Bundespräsident Steinmeier kondoliert zum Tod von Fritz Pleitgen

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

16.09.2022 18:45


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Gerda Pleitgen zum Tod ihres Mannes Fritz Pleitgen kondoliert:

Die Nachricht vom Tod Ihres Mannes macht mich tief traurig.

Fritz Pleitgen hat den öffentlich-rechtlichen Rundfunk über Jahrzehnte in verschiedenen Positionen entscheidend geprägt, als Korrespondent, Chefredakteur, Hörfunkdirektor und Intendant des WDR, ebenso als Vorsitzender der ARD und Präsident der Europäischen Rundfunkunion. Wie visionär er war, zeigt nicht zuletzt die von ihm ganz wesentlich mit vorangetriebene Gründung des Informationssenders Phoenix.

Nur wenige Journalisten haben sich so sehr um den eigenen Berufstand und um die Demokratie verdient gemacht wie Ihr Mann.

Fritz Pleitgen war nicht nur ein bedeutender Journalist und scharfsinniger Beobachter der Politik. Er war mehr: Für sehr viele Menschen in unserem Land war er ein oft und gerne gesehenes Gesicht im Fernsehen; ein journalistischer Begleiter, dessen Einschätzungen man vertraute – und der damit für eine Stärke des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stand.

Ganze Generationen haben Ihren Mann als ruhigen, unaufgeregten Berichterstatter kennen- und schätzen gelernt: ob als Korrespondent aus Washington, als Gastgeber des Presseclubs oder Moderator des ARD-Brennpunkts.

Journalismus heißt nicht zuletzt: auf Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören. Während seiner Korrespondentenzeit in der damaligen DDR brachte Ihr Mann den Menschen im Westen das geteilte Deutschland nahe, weil er sich die Zeit nahm, den Bürgerinnen und Bürgern im Osten aufmerksam zuzuhören und damit ihre Stimmen in die Wohnzimmer im Westen unseres Landes brachte. Das gelang ihm so außergewöhnlich gut, weil er sich mit seiner so behutsamen wie beharrlichen Art großes Vertrauen auf beiden Seiten erarbeiten konnte. In einer Zeit, in der die deutsche Teilung unüberwindlich schien, schuf Fritz Pleitgen eine tiefe Verbundenheit zwischen beiden Teilen unseres Landes.

Fritz Pleitgen versuchte sich nie an schnellen Antworten, sondern tat immer das, was am Anfang jeder journalistischen Arbeit steht: Er stellte Fragen. Und das in einer differenzierenden, verständlichen, nahezu gelassenen Art, die sich nie von der Hektik des Geschehens anstecken ließ. Seine Kompetenz, seine Leidenschaft, seine Nachdenklichkeit, sie werden unserem Land fehlen. Auch mir persönlich wird er fehlen – als Gesprächspartner, als Zeitzeuge entscheidender Jahre unserer Nachkriegsgeschichte. Unsere Wege haben sich in seinen unterschiedlichen Funktionen und an vielen Orten immer wieder gekreuzt. Unsere Begegnungen werde ich in bleibender Erinnerung bewahren.

In dieser schweren Zeit wünsche ich Ihnen Kraft und die Gemeinschaft mit Menschen, die Ihnen mit Trost und Hilfe zur Seite stehen.