Bundespräsident kondoliert zum Tod von Theo Sommer

Schwerpunktthema: Bericht

23. August 2022

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Sabine Sommer zum Tod ihrer Mannes Theo Sommer kondoliert. Der Bundespräsident schreibt: "Theo Sommer hat uns gelehrt, stets offen für Neues zu bleiben, keiner Mühe auszuweichen und den Wandel als ständigen Begleiter zu begreifen. In einem seiner letzten Interviews benannte er drei Dinge, die das ‚Dasein im Winterpalast des Lebens lebenswert machen: Erinnerung, Vernunft und Fantasie‘".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schreibt eine Kondolenz im Arbeitszimmer (Archivbild)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Sabine Sommer zum Tod ihrer Mannes Theo Sommer kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Die Nachricht vom Tode Ihres Mannes hat mich sehr traurig gemacht. Ich spreche Ihnen und allen Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus.

Theo Sommer war eine herausragende Persönlichkeit des deutschen Journalismus, er hat Die Zeit, aber auch die Bundesrepublik geprägt. Er war ein leidenschaftlicher Streiter für Freiheit und Demokratie. Wortgewaltig. Meinungsstark. Und dabei ein freundlicher, offener Mensch, dem man gerne zuhörte und der selbst zuhören konnte.

Er habe das Glück gehabt, in einer Zeit Chefredakteur gewesen zu sein, als das Fernsehen noch keine Macht gehabt habe und das Internet weit weg war, hat Ihr Mann einmal gesagt. Und tatsächlich ist eine Karriere wie seine heute kaum noch vorstellbar. Theo Sommer hat journalistisch alle Bundeskanzler und alle Bundespräsidenten unseres Landes erlebt. Als er 1958 zur Zeit kam, hieß der Bundeskanzler noch Konrad Adenauer. Als er 1973 Chefredakteur wurde, regierte in Bonn eine sozialliberale Koalition unter Willy Brandt. Er war 64 Jahre bei der Zeit. Und nur einmal hat er die Redaktion kurz verlassen, 1969, um den Planungsstab des damaligen Verteidigungsministers Helmut Schmidt aufzubauen.

Viele Jahrzehnte habe ich persönlich mit großer Neugier Die Zeit aufgeschlagen, um die Analysen und Kommentierungen Ihres Mannes zum politischen Geschehen zu lesen. Theo Sommer war ein Welterklärer, aber auch ein Weltreisender.

Er wollte beobachten und nicht nur am Schreibtisch in Hamburg arbeiten. Dazu war er viel zu neugierig auf die Welt.

Mit seinem Wirken hat Theo Sommer Zeitgeschichte geschrieben. Als noch niemand davon sprach, kommentierte er im Jahre 1986 vorausschauend: ‚Wir sind ein Einwanderungsland, und wir sollten uns dazu bekennen.‘ Mittlerweile gehört Einwanderung zur Zukunft unseres Landes. Ob als brillanter Analytiker, als Historiker oder als streitbarer Publizist – seine Stimme wurde gehört und beachtet. Seine Beiträge bleiben ein wertvoller politischer Imperativ für Gegenwart und Zukunft.

Theo Sommer hat uns gelehrt, stets offen für Neues zu bleiben, keiner Mühe auszuweichen und den Wandel als ständigen Begleiter zu begreifen. In einem seiner letzten Interviews benannte er drei Dinge, die das ‚Dasein im Winterpalast des Lebens lebenswert machen: Erinnerung, Vernunft und Fantasie‘. Von allem hatte er reichlich!

Wir trauern um einen großartigen Menschen und einen großen Journalisten. Ich werde Ihren Mann niemals vergessen.

In dieser schweren Zeit wünsche ich Ihnen Kraft und die Gemeinschaft mit Menschen, die Ihnen mit Trost und Hilfe zur Seite stehen.