Jazzkonzert mit Wolfgang Haffner & Friends

Schwerpunktthema: Rede

Schloss Bellevue, , 12. August 2019

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 12. August zu einem Jazzkonzert mit Wolfgang Haffner & Friends in den Park von Schloss Bellevue eingeladen. Zu Beginn des Konzerts sagte er: "Manche denken zurück an den Urlaub in südlichen Gestaden oder träumen sich wieder dahin. Was hilft gegen einen leichten Blues? Guter Jazz!"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rede bei einem Jazzkonzert mit Wolfgang Haffner and Friends im Präsidentengarten von Schloss Bellevue

Berlin Mitte August: Die Ferien sind vorbei, die meisten haben die Arbeit wahrscheinlich wieder begonnen, leichte Melancholie macht sich breit. Manche denken zurück an den Urlaub in südlichen Gestaden oder träumen sich wieder dahin.

Was hilft gegen einen leichten Blues? Guter Jazz! Und deswegen haben wir ein paar Stühle im Garten aufgestellt und Wolfgang Haffner gebeten, ein paar Leute zusammenzutelefonieren: wunderbare und exzellente Jazzmusiker. Wir freuen uns, dass Sie alle gekommen sind: Jazzfreunde, Jazzmusiker, Jazzinteressierte. Zwei will ich besonders begrüßen: Bill Ramsey, dem ich zum Geburtstag gratuliert habe, und Rolf Kühn, der bald einen runden Geburtstag feiert.

Ich weiß nicht, was Ihr Sehnsuchtsort ist. Viele wünschen sich vermutlich in Richtung Mittelmeer: Spanien, Andalusien. Ich will darüber nichts erzählen, sondern wir machen das heute Abend musikalisch. Wir haben jemanden eingeladen, der das besonders gut kann: Wolfgang Haffner. Die meisten kennen ihn von Kind of Cool – einem lässig-coolen Ritt durch das amerikanische Songbook.

Heute Abend hören wir auch einige Stücke aus seinem neuen Album Kind of Spain – eine Hommage an die großen iberischen Standards, gemischt mit traumhaften und verträumten eigenen Kompositionen und Arrangements.

Je sanfter du es spielst, desto stärker wird es, das sagte Miles Davis über seine Einspielung des Concierto de Aranjuez. Und so empfand es bei seiner Aufnahme vermutlich auch Wolfgang Haffner. Ein Kritiker schrieb: Hier spielt keiner einen Ton zu viel, sicher nicht der Bandleader, der so gar nichts von einem geltungssüchtigen Trommelderwisch hat.

Stattdessen führt er uns – was für ein schönes Bild! – als konzentrierter und lässiger Reiseleiter durch seine Musik, die entspannt wie ein Tag am Strand ist. Statt mit Regenschirm und Stadtplan ist er mit Besen und Schlagzeugschlägeln bewaffnet. Begrüßen wir unseren Reiseführer des heutigen Abends: Wolfgang Haffner!

Ganz besonders freut uns, dass unser Reiseleiter ein absolutes Starensemble zusammengebracht hat, oder wie man bei ihm sagen müsste: zusammengetrommelt hat. Heute Abend gibt sich eine der großen Jazzstimmen Deutschlands die Ehre, zwei ECHOS hat sie in der Tasche, viele andere Auszeichnungen auch: Herzlich willkommen, Céline Rudolph!

Über seine delikaten Trompetenklänge auf Kind of Spain schrieb ein begeisterter Kritiker – und meinte das als höchstes Lob: Sebastian Studnitzky leidet still wie ein Pilger in der heißen Mittagssonne Andalusiens. Bei diesen Temperaturen ist kein Sonnenstich mehr zu befürchten: Begrüßen wir Sebastian Studnitzky!

Unseren nächsten Gast kenne ich vom Bonner Jazzfest. Da lockte er so virtuos Klänge aus dem Vibraphon, wie seine Fans das von ihm gewohnt sind. Ich verspreche: Das ist atemberaubend. Wahlweise mit einem, zwei, drei oder vier Schlägeln, aber, ich habe nachgezählt, trotzdem nur mit zwei Händen. Wir freuen uns auf Christopher Dell!

Wolfgang Haffner war damals 18 Jahre alt, als der große Albert Mangelsdorff ihn eines Morgens anrief und in seine Band holte. Der Pianist des heutigen Abends ist schon 21 und sorgt für Furore in der Klavierszene: Herzlich willkommen, Simon Oslender!

Und last but not least – zusammen mit Wolfgang Haffner bildet er die wohl coolste Rhythmussektion der Republik – der Mann mit dem Groove: Claus Fischer am Bass!

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Haffner, Fischer und so weiter – spanische Musik, gespielt von einem deutschen Jazz-Sextett? Mediterrane Passion bei uns, nördlich der Alpen – passt das überhaupt zusammen?

Seit mir Wolfgang Haffner sein Album Kind of Spain geschickt hat, läuft mein CD-Player heiß. Ich kann also mit einiger Zuversicht sagen: Das passt ganz wunderbar zusammen!

Jetzt wünsche ich uns allen viel Vergnügen – wenn nicht am Strand, dann immerhin am zweitschönsten Ort der Welt: im Park von Schloss Bellevue. Herzlich willkommen!