Einmal zum Finale nach Berlin fahren, das ist für viele Sportlerinnen und Sportler in unserem Land ein großer Traum. Und Ihr alle, liebe Schülerinnen und Schüler, habt es geschafft. Ihr habt viele Hürden überwunden und diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Euch und Ihnen allen ein herzliches Willkommen im Olympiastadion, hier in der Sportmetropole Berlin.
Mehr als 4.000 Athleten aus der ganzen Republik sind zu diesem Herbstfinale angereist. Es sind die besten Schulmannschaften aus 16 Bundesländern. Und der Einzug ins Stadion eben, die Ehrenrunde auf der blauen Bahn, das war auf jeden Fall schon mal olympiareif. Ihr alle habt hart für dieses Finale trainiert. Ihr fiebert jetzt den Wettkämpfen entgegen, und ich finde, Ihr verdient donnernde Unterstützung, viel Applaus hier aus der Westkurve.
Ich freue mich riesig, heute Vormittag dabei zu sein, als Bundespräsident, natürlich als Schirmherr, aber auch als Sportfan. Und ich freue mich, gemeinsam mit Euch und mit Ihnen das Jubiläumsjahr von Jugend trainiert für Olympia
einzuläuten.
Denn vor genau 50 Jahren, im September 1969, fiel hier in diesem Stadion der Startschuss für das erste Bundesfinale. Deutschland war damals noch geteilt, die Finalisten waren mit dem Flugzeug auf die Insel West-Berlin gekommen, und nach der Siegerehrung feierten sie mit Wim Thoelke und dem RIAS-Tanzorchester – ich glaube, die Namen sind nur noch den Älteren hier unter uns bekannt.
Ich selbst war damals 13 Jahre alt, ging in Lippe in Westfalen zur Schule, spielte am liebsten Fußball, mit großer Leidenschaft, aber nicht mit dem Talent, um hier anzutreten. Für die legendäre Regenjacke mit dem Logo von Jugend trainiert
jedenfalls, die man bald überall sehen konnte, hat‘s bei mir leider nicht gereicht, und damals als Schüler habe ich das bedauert.
Was vor 50 Jahren hier in Berlin mit Leichtathletik und Schwimmen begann, das ist heute zum größten Schulsportwettbewerb der Welt geworden. Jedes Jahr bringt Jugend trainiert für Olympia & Paralympics
hunderttausende Mädchen und Jungen in Bewegung, von den Basketballern bis zu den Skifahrern.
Und das Beste ist: Der Wettbewerb führt Sportler mit und ohne Behinderung zusammen, sie lernen sich kennen, unterstützen sich gegenseitig, sind füreinander da. Ich finde, dieses Miteinander ganz verschiedener Menschen, dieser Zusammenhalt im Sport, das ist ein großes Vorbild für uns alle. Ich wünsche mir jedenfalls mehr Teamgeist nicht nur beim Sport, sondern in der ganzen Gesellschaft.
Unser Land hat Jugend trainiert
viel zu verdanken. Der Wettbewerb begeistert junge Menschen für den Sport, weckt Freude an der Leistung, und wir wissen: Wenn der Funke erst mal übergesprungen ist, dann bleiben viele ihr Leben lang aktiv, und nicht nur im Sport. Jugend trainiert
stärkt auch Schulgemeinschaften in ganz Deutschland, das haben wir eben auf den Rängen sehen und vor allem auch hören können.
Nicht zuletzt bringt der Schulwettbewerb Talente ans Licht, baut Brücken in die Vereine und ebnet Wege in den Spitzensport. Viele spätere Weltmeister und Olympiasieger haben einmal bei Jugend trainiert
angefangen, einige Superstars wie Michael Groß, Heike Henkel, Britta Steffen sind heute hier, die zittern schon vor den vielen Autogrammen, die sie gleich schreiben müssen, freuen sich aber auch, dass Ihr die nächsten seid, die bei Jugend trainiert
Autogramme schreiben müssen.
Was ich aber am allerwichtigsten finde: Bei Jugend trainiert
lassen Sportlerinnen und Sportler die Olympische Idee lebendig werden, eine Idee, die die Nationalsozialisten 1936 auch hier in diesem Stadion so schändlich missbraucht haben.
Fairness üben, sich an die Regeln halten, keine faulen Tricks anwenden, keine verbotenen Substanzen einnehmen; den Gegner als Konkurrenten, nicht als Feind sehen, jeden gleich wertschätzen, ohne Ansehen von Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung; dem verdienten Sieger gratulieren, dem Verlierer Respekt zollen – ich finde, diese Werte müssen wir heute überall hochhalten und verteidigen.
Die meisten von Euch wissen das schon: Gewinnen ist wichtig, aber Gewinnen ist eben nichts alles. Das gilt im Sport ebenso wie in Wirtschaft und Politik. Nicht alle Mittel sind erlaubt, und mancher Preis ist am Ende zu hoch. Deshalb, liebe Schülerinnen und Schüler: Ganz egal, welchen Herausforderungen Ihr Euch im Leben noch stellen werdet – bitte bleibt sauber und bleibt fair.
Ich danke allen, die Jugend trainiert
unterstützen, der Deutschen Schulsportstiftung, den Sponsoren, und nicht zuletzt, weil die ganz wichtig sind, den Lehrerinnen und Lehrern. Und ich wünsche uns allen spannende und faire Wettkämpfe. Alles Gute und viel, viel Erfolg! Herzlichen Dank.