Ordensverleihung während der "Ortszeit Delitzsch"

Schwerpunktthema: Bericht

22. Mai 2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 22. Mai in Delitzsch vier Frauen und sechs Männer aus Sachsen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet

Gruppenfoto des Bundespräsidenten gemeinsam mit den Ordensträgern nach der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen im Barockschloss Delitzsch

Die Geehrten engagieren sich im Sport und in der musikalischen Ausbildung von Kindern, fördern die Integration, sind in der Demokratiebildung, in der Erinnerung gegen DDR-Unrecht und im Kampf gegen Rechtsextremismus aktiv, unterstützen Kinder bei ihrem Kampf gegen Krebs, engagieren sich für die medizinische Versorgung in Nepal und fördern das Zusammenleben vor Ort.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Luise Börner und Deborah Oehler, Dresden

Luise Börner und Deborah Oehler öffnen Kindern die Welt der Musik und des gemeinsamen Musizierens. Mit ihrem Projekt "Musaik – Grenzenlos musizieren“ bieten sie jungen Menschen nicht nur die Möglichkeit, kostenfrei ein Instrument zu nutzen, sondern auch eine musikalische Ausbildung zu erhalten. Über 100 Kinder aus mehr als 20 Herkunftsländern lernen bei ihnen Streich- und Blasinstrumente sowie Percussion zu spielen. Gelernt wird in der Gruppe, was den jungen Menschen ganz nebenbei auch hilft, Verantwortung zu übernehmen, besser zu kommunizieren und Toleranz zu üben. Regelmäßig können die Kinder und Jugendlichen das Erlernte zeigen, indem sie im Orchester mitwirken oder an Konzerten teilnehmen. Dies fördert auch ihr Selbstbewusstsein. So gelingt es Luise Börner und Deborah Oehler mit ihrem Projekt, für mehr Chancengleichheit zu sorgen und das gemeinschaftliche Miteinander in Dresden zu stärken.

Dr. Arne Drews und Silke Drews, Grimma

Nepalmed, ein Verein zur Unterstützung des nepalesischen Gesundheitswesens, wurde vor über 20 Jahren gegründet. Seit der ersten Stunde mit dabei sind Arne und Silke Drews. Arne Drews ist seitdem Vereinsvorsitzender, Silke Drews kümmert sich um die Akquise von Spendengeldern. In Nepal hat nur ein geringer Teil der Bevölkerung Zugang zu medizinischer Hilfe. Deshalb unterstützt Nepalmed die Arbeit von Krankenhäusern und Gesundheitsstationen außerhalb der großen Städte. Hierzu gehört auch, Straßen zu den Krankenhäusern zu bauen, Fahrzeuge für medizinische Zwecke anzuschaffen oder Unterkünfte für das Personal zu errichten. Einen hohen Stellenwert hat insbesondere die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Fachpersonals vor Ort. Dazu finden regelmäßig Kurse statt, in denen Spezialisten ihr Fachwissen weitergeben. Außerdem war das Ehepaar Drews maßgeblich an der Gründung einer nepalesischen Atemwegsgesellschaft beteiligt.

Andreas Führlich, Radebeul

Andreas Führlich weiß, wie es ist, als Kind an Krebs zu erkranken. Daher unterstützt er ein Mentorenprojekt der Deutschen Kinderkrebsstiftung, in dem ehemals betroffene Jugendliche onkologische Stationen besuchen, um über ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit akut Erkrankten zu sprechen. Sie machen Mut, geben Hoffnung und Beistand. Andreas Führlich ist außerdem Vorstandsvorsitzender von Sonnenstrahl e.V., einem Verein, der - in Kooperation mit der onkologischen Kinderstation des Uniklinikums Dresden - erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien unterstützt. Unter seiner Vereinsleitung etablierten sich die Musik- und Kunsttherapie sowie Sporttherapien. Mit dem "Elternhaus“ stellt sein Verein betroffenen Familien kostenfreie Wohnungen in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses zur Verfügung. Aktuell entsteht außerdem ein Therapie- und Beratungszentrum für krebskranke Kinder und Jugendliche, das durch den Sonnenstrahl e.V. finanziert wird.

Heinz Galle, Belgern-Schildau

Heinz Galle ist stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen der Opfer des Stalinismus und engagiert sich als Zeitzeuge, um auf das DDR-Unrecht aufmerksam zu machen. Er wurde in der DDR wegen sogenannter "Staatsverleumdung“ zu einer Haftstrafe verurteilt, die er im Arbeitslager Maxhütte verbüßte. Durch die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen erlitt er gesundheitliche Schäden, die teilweise bis heute andauern. Dennoch blieb er in seiner Heimat und war im Herbst 1989 in wichtiger Funktion an der Friedlichen Revolution beteiligt. So wirkte er bei der Besetzung der "Runden Ecke“ in Leipzig mit und wurde vom Bürgerkomitee bevollmächtigt, die Strukturen der Staatssicherheit in Leipzig und Torgau aufzulösen. Heute liegt ihm ein würdiges Gedenken an die Opfer des Stalinismus und die Aufarbeitung des Unrechts in der DDR am Herzen. So brachte er sich beispielsweise in die Neukonzeption der Dauerausstellung des Erinnerungsortes Torgau mit ein.

Gudrun Gatzsche, Delitzsch

Dass es in Delitzsch mit dem "Soziokulturellen Zentrum“ einen Ort des Austauschs und Miteinanders gibt, ist ganz maßgeblich Gudrun Gatzsche zu verdanken. Unter dem Dach des Zentrums leitet sie die Nähstube "Stoffwechsel“, verschiedene Sportgruppen und ist Mitinitiatorin des Nachbarschaftstreffs "Amselnest“. Ihre Ausbildung als Schneiderin und ihr handwerkliches Geschick bringt sie auch ehrenamtlich ein. Seit 20 Jahren näht sie Kostüme für die Musik- und Showtanzgruppe "Nordlichter“ der Erasmus-Schmidt-Oberschule und trägt so regelmäßig zum Gelingen der Auftritte bei. Auch das "Schwedencamp“ auf dem historischen, jährlich stattfindenden Peter&Paul-Stadtfest organisiert sie seit vielen Jahren. Außerdem ist sie Gründungsmitglied der Landfrauen des Ortsvereins Beerendorf und unterstützte Seniorinnen und Senioren. Mit ihrem beeindruckenden Engagement hat sich Gudrun Gatzsche in vorbildhafter Weise um das Zusammenleben vor Ort verdient gemacht.

Ralf Hron, Chemnitz

Ralf Hron hat nicht nur maßgeblich daran mitgewirkt, die Gewerkschaftsstrukturen des DGB in Ostdeutschland und Sachsen aufzubauen. Er brachte sich auch mit großem Engagement in den Neuaufbau von Jugendverbandsstrukturen in Sachsen ein. Darüber hinaus engagiert er sich in der Bildungs- und Demokratiearbeit. Das Netzwerk für Demokratie und Courage hat er mitgegründet und ist dessen Vorsitzender. Ziel des Netzwerkes ist es, junge Menschen zu motivieren, sich aktiv für eine demokratische Kultur einzusetzen. In Schulen finden immer wieder Projekte dazu statt. Ein persönliches Anliegen von Ralf Hron ist es, sich gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit zu positionieren. So hat er Courage-Konzerte in Leipzig mitorganisiert, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu setzen. Außerdem unterstützen er und seine Familie seit Jahren eine tunesische Mutter und ihre Kinder.

Dr. Hussein Jinah, Dresden

"Als Weltbürger zu Hause in Sachsen“: so lautet der Titel des autobiografischen Buches von Hussein Jinah. Und für diesen Anspruch steht er im täglichen Leben ein: engagiert und unbeirrt für Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander. Offenherzig und mit dem Bewusstsein um individuelle Bedürfnisse und unterschiedliche Kulturen gelingt es ihm, Verständnis füreinander zu vermitteln. Dabei setzt er sich insbesondere aktiv gegen die Pegida-Bewegung ein und bezieht Position gegen alle Tendenzen, demokratische Institutionen geringzuschätzen und abzuwerten. Auch für die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte setzt er sich ein. Er war Mitglied des Integrations- und Ausländerbeirates der Stadt Dresden und ist selbst Vorbild für gelungene Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Neben seinem Beruf als Streetworker engagierte er sich ehrenamtlich als Gemeindedolmetscher und ist Mitglied im Bundesmigrationsausschuss von ver.di.

Enrico Nürnberger, Delitzsch

Die Leidenschaft von Enrico Nürnberger ist der Boxsport. In seiner Jugend war er DDR-Meister und später in der Bundesliga erfolgreich, bevor er auf die Trainerseite wechselte und ehrenamtlich Kinder und Jugendliche fördert. 2015 gründete er den Boxring Delitzsch und trainiert dort Nachwuchs- und Wettkampfsportler im Leistungsbereich, aber auch im Breitensport. Der Verein ist für seine aktive Kinder- und Jugendarbeit bekannt und hat eine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dabei vermittelt Enrico Nürnberger neben dem Sport auch Sozialkompetenz, Teamgeist und Demokratieverständnis. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement für die Integration von Kindern aus Familien mit Fluchterfahrung und Migrationsgeschichte. Für alle kümmert er sich auch um die finanzielle Unterstützung für Kleidung und Boxequipment. Außerdem geht er aktiv auf die Familien zu und unterstützt sie z.B. beim Erlernen der deutschen Sprache oder bei Behördengängen.