Bundespräsident gratuliert Michail Gorbatschow

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

1. März 2021


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem früheren Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und späteren Staatspräsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, zum 90. Geburtstag am 2. März gratuliert. Der Bundespräsident schreibt:

Es ist mir eine Ehre und Freude, Ihnen im Namen meiner Landsleute von ganzem Herzen zum 90. Geburtstag zu gratulieren.

Ihr mutiges Wirken im Zeichen des Friedens und der Freiheit ist in Deutschland unvergessen. Sie haben mit Ihrem politischen Handeln, aber auch mit Ihrem Vertrauen in ein geeintes Deutschland entscheidend dazu beigetragen, dass die Teilung des europäischen Kontinents friedlich überwunden wurde. Sie wissen, dass Sie in Deutschland viele Freunde haben. Sie sollen auch wissen, dass wir Deutsche Ihnen für Ihren unschätzbaren Beitrag zur friedlichen Einheit Deutschlands auf immer dankbar sein werden. Dieses historische Glück war alles andere als selbstverständlich. Es war das Werk vieler. Es war aber auch und ganz wesentlich Ihr Werk. Sie gehören zu den Menschen, die Geschichte gemacht haben.

Persönliche Begegnungen sind in diesen herausfordernden Zeiten der Pandemie schwierig und selten geworden. Umso gegenwärtiger ist mir unser letztes Zusammentreffen in Moskau vor gut drei Jahren. Nicht zum ersten Mal haben wir bei dieser Gelegenheit über die vielen – nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – verpassten Chancen für eine wirklich kooperative europäische Friedensordnung gesprochen. Und schon damals mussten wir feststellen, dass wir von unserer gemeinsamen Hoffnung einer guten Nachbarschaft und vertrauensvollen Partnerschaft zwischen Russland und Deutschland im von Ihnen weitsichtig entworfenen gemeinsamen Haus Europa noch weit entfernt waren.

Nichts ist seit unserer letzten Begegnung in den Beziehungen einfacher geworden. Das besorgt viele Menschen, nicht nur in Deutschland. Aber die Verpflichtung, uns mit dieser wachsenden Distanz und der immer stärker spürbaren Entfremdung nicht abzufinden, sondern ihr den immer neuen Versuch der Verständigung und der Begegnung auf möglichst vielen Ebenen entgegenzusetzen, ist heute so wichtig und so drängend wie in den Tagen, in denen Sie Verantwortung trugen. Wir leben in der Gegenwart eines schwierigen Verhältnisses, aber es gibt eine Vergangenheit davor und eine Zukunft danach. Für die Zukunft eines friedlichen Europas tragen wir auf beiden Seiten Verantwortung, auch mit Blick auf die, die nach uns kommen. Ihr Wirken, mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt, bleibt uns darin stets Ansporn und Maßstab.