Ordensverleihung "Gemeinsam den Frieden stärken"

Schwerpunktthema: Bericht

7. Mai 2021

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 7. Mai in Schloss Bellevue unter dem Motto "Gemeinsam den Frieden stärken" drei Frauen und drei Männer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Geehrten haben sich in herausragender Weise für die Erinnerungsarbeit engagiert, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gefördert, sich für ein tolerantes Miteinander in unserer Gesellschaft und für die Verständigung in Europa eingesetzt.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht Elisabeth und Rafael Seligmann mit dem Verdienstkreuz am Bande bei der Ordensverleihung unter dem Motto 'Gemeinsam den Frieden stärken'' im Großen Saal von Schloss Bellevue

Unter dem Motto Gemeinsam den Frieden stärken hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 7. Mai in Schloss Bellevue drei Frauen und drei Männer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Geehrten haben sich in herausragender Weise für die Erinnerungsarbeit engagiert, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gefördert, sich für ein tolerantes Miteinander in unserer Gesellschaft und für die Verständigung in Europa eingesetzt.

Ihre Ehrung erfolgte zum 76. Jahrestag des 8. Mai 1945, des Tages, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa endete und Deutschland und Europa vom Nationalsozialismus befreit wurden.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Sarah Hüttenberend, Wuppertal (Nordrhein-Westfalen)
Verdienstmedaille

Rassismus hört nicht mit dem Jahr 1945 auf, sagt Sarah Hüttenberend. Mit ihrem Anliegen, aus der Geschichte zu lernen und dabei auch schon den Jüngsten in unserer Gesellschaft eine aktive Rolle zu geben, hat sie vor mehr als zehn Jahren den Verein Zweitzeugen gegründet, dessen Vorsitzende sie auch ist. Über die persönlichen Erzählungen von Shoah-Überlebenden will der Verein vor allem junge Menschen dafür sensibilisieren, wohin Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und die Mechanismen von Ausgrenzung führen können. Sarah Hüttenberend interviewt Zeitzeugen und veranstaltet mit ihrem Verein Schulprojekte, Workshops und Ausstellungen, in denen sie die ihr anvertrauten Lebensgeschichten weitergibt. Dabei lässt sie ihr Publikum selber zu Zweitzeugen werden – damit die mahnenden Stimmen der Überlebenden auch in Zukunft nicht verstummen.

Michael Kupiec, Erfurt (Thüringen)
Verdienstmedaille

Mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Golm des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge begann Michael Kupiec, sich für Frieden und Völkerverständigung zu engagieren. Schon bald darauf wurde er Teamer für Workcamps des Volksbundes und organisierte deutsch-polnische und internationale Jugendbegegnungen mit. Nicht nur seine hervorragenden Sprachkenntnisse, auch sein breites Geschichtswissen und seine Aufgeschlossenheit verbunden mit großer Hilfsbereitschaft haben dazu beigetragen, dass unter den jungen Menschen wahre Völkerverständigung gelebt wurde. In den Landesverbänden Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen hat er auch viele weitere Ehrenämter übernommen. Von 2017 bis 2019 war er außerdem Vorsitzender des Bundesjugendarbeitskreises und vertrat im Bundespräsidium die jungen Ehrenamtlichen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Django Heinrich Reinhardt, Koblenz (Rheinland-Pfalz)
Verdienstkreuz am Bande

Django Heinrich Reinhardt stammt aus einer der bekanntesten Jazz-Familien Europas und aus einer Familie, die als Sinti in der NS-Zeit verfolgt war. Schon als junger Mensch erlebte er, wie Musik Kulturen zusammenführen und Vorurteile überwinden kann. Dies machte er auch zu seiner eigenen Aufgabe – und ist dabei als Musiker wie auch als engagierter Bürger aktiv. So hat er den Verein Django Reinhardt Kultur und Beratung gegründet, um Sinti und Roma wo nötig zu unterstützen. Im Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Rheinland-Pfalz war er stellvertretender Vorsitzender. Zudem ist Django Heinrich Reinhardt Mitglied der Lagergemeinschaft der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück. Bei seinem großen Engagement ist es für ihn selbstverständlich, dass nicht allein Sinti und Roma seine Hilfe finden, sondern generell Menschen in Notsituationen, gleich welcher Abstammung sie sind oder woher sie kommen.

Maren Schoening, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Dank Maren Schoening wurde 2015 das Deutsch-Ungarische Jugendwerk ins Leben gerufen. Denn sie weiß, dass Völkerverständigung durch nichts so sehr gefestigt werden kann wie durch persönliche Begegnungen. Und da sich, wie sie sagt, junge Deutsche nicht nur für die legendären Budapester Ruinenbars interessieren, sondern auch für die mittel- und osteuropäische Geschichte oder die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder, wurde das Deutsch-Ungarische Jugendwerk ebenso zu einer Erfolgsgeschichte wie sein Vorbild, das Deutsch-Französische Jugendwerk. 2016 gründete Maren Schoening in Budapest den ungarischen Partnerverein. Beide leitet sie ehrenamtlich. Dabei gelingt es ihr auf beeindruckende Weise, jungen Menschen den europäischen Gedanken nahezubringen, Brücken zu bauen und so auch die deutsch-ungarischen Beziehungen aus der Gesellschaft heraus zu stärken.

Dr. Elisabeth Seligmann und Dr. Rafael Seligmann, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Jüdische Kultur ist Teil deutscher Geschichte und gesellschaftlichen Lebens. Dies einer breiten Öffentlichkeit deutlich zu machen, haben sich Elisabeth und Rafael Seligmann mit ihrem Wirken im journalistischen und publizistischen Bereich zur Aufgabe gesetzt. Ein ganz herausragendes Beispiel dafür ist die von ihnen gegründete Zeitung Jewish Voice from Germany, die sie von 2012 bis 2019 herausgegeben und mit der sie die englischsprachige Welt eingehend über das aktuelle jüdische Leben in Deutschland mit seinen vielen Facetten informiert haben. Die Zeitung hatte so großen Erfolg, dass nach kurzer Zeit parallel zur englischen Ausgabe auch eine deutsche erschien. Elisabeth und Rafael Seligmann haben damit enorm zum gegenseitigen Verständnis zwischen Deutschland und der großen internationalen jüdischen Gemeinschaft beigetragen – und nicht nur das: Sie fördern auch innerhalb unserer Gesellschaft das gegenseitige Verständnis füreinander.