Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

Schwerpunktthema: Bericht

2. Oktober 2018

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 2. Oktober anlässlich des Tages der Deutschen Einheit 29 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland in Schloss Bellevue ausgezeichnet. Die Ordensverleihung stand unter dem Motto "Kultur verbindet" und würdigte vor allem außerordentliche künstlerische Leistungen oder kulturpolitisches Engagement.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnet den Filmkomponisten Hans Zimmer mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse bei der Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit 'Kultur verbindet' in Schloss Bellevue aus

Kultur verbindet! – unter diesem Motto hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 2. Oktober in Schloss Bellevue 29 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die 13 Frauen und 16 Männer kamen aus Deutschland, Frankreich, Israel, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie haben sich durch außerordentliche künstlerische Leistungen oder durch herausragendes ehrenamtliches oder kulturpolitisches Engagement um unser Land verdient gemacht.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Christian Bau, Perl (Saarland)
Verdienstkreuz am Bande

Kunst kann man nicht nur sehen oder hören, bei Christian Bau kann man sie vor allem schmecken. Christian Bau ist ein Koch von Weltrang. Als Jüngster in Deutschland hat er den Olymp seiner Zunft erklommen. Überall auf der Welt lassen sich Spitzenköche von ihm inspirieren und von weither kommen Menschen, um seine Kochkunst zu erleben. Christian Bau ist innovativ, weltoffen und originell – ein deutscher Koch, der die klassische französische Küche mit asiatischen Einflüssen verbindet. Ein gemeinsames Mahl, das ist das Urbild von Gastfreundschaft und einem friedlichen Miteinander. Als Meister der Kochkultur und als kulinarischer Botschafter trägt Christian Bau in herausragender Weise zu einem positiven Deutschlandbild bei.

Ralf Becker, Bitterfeld (Sachsen-Anhalt)
Verdienstkreuz am Bande

Ralf Becker leitet die Galerie am Ratswall in Bitterfeld und er sagt: Kunst ist der Kitt der Gesellschaft. Mit dieser Einstellung trägt er seit 1990 dazu bei, dass sich in der Industriestadt ein reges Kulturleben entwickelt hat. Joseph Beuys, Robert Rauschenberg und A. R. Penck – die Werke großer zeitgenössischer Künstler holt Ralf Becker nach Bitterfeld. Er bringt Bitterfelder Schüler zur gemeinsamen Arbeit mit Mitgliedern der Berliner Akademie der Künste zusammen und er hat die Galerie zu einem lebendigen Ort für Künstler der Region gemacht, wo auch Konzerte, Kabarett und Lesungen stattfinden. Ralf Becker zeigt, wie reich Deutschlands Kulturlandschaft ist – und zwar nicht nur in den Metropolen.

Larissa Bender, Köln (Nordrhein-Westfalen)
Verdienstkreuz am Bande

Übersetzer sind Brückenbauer: Larissa Bender schlägt mit ihrer Arbeit eine Brücke zwischen Deutschland und der arabischen Welt. Der Schwerpunkt ihrer Übersetzungen ist die Literatur Syriens. Sie ermöglicht uns damit Einblicke in das Leben und die Kultur dieses Landes jenseits der aktuellen Kriegsberichterstattung. Larissa Bender setzt sich zudem für das Übersetzen als Kunstform ein. Immer wieder hat sie die Deutsch-Arabische Übersetzerwerkstatt des Deutschen Übersetzerfonds geleitet, ein Programm für Brückenbauer aus beiden Sprachräumen. Die Verständigung zwischen der europäischen und der arabischen Welt lebt Larissa Bender auch ganz praktisch: 2014 hat sie die Kölner Syrienhilfe ZuFlucht mitgegründet, denn wer die Kultur eines Landes kennt, der erkennt auch den Menschen hinter dem Schicksal.

Anne Birkenhauer-Molad, Jerusalem (Israel)
Verdienstkreuz am Bande

Als Freiwillige der Aktion Sühnezeichen hat Anne Birkenhauer-Molad nach ihrer Schulzeit in Israel Hebräisch gelernt. Heute ist sie eine der großen Übersetzerinnen. Die hebräische Sprache ist aufgrund ihrer langen und wechselvollen Geschichte besonders vielfältig, aber Anne Birkenhauer-Molad beherrscht diese alten Sprachschichten und überträgt auch deren Echos in den Werken zeitgenössischer Literatur. Wie eine gelungene Übersetzung auch hebräische Wortspiele verständlich macht, das vermittelt sie zudem als Leiterin der Deutsch-Hebräischen Übersetzerwerkstatt des Deutschen Übersetzerfonds. Die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Israel heute sind vor dem Hintergrund der Shoah nicht weniger als ein Wunder; dass es Realität geworden ist, verdanken wir auch einer Übersetzerin wie Anne Birkenhauer-Molad.

Christian Brückner, Berlin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Seine Stimme kennen Millionen – Christian Brückner ist als Synchronsprecher eine der markantesten deutschen Filmstimmen. Seit mehr als 40 Jahren leiht er vor allem Robert de Niro seine Stimme und ist inzwischen selbst zur Legende geworden. Christian Brückner hat mit dazu beigetragen, dass sich die deutsche Synchronkultur zu einer Kunstform entwickelt hat. Mit Hörbüchern bringt er zudem Weltliteratur einem großen Publikum nahe, wofür ihm nicht nur Sehgeschädigte dankbar sind, sondern auch alle, die lieber Kopfhörer aufsetzen, als Seiten umzublättern. Christian Brückner verbindet sein kulturelles Schaffen auch mit sozialem Engagement. So unterstützt er seit langem das Projekt Deutsche Winterreise, das mit Mitteln der Kunst Verständnis, Hilfsbereitschaft und Solidarität für wohnungslose und sozial ausgegrenzte Menschen fördert.

Dr. Dr. Rainald Goetz, Berlin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Einfaches, wahres Abschreiben der Welt – dies ist die Maxime des Schriftstellers, Historikers und Mediziners Rainald Goetz. Jede Gesellschaft braucht wache, unbestechliche Beobachter des Zeitgeschehens. Rainald Goetz ist mit seiner virtuosen Sprachkraft einer der wichtigsten Chronisten unserer Zeit – und stets auf ihrer Höhe. Lange bevor das Wort bloggen etabliert war, schrieb er etwa sein Internettagebuch Abfall für alle, in dem er Gedanken und Einfälle zum kulturellen Tagesgeschehen notierte – es genießt seit langem Kultstatus. Rainald Goetz ist ein Schriftsteller, der leidenschaftlich, akribisch und genreübergreifend Kunst als unverzichtbare Zeitzeugenarbeit versteht. Damit hat er sich um sein Land verdient gemacht.

Annette Humpe, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Sie steht auf Berlin und ihre Blauen Augen machten halb Deutschland so sentimental. Die Sängerin Annette Humpe gehörte mit der Band Ideal Anfang der 1980er-Jahre zu den stilbildenden Vertretern der Neuen Deutschen Welle. Annette Humpe besitzt die Gabe, die deutsche Sprache besonders originell mit Punk oder Soul zu kombinieren. Ihre unkonventionellen Texte von einst gehören heute zum Kanon im Deutschunterricht und verbinden Jung und Alt. Als Produzentin und Komponistin hat sie mit den Großen von Rock und Pop unseres Landes gearbeitet – und sie hat viele von ihnen groß gemacht. Annette Humpe – seit Jahrzehnten trägt sie in herausragender Weise zum kulturellen Leben unseres Landes bei und ist einer der wichtigsten Köpfe der deutschen Kreativwirtschaft.

Julia Jentsch, Zürich (Schweiz)
Verdienstkreuz am Bande

Julia Jentsch gehört zu den bedeutendsten Schauspielerinnen in Deutschland und beeindruckt auf der Bühne ebenso wie vor der Kamera. Sie ist aber nicht nur hierzulande bestens bekannt, sondern auch in Cannes und Hollywood. Immer wieder übernimmt sie Rollen, deren Figuren die Tragik der menschlichen Existenz verkörpern, und sie spielt sie so tiefgründig und intensiv, dass sie in unserem Gedächtnis fest verankert bleiben – von Effi Briest bis zu Sophie Scholl. Für den Film engagiert sich Julia Jentsch aber nicht nur auf der Leinwand: Bei der Berlinale im letzten Jahr gehörte sie der Internationalen Jury an. Kino findet sie immer wieder magisch, und diese Magie erfasst auch ihr Publikum: Kunst lässt gemeinsam Kräfte entstehen.

Caroline Link, München (Bayern)
Verdienstkreuz 1. Klasse

Die Regisseurin Caroline Link hat dem deutschen Film weltweite Aufmerksamkeit verschafft. Publikum und Kritik schätzen ihre einfühlsame Herangehensweise an sensible Themen. Für ihren Film Nirgendwo in Afrika, der die Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie erzählt, die in der NS-Zeit nach Kenia flüchten muss, erhielt sie den Oscar – als erst zweite weibliche Regisseurin in der Geschichte der Oscars überhaupt. Schon lange vor #MeToo-Debatten und ProQuote-Initiativen hat sich Caroline Link für die Belange der Frauen beim Film eingesetzt. Mit ihrem Engagement und ihrem künstlerischen Erfolg ist sie heute ein Vorbild besonders für weibliche Filmschaffende.

Ellen Lorenz, Hannover (Niedersachsen)
Verdienstkreuz am Bande

Kultur braucht bürgerschaftliches Engagement, Kultur braucht Menschen wie Ellen Lorenz. Die Rechtsanwältin ist seit 1991 die Vorsitzende des Kunstvereins Hannover, einem der ältesten und größten Kunstvereine Deutschlands. Ob mit dem Kunstsalon, dem Atelierstipendium Villa Minimo oder der Herbstausstellung – Ellen Lorenz setzt sich voller Hingabe dafür ein, dass der Kunstverein auch im 186. Jahr seines Bestehens sein Ziel verwirklicht und die zeitgenössische Kunst fördert. Aber nicht nur für die bildende Kunst schlägt das Herz von Ellen Lorenz: Sie hat auch die Stiftung Staatsoper Hannover mitgegründet und engagiert sich in deren Vorstand – für die Oper, für die Kunst, für ihre Stadt.

Prof. Dr. Michael Naumann, Hamburg
Verdienstkreuz 1. Klasse

Als erster Kulturstaatsminister der Bundesrepublik hat Michael Naumann Pionierarbeit geleistet. Er hat die Kultur an den Kabinettstisch gebracht und die Kulturförderung des Bundes massiv ausgeweitet. Er war Wegbereiter des Jüdischen Museums in Berlin und hat erfolgreich für den Erhalt der Buchpreisbindung gekämpft. In seiner Amtszeit wurde die Filmförderung neu aufgestellt und das Stiftungsrecht novelliert. Heute ist Michael Naumann Rektor der Barenboim-Said-Akademie, die junge Musiker, insbesondere aus Israel und der arabischen Welt, ausbildet. Auch als Verleger und Journalist war und ist er ein Brückenbauer: Der kulturelle Dialog mit den USA liegt Michael Naumann besonders am Herzen – und wie wichtig dieser zivilgesellschaftliche Austausch über den Atlantik hinweg ist, das zeigt sich gerade heute.

Kathrin Ollroge, Potsdam (Brandenburg)
Verdienstkreuz am Bande

Die Fotokünstlerin Kathrin Ollroge setzt sich seit Langem mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt auseinander. Ein herausragendes Beispiel dafür ist ihre Aktion Raum für Gedanken. Mit einer mobilen Holzkonstruktion als Büro zieht sie durch Deutschland und regt Menschen an, sich mit ihr über Nachbarschaft, Zuwanderung oder Gemeinschaft auszutauschen. Kathrin Ollroge geht in die Metropolen, aber vor allem aufs Land, in solche Gegenden, in denen sich viele Menschen von der vermeintlich großen Politik oft vergessen fühlen. Sie hört den Menschen zu, schreibt deren Gedanken auf und veröffentlicht sie – und regt so ihre Gesprächspartner an, ihre Situation und Meinungen kritisch zu reflektieren. Der persönliche Einsatz von Kathrin Ollroge zeigt: Kultur beginnt mit dem Zuhören.

Thomas Ostermeier, Berlin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Der künstlerische Leiter der Schaubühne am Lehniner Platz ist das Gesicht des modernen deutschen Theaters. Thomas Ostermeier inszeniert Dramen von William Shakespeare genauso furios wie ein Essay des Soziologen Didier Eribon. Weil ihm der Austausch mit Frankreich wichtig ist, war Thomas Ostermeier bis 2017 Ko-Präsident des Deutsch-Französischen Kulturrates und er fördert das, was eine lebendige Demokratie ausmacht: das kritische Nachdenken quer durch die Gesellschaft über unser Miteinander. Über Thomas Ostermeier und sein Werk wird in den Feuilletons der Zeitungen ebenso leidenschaftlich debattiert wie in Universitätsmensen und Theaterkantinen. Seine Werke treffen stets den Nerv der Zeit, sie touren weltweit und belegen: Kultur verbindet!

François Ozon, Paris (Frankreich)
Verdienstkreuz 1. Klasse

François Ozon gehört zu den bedeutendsten europäischen Regisseuren der Gegenwart. Dem deutschen Film ist der Franzose besonders eng verbunden. Er adaptierte ein Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder für das Kino und ist bei der Berlinale ein regelmäßiger Gast – mit seinen Filmen, als Mitglied der Jury und als Preisträger. 2002 gewann das Ensemble seines Musikfilms 8 Frauen den Silbernen Bären. 2015 drehte François Ozon in Quedlinburg den Film Frantz, eine deutsch-französische Liebesgeschichte im Schatten des Ersten Weltkrieges. 100 Jahre nach dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts zeigen der Film und das Werk von François Ozon: Kunst überwindet das Nationale, und die Gefühle, die sie wecken kann, kennen keine Grenzen.

Heike Prieß, Quickborn (Schleswig-Holstein)
Verdienstkreuz am Bande

Als Betriebsratsvorsitzende setzt sich Heike Prieß bei ihrer Arbeit ganz besonders für das Wohl ihrer Kolleginnen und Kollegen ein. Aber auch nach der Arbeit hört ihr Engagement für ein solidarisches Miteinander nicht auf: Als die gute Seele der Jugend Brassband Quickborn kümmert sie sich in engagierter Weise um junge Menschen ihres Landkreises – und das seit ihrer eigenen Jugend. Dabei nimmt sie sich besonders Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen an, ganz gleich, ob sie musikalische Vorkenntnisse haben oder nicht. Sie fördert sie auch einzeln, damit nicht nur jeder für sich, sondern alle gemeinsam Erfolge feiern können. Dass sich Tradition und Angesagt-sein nicht widersprechen müssen, zeigt auch das Repertoire der Band: Gespielt wird einfach alles, was den jungen Musikerinnen und Musikern gefällt.

Jim Rakete, Berlin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Jim Rakete hat der Porträtfotografie in der Bundesrepublik ganz neue Perspektiven verliehen. Seine durch raue Schwarz-Weiß-Fotografie geprägte Bildästhetik zeigt die Porträtierten oft – im Wortsinne – ungeschminkt und seine Bilder bringen uns Prominente, Stars und politische Akteure ebenso nahe wie diejenigen, die im öffentlichen Leben um Wahrnehmung kämpfen müssen. In den 1970er-Jahren hat Jim Rakete in Berlin-Kreuzberg das Kreativbüro Fabrik gegründet, war Musikmanager und hat die Neue Deutsche Welle maßgeblich ins Rollen gebracht. Immer hat aber auch die Fotografie zu seinem Wirken gehört, der er sich seit 40 Jahren ganz widmet. Dabei sorgt Jim Rakete bis heute dafür, dass der Mensch nicht zum Rohmaterial wird, das künstlich optimiert werden muss, sondern dass sein wirkliches Bild erscheint – einmalig, unverwechselbar und unvergesslich.

Neo Rauch, Markkleeberg (Sachsen)
Verdienstkreuz 1. Klasse

Er ist Wegbereiter und herausragender Vertreter der Neuen Leipziger Schule: Neo Rauch – einer der gefragtesten deutschen Gegenwartskünstler. Weltweit bemühen sich die wichtigsten Sammler um seine Werke, Museen reißen sich um Ausstellungen. Trotz seiner globalen Präsenz ist Neo Rauch seiner sächsischen und anhaltinischen Heimat eng verbunden geblieben. Sie ist Inspiration und wiederkehrendes Thema seiner Werke, die er dort für alle zugänglich macht: Der Stadt Aschersleben, in der er aufwuchs, hat Neo Rauch sein grafisches Werk geschenkt und für den Naumburger Dom gestaltete er drei Fenster der Elisabethkapelle. So ist Neo Rauch ein Weltstar mit Wurzeln, ein Künstler mit Heimat – in der Welt gefeiert, aber in Deutschland zu Hause.

Martin Schläpfer, Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen)
Verdienstkreuz am Bande

Martin Schläpfer prägt den zeitgenössischen Tanz in Deutschland ganz maßgeblich. Der gefeierte Choreograf, der aus der Schweiz stammt, ist in Düsseldorf künstlerischer Direktor und Chefchoreograf des Balletts am Rhein, das er in die internationale Spitzengruppe geführt hat. Zuvor leitete er von 1999 bis 2009 das von ihm neu geformte Ensemble ballettmainz und setzte dort einzigartige künstlerische Akzente. Sein Stil ist variantenreich, schafft immer wieder neue Formen und ist von großer Musikalität durchdrungen. Damit hat er auch ein neues Publikum für die Welt des Balletts erschlossen. Dass der Tanz als Kunstgattung in Deutschland so lebendig ist, ist auch das große Verdienst von Martin Schläpfer.

Prof. Dr. Ulrich S. Schubert, Jena (Thüringen)
Verdienstkreuz am Bande

Kultur schafft Gemeinschaft. Ulrich S. Schubert gehört zu den weltweit führenden Chemikern – und er ist zugleich ein leidenschaftlicher Klarinettist. Junge Menschen ausbilden zu können, empfindet er sowohl als Wissenschaftler wie auch in der Musik als großen Glücksfall. 1994 gründete Ulrich S. Schubert die Internationale Junge Orchesterakademie. Das renommierte Jugendsinfonieorchester fördert nicht nur professionell junge Talente, sondern praktiziert auch Völkerverständigung, wenn es etwa junge Menschen aus Nord- und Südkorea zum gemeinsamen Musizieren zusammenbringt. Mit den Erlösen aus den Konzerten und von inzwischen mehr als 20 CDs werden soziale Hilfsaktionen unterstützt. Über eine Million Euro hat der fünffache Vater bereits für krebskranke Kinder gesammelt.

Jocelyn B. Smith, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Die US-amerikanische Jazz- und Opernsängerin lebt seit Mitte der 1980er-Jahre in Berlin und seit jeher kombiniert sie ihr musikalisches Wirken mit sozialem Engagement. Besonders intensiv unterstützt sie in Kreuzberg die evangelische Kirchengemeinde Heilig Kreuz-Passion, die mit Kunst und Kultur gegen die Ausgrenzung von Obdachlosen eintritt. Jocelyn B. Smith leitet dort ehrenamtlich den Chor Different Voices of Berlin, bei dem jeder willkommen ist, ob arm oder reich, mit Wohnung oder ohne. Die Musik verbindet die Menschen über soziale Unterschiede hinweg und lässt sie Gemeinsamkeiten entdecken und Gemeinschaft spüren. Different Voices of Berlin – nur eines der vielen sozialen Projekte, mit denen Jocelyn B. Smith zeigt, wie Musik Menschen verbinden kann.

Wolfgang Tillmans, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Kunst legt Widersprüche offen und bringt sie zusammen – so die Devise des weltweit bekannten Künstlers. Als erster Nicht-Brite und als erster Fotograf überhaupt wurde Wolfgang Tillmans mit dem Turner Prize ausgezeichnet, dem bedeutendsten Kunstpreis Großbritanniens. Seine Werke sind frei von Berührungsängsten, er vermischt Hoch- und Subkultur und ist stets auf der Höhe der Zeit. Mit den Mitteln seiner Kunst bezieht Wolfgang Tillmans, der lange in London gelebt hat, auch politisch Stellung – für ein vereintes Europa, gegen politischen Extremismus und für die freiheitliche Demokratie. So ist Wolfgang Tillmans ein homo democraticus, der künstlerischen Erfolg mit staatsbürgerlicher Verantwortung in hervorragender Weise vereint.

Katja Urbatsch, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Kultur für alle – so lautet das Credo einer Politik, die Kultur nicht nur Eliten vorbehalten will. Katja Urbatsch schafft mit ihrer Arbeit eine wichtige Grundlage für Teilhabe: sie engagiert sich für Bildungsgerechtigkeit. Mit ihrer Initiative ArbeiterKind.de ermutigt und unterstützt sie Jugendliche ohne akademischen Familienhintergrund, ihre Studienwünsche zu verwirklichen. Dabei geht es nicht nur um Studienwahl oder Finanzierung, sondern auch darum, wie der eigenen Familie der Studienwunsch vermittelt werden kann. Katja Urbatsch weiß genau, wovon sie spricht, denn sie war in ihrer Familie die erste Frau, die eine Universität besuchte. Außerdem motiviert sie Studierende, sich als Mentorin oder Mentor einzelner Jugendlicher anzunehmen – damit nicht Konkurrenz, sondern Solidarität gelebt wird.

Be van Vark, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Tanz verbindet. Mit dieser festen Überzeugung hat die Choreografin und Tanzpädagogin Be van Vark schon früh neue künstlerische Wege beschritten. Sie bringt in ihren Inszenierungen professionelle Kompagnien mit Kindern, Exzellenz mit Benachteiligten, Jung und Alt zusammen. Mitwirkende und Publikum sind aber nicht nur von dieser Vielfalt begeistert, sondern ganz besonders von der Kreativität ihrer Inszenierungen. Ob in Problembezirken der Metropolen, in abgelegenen Landstrichen oder in Afrika: Be van Vark zeigt, dass Kultur keine elitäre Luxusbeschäftigung ist, sondern zur Existenz eines jeden Menschen gehört. Um diesen Grundsatz zu verwirklichen, hat sie 2011 auch einen Verein gegründet, dessen Name Programm ist: Tänzer ohne Grenzen – für das Recht zu leben statt nur zu überleben.

Prof. Dr. Barbara Vinken, München (Bayern)
Verdienstkreuz am Bande

Seit Adam und Eva ihre Nacktheit entdeckten, kleiden sich Menschen und ist Mode ein wichtiges Stück Kulturgut. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken hat die Mode zu einem ihrer Forschungsschwerpunkte gemacht und ist Deutschlands beste wissenschaftliche Kennerin der Mode. Ihre historischen, soziologischen und ästhetischen Analysen bestechen durch Geist und Witz. Viele ihrer Bücher wurden Standardwerke und in Fremdsprachen übersetzt. Kultur braucht die wissenschaftliche Reflektion, um sich selbst zu erkennen und weiterzuentwickeln. Barbara Vinken hat sich zudem durch die engagierte Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen große Verdienste erworben.

Otto Waalkes, Hamburg
Verdienstkreuz 1. Klasse

Der gebürtige Ostfriese vertritt seit jeher den Standpunkt: Je flacher die Landschaft – desto höher das Niveau. Von Emden aus hat Otto die Kunstform des Blödelns in den letzten 50 Jahren auf ungeahnte Spitzen getrieben. Schon als Teenager rockte er mit seiner Amateurband Ostfriesland, doch seine Sprüche und Gags stießen auf noch größeren Beifall als seine Lieder zur Gitarre. Nach dem eher biederen Humor der 1950er- und 1960er-Jahre prägte Otto einen neuen, anarchischen und respektlosen Unernst. 1973 erschien im eigenen Verlag Rüssl Räckords seine erste Langspielplatte. Seither bringt er mit seinen Wortspielen und Kalauern Menschen aller Alters- und Bildungsstufen zum Lachen. Nicht nur als Komiker, sondern auch als Musiker, Maler, Autor, Schauspieler und Filmproduzent hat sich Otto ein Millionenpublikum erblödelt und ist zu einem leibhaftigen Stück humoristischen Kulturguts geworden.

Gert Weber, Gräfenhain (Thüringen)
Verdienstkreuz am Bande

Der Maler und Grafiker Gert Weber hat als Künstler und Restaurator in vielen Kirchen gearbeitet. Mit besonderer Hingabe hat er sich der Dreifaltigkeitskirche in seinem Geburtsort Gräfenhain gewidmet. Seit den 1980er-Jahren engagiert er sich für dieses sakrale Kleinod, das heute eine der am besten erhaltenen barocken Dorfkirchen Thüringens ist. Nachdem die Kirche 1991 wieder eingeweiht war, begann Gert Weber damit, sich auch um die Instandsetzung der Orgel zu kümmern: Sie ist fast 300 Jahre alt und eines der letzten und klangvollsten Originalinstrumente der Bachzeit. Besonders verdient gemacht hat sich Gert Weber auch durch seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Holocaust: Das Kunstmuseum der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat eine Dokumentation seiner Arbeiten in ihr internationales Archiv aufgenommen. Gerd Weber hält mit seiner Kunst die Erinnerung wach – an Licht- und Schattenseiten deutscher Vergangenheit.

Frank Michael Zeidler, Potsdam (Brandenburg)
Verdienstkreuz am Bande

Solidarität unter Künstlern, diesem Ziel dient das große ehrenamtliche Engagement von Frank Michael Zeidler. Der Maler und Zeichner war Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes, der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste und ist bis heute in der VG Bild-Kunst aktiv. Besonders am Herzen liegt ihm, die Nachlässe von Künstlern zu bewahren; als einer der ersten setzte er sich bundesweit dafür ein. Aber auch an seinem Wohnort Potsdam engagiert er sich für andere Künstler: Zusammen mit dem Bildhauer Hubertus von der Goltz hat er das Kunsthaus Potsdam geschaffen, einen Ort mit Ateliers und einer Ausstellungshalle. So setzt sich Frank Michael Zeidler dafür ein, dass Kunst gleichermaßen entstehen und erlebt werden kann.

Hans Zimmer, Los Angeles (USA)
Verdienstkreuz 1. Klasse

Hans Zimmer gehört zu den herausragenden Filmkomponisten unserer Zeit. Seine Werke sind stilprägend. Seit Ende der 1980er-Jahre ist er in Hollywood aktiv. Heute ist er mit über 100 Filmsoundtracks, elf Oscarnominierungen und einem Oscar für den Zeichentrickfilm König der Löwen einer der Erfolgreichsten seines Genres. Um Hans Zimmer sammelt sich nicht nur die deutsche Filmcommunity in Hollywood, sondern er unterstützt auch immer wieder junge Filmkomponisten dabei, beeindruckende Karrieren in Hollywood zu starten. Auf dem wichtigsten Filmmarkt der Welt ist Hans Zimmer inzwischen nicht nur der bekannteste Deutsche, sondern auch ein großer Kulturbotschafter unseres Landes.

Prof. Tabea Zimmermann, Berlin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Die weltweit gefeierte Bratschistin ist eine der ganz Großen ihres Instruments. Tabea Zimmermann beeindruckt durch ihre Vielseitigkeit und hat sich nicht zuletzt mit ihren Aufführungen Neuer Musik verdient gemacht. Damit zeigt sie immer wieder, welche faszinierenden Möglichkeiten ihr Instrument bietet. Tabea Zimmermann engagiert sich auch über das eigene Spiel hinaus: Sie steht dem Stiftungsrat des Bonner Beethoven-Hauses vor und leitet dort die jährliche Beethoven-Woche. Besonders wichtig ist ihr der künstlerische Nachwuchs. Mit 21 Jahren wurde sie einst jüngste deutsche Professorin. Ihren ersten Bratschen-Unterricht bekam Tabea Zimmermann übrigens an der Musikschule ihrer badischen Heimatstadt – und sie beweist damit, wie wertvoll und wichtig das kulturelle Engagement von Staat und Kommunen in Deutschland ist.