Grußwort zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus

Schwerpunktthema: Bericht

15. März 2021

Bundespräsident Steinmeier hat den Veranstaltern und bundesweit Engagierten der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 28. März ein Grußwort übermittelt: "Auch in Deutschland ist Rassismus ein Problem. Er gefährdet unser freiheitliches Miteinander, die friedliche Vielfalt von Kulturen, Religionen und Überzeugungen, unsere Demokratie. Solche Einsichten finden seit den Attentaten von Halle und Hanau breiteren Widerhall, eine Lösung wird deshalb allerdings kein Selbstläufer. Im Gegenteil."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem Arbeitszimmer (Archivbild)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Veranstaltern und bundesweit Engagierten der Internationalen Wochen gegen Rassismus, die vom 15. bis 28. März stattfinden, ein Grußwort übermittelt. Der Bundespräsident schreibt:

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie sich – trotz aller Sorgen um Corona – dem Thema dieser Zeilen widmen, machen Sie den Internationalen Wochen gegen Rassismus schon ein Geschenk: Ihre Aufmerksamkeit.

Leider ist sie bitter nötig, denn der Hass pausiert nicht im Lockdown, wie unzählige Kommentare in Online-Foren zeigen. Wir brauchen Gegenrede. Wir brauchen Gegenwehr mit den Mitteln des Rechtsstaats und einer entschlossenen Zivilgesellschaft. Ich weiß, wie viele Engagierte in den vergangenen Monaten darunter gelitten haben, ihre wichtigste Form des Einsatzes – die persönliche Begegnung – nicht leben zu können. Umso mehr danke ich allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die mit Fantasie und Ausdauer neue digitale Formate entwickelt und so zumindest einen Teil ihrer wichtigen Arbeit fortgesetzt haben.

Auch wenn oft andere Themen die öffentliche Debatte bestimmen: Diese Arbeit bleibt nötig. Auch in Deutschland ist Rassismus ein Problem. Er gefährdet unser freiheitliches Miteinander, die friedliche Vielfalt von Kulturen, Religionen und Überzeugungen, unsere Demokratie. Solche Einsichten finden seit den Attentaten von Halle und Hanau breiteren Widerhall, eine Lösung wird deshalb allerdings kein Selbstläufer. Im Gegenteil. Wie leicht ist es, allgemein zu sagen: 'Schlimm, diese Feindlichkeit.' Aber wie viel Mut braucht es im Alltag, beim konkreten Vorfall einzuschreiten: 'Halt, so nicht!' Dann zum Beispiel, wenn die Bewerbung um eine Mietwohnung, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zur Seite gelegt wird, weil ein fremd wirkender Name darauf steht. Dann, wenn sich Jugendliche auf dem Pausenhof ihrer Herkunft rühmen und andere mit dem Wort 'Opfer' anbrüllen. Oder auch dann, wenn Menschen, die in unserem Land leben, sich hier aber nicht zuhause fühlen, gar nichts anderes mehr erwarten als Ablehnung. Resignation darf genauso wenig Raum greifen wie der Hass selbst, deshalb sind die Internationalen Wochen gegen Rassismus so wertvoll. Sie erinnern uns einmal im Jahr daran, worum wir täglich aufs Neue ringen müssen. Alle gemeinsam.