen Amt das vorherrschende Modell sein wird? Kann sich das Auswärtige Amt auch in Zukunft auf die Attraktivität des Diplomatischen Dienstes verlassen oder muss es auf rückläufige Bewerberzahlen, vermehrte Ausbildungsabbrecher oder Aussteiger in den frühen Berufsjahren reagieren? Bedeutet das für Sie, liebe Partnerinnen und Partner, dass Sie zwangsläufig auf eine eigene Karriere und – man darf es nicht außen vor lassen – auf eine eigene Altersversorgung verzichten? Diesen Fragen müssen Sie sich gemeinsam, muss das Auswärtige Amt sich stellen.

Das Auswärtige Amt hat bereits viel getan, um den berechtigten Interessen und Karrierewünschen der mitausreisenden Partnerinnen und Partner Rechnung zu tragen. Wenn mitausreisende Partnerinnen und Partner konkrete Aussichten auf Aufnahme einer Berufstätigkeit an einem bestimmten Dienstposten im Ausland haben, wird dies berücksichtigt. Besteht keine konkrete Beschäftigungsperspektive, unterstützen die Auslandsvertretungen die Partnerinnen und Partner vor Ort bei der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten. Wie ich höre, hat das Auswärtige Amt eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die die Aufnahme einer Berufstätigkeit der mitausreisenden Partnerinnen und Partner im Gastland erleichtern sollen.

Der FFD trägt einen wichtigen Teil zu einer zukunftsgewandten Ausrichtung des Diplomatischen Dienstes bei. Dass der FFD unter dem Stichwort FFD 2.0 beschlossen hat, intensiver als bisher Grundstimmungen zu sammeln, um diese als Handlungsoptionen an das Auswärtige Amt heranzutragen und deren Umsetzung einzufordern, und sich verstärkt als Impulsgeber eines Netzwerkes zu positionieren, das einen umfassenden und dem 21. Jahrhundert angemessenen Zugang zu den für Partner und Familien relevanten Informationen ermöglicht, ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Es bedarf auf allen Seiten großer Kreativität und eines starken Willens, um eine Anpassung des Auswärtigen Dienstes an die Pluralisierung der Lebensformen zu verwirklichen. Ich bin mir sicher, dass sowohl die Verwaltungsebene, der FFD als auch Sie, liebe Angehörige, in wechselseitigen und unaufhörlichen Konzessionen ihr jeweils Bestes dazu beitragen, den Diplomatischen Dienst auch in Zukunft als attraktiven Beruf auszugestalten. Ich wünsche Ihnen dabei von ganzem Herzen viel Erfolg.